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Umwelt- und Klimaschutz als kirchlicher Auftrag? - Titelkommentar von Beate Corbach in der Kirchenzeitung vom 26.03.2023

Bis 2045 will die Landeskirche klimaneutral sein. Dafür müssen Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen im Gebäudebereich rund 900000 Tonnen Treibhausgase im Vergleich zu 2015 einsparen. Vor zehn Jahren hat die Landeskirche ein Umweltkonzept verabschiedet, das für dieses Ziel erste konkrete Schritte vorgegeben hat. Sollte der Umwelt- und Klimaschutz wirklich ein vordergründiges Ziel des kirchlichen Auftrags sein?

VON BEATE CORBACH.

Am Montag feierten zahlreiche GefährtInnen einige Jubiläen unserer Umwelt- und Klimaschutzarbeit in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO): Zehn Jahre Umweltkonzept, fünf Jahre Klimaschutzmanagement, zwei Jahre Klimaschutzgesetz. Es war ein schönes Fest. Wir haben gemeinsam zurück und vorausgeschaut.

Eine Frage, die dabei immer wieder im Raum stand, war die, ob zehn Jahre Umweltkonzept, fünf Jahre Klimaschutzkonzept und zwei Jahre Klimaschutzgesetz eigentlich schon ziemlich viel oder doch eher recht wenig sind. Wie immer kommt es auf den Standpunkt des oder der Betrachterin an.

Schöpfer von Himmel und Erde

Vielleicht noch einmal ganz von vorn. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Bald danach schuf er das Wasser, dann die Geschöpfe der Erde. Pflanzen, Tiere, schließlich auch den Menschen, dem Gott den Auftrag gab, diese Welt zu bebauen und zu bewahren. „Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte“, heißt es am Anfang unserer Bibel (1. Mose 2, 15). Dieser Auftrag nimmt heute eine zentrale Stellung in unserem Glaubensleben ein.

Wir ChristInnen sind in unserer Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen miteinander verbunden durch das Bekenntnis unseres Glaubens. Der Glaube an Gott als Schöpfer dieser Welt steht in unserem Glaubensbekenntnis an erster Stelle: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“. Das bekennen wir in jedem Gottesdienst aufs Neue.

Unser Glaubensbekenntnis ist in seinem Kern also nicht nur das Bekenntnis eines Gottesglaubens, sondern auch ein Bekenntnis zu Gottes Schöpfung. Bereits in unserem gemeinsamen Glaubensbekenntnis stellen wir uns also auch gemeinsam in die Verantwortung des Auftrages zur Bewahrung der von Gott geschaffenen Welt.

Was heißt das aber für unseren Alltag? Es bedeutet, dass für all das, was wir als ChristInnen tun, in unserem täglichen Leben, im Dienst an den Nächsten, in der Ausübung und Verkündigung unseres Glaubens und so weiter, dass für all dies auch der Auftrag Gottes, seine Schöpfung zu bewahren, gilt und inbegriffen ist.

Überfordert uns das aber nicht sehr? Wie kann ich in allem, was ich tue und was mich viel Kraft, Zeit, oft auch Geld kostet, auch noch Gottes Schöpfung im Blick behalten? Schaffe ich es, immer den richtigen, also ökofairen Kaffee oder das Blau-Engel-Papier zu kaufen? Noch weniger Fleisch zu essen? So oft wie möglich, das Auto stehen zu lassen, besonders wenn ich im ländlichen Raum wohne? Schaffe ich das alles?

Nein, allein werde ich es nicht schaffen. Aber, und das ist die gute Botschaft: Wir werden es gemeinsam und mit Gottes Hilfe schaffen, die große Aufgabe der Schöpfungsbewahrung in all unserem Tun zu bewältigen. Wir werden uns gegenseitig helfen und weiter bringen. Der eine weiß und tut dieses, die andere jenes.

Vorbildlich und verbindlich.

Als Gemeinschaft der Gläubigen, als Landeskirche, haben wir uns Konzepte und Gesetze gegeben, die einen hilfreichen Rahmen auf - spannen, so dass nicht jeder und jede alles allein machen muss. Zehn Jahre Umweltkonzept, fünf Jahre Klimaschutzmanagement, zwei Jahre Klimaschutzgesetz zeigen, dass wir schon große Schritte geschafft haben und unsere Verantwortung als Landeskirche in einer sehr vorbildlichen und verbindlichen Weise übernommen haben. Wir können das als großen Erfolg feiern. Das wichtigste dabei ist aber vielleicht dieses: Unsere Umweltarbeit in der EKBO, die ihre Wurzeln besonders auch in der Umweltbewegung der (Vor-)Wendezeit hat, war schon immer ein Gemeinschaftswerk. Nachdem wir in der EKBO in unserem Umweltkonzept viel von den Erfahrungen anderer Landeskirchen übernehmen durften, geben wir mit unserem Klimaschutzgesetz nun viel Wissen und Erfahrungen an andere Landeskirchen und Bistümer zurück. Vor allem ist unsere Umweltarbeit aber ein Gemeinschaftswerk in unseren Kirchengemeinden, Kirchenkreisen, Verwaltungen und den vielen anderen kirchlichen Einrichtungen. Dies war auch in unserer Jubiläumsfeier deutlich zu spüren. Lassen Sie sich mitnehmen von der Kraft der Gemeinschaft und von unserem gemeinsamen Glaubensbekenntnis.

Infokasten: Im April 2014 verabschiedete die Landessynode der EKBO ein Umweltkonzept, das erste einer Landeskirche überhaupt, mit verschiedenen Handlungsempfehlungen. Seit 2017 gibt es in der Landeskirche ein Klimaschutzkonzept, das den Weg für die Einführung von Klimaschutzmanger*innen geebnet hat, die bei der Umsetzung der notwendigen Klimaschutzmaßnahmen beraten und unterstützen. Seit 2021 steht diese Arbeit auf einem gesetzlichen Fundament, dem Klimaschutzgesetz der EKBO. Neben weiteren Regelungen verpflichtet es zur Nutzung von Ökostrom. Verursacher von Treibhausgasen müssen eine Klimaschutzabgabe zahlen, die zur Förderung von Maßnahmen in den kirchlichen Einrichtungen zur Verfügung steht.

Letzte Änderung am: 11.04.2024