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Die Welt gut durch die Zeit bringen“ - Die ökumenische Initiative „Wir kaufen anders“

Newsletter März 2024

                                      

Büromaterial, Putzmittel, Kaffee, Tee und Kekse - in Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen wird davon viel verbraucht. Je größer der Konsum, um so belastender ist das für Umwelt, Mensch und Tier. Und doch kann man beim Einkaufen dieser Artikel auch zur Bewahrung der Schöpfung beitragen. Wie das geht, erfahren Sie hier.   

Im Advent sind mir eine Reihe von Social-Media-Posts aufgefallen. Mal wurde ich auf einen Adventskalender mit fairer Vollmilchschokolade aufmerksam gemacht, mal auf Tee aus biologischem Anbau oder nachhaltige Kerzen. Alle Posts führten mich zu einem Einkaufsportal mit dem Namen „wir-kaufen-anders“.  Was es damit auf sich hat, erklärt mir Anja Luft. Sie ist Fachpromotorin für nachhaltige Beschaffung für die Evangelische Landeskirche in Baden.  

„Wir-kaufen-anders“ ist ein Angebot für Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen. „Ziel ist es, dass sich Gemeinden und Einrichtungen leicht, transparent und ohne lange Recherche über nachhaltige Produkte informieren können. Und sie sollen diese Produkte natürlich auch konkret über das Portal einkaufen können,“ sagt Anja Luft. Die Initiative für „Wir-kaufen-anders“ ist 2015 von der badischen Landeskirche ausgegangen. Inzwischen kooperieren neun Landeskirchen und Diözesen, seit 1. November 2023 zum Beispiel auch die württembergische Landeskirche. „Bei zehn würden wir dann auch eine kleine Party machen“, ergänzt sie lachend.    

Öko-fair-sozialen Einkauf will das Einkaufsportal „Wir kaufen anders“ für Kirche und Diakonie ermöglichen. Was ist damit gemeint? Anja Luft erklärt es so: „Als ökologisch werden die Produkte bezeichnet, die bei der Produktion, Nutzung und Entsorgung möglichst wenig Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem haben. Das kann sich zum Beispiel auf die Energieeffizienz oder die Reparaturfähigkeit eines Produktes beziehen. Faire Produkte sind gut an den gängigen Siegeln wie Fairtrade oder GEPA zu erkennen. Ziel ist, dass die Produzentinnen und Produzenten im globalen Süden fair entlohnt werden.“ Und das ist wichtig, denn nur dann können sie ihre Familien gut ernähren, ihre Kinder in die Schule schicken und bei Bedarf gesundheitliche Leistungen in Anspruch nehmen. Unter dem Stichwort „sozial“ wird darauf geachtet, dass nach Tarif bezahlt und Urlaubsansprüche gewährt werden und die Versorgung im Krankheitsfall geregelt ist.       

Über 20.000 Produkte werden inzwischen über das Einkaufsportal angeboten. Unter www.wir-kaufen-anders.de finde ich außerdem zahlreiche Beispiele von Landeskirchen und Kirchengemeinden, wie sie nachhaltige Produkte verwenden und welche Erfahrungen sie damit machen oder auch Tipps für nachhaltige Gemeindefeste.  

Anja Luft möchte gern noch mehr erreichen. „Zurzeit sind bei uns 1300 Gemeinden und Einrichtungen registriert. Das ist natürlich für neun Kirchen noch ausbaufähig. Gerade bei Einkaufsroutinen ist es besonders schwer, schnelle Veränderungen zu bewirken. Deshalb braucht es einen langen Atem. Wenn wir größere Einrichtungen im Kunden-Portfolio hätten, könnten wir mehr bewirken. Auch im Evangelischen Oberkirchenrat konnten wir einige Schritte zu einer nachhaltigeren Beschaffung umsetzen. Ich sehe insgesamt noch mehr Potential und da arbeiten wir auch dran.“Mehr Aufmerksamkeit erhofft sie sich auch von den Social-Media-Posts, was zumindest bei mir geklappt hat.  

Produkte mit Öko-Label sind in der Regel teurer. Können Kirchengemeinden sich das leisten? Anja Luft hat festgestellt: „Die Preisunterschiede sind gar nicht immer so groß.“ Dann erklärt sie mir am Beispiel der Papierpreise: „Die Papier-Preise haben ziemlich angezogen in letzter Zeit. Aber durch die Digitalisierung brauchen wir nicht mehr so viel Papier. Also rechnet sich das ja auch wieder. Oft ist es einfach eine Frage des Wollens. Will ich mich in dem Bereich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen und zahle dann mal mehr, aber brauche vielleicht auch weniger von dem Produkt, weil es einfach nicht so oft ersetzt werden muss?“  

„Wir kaufen anders“ ist ein Angebot für Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen. Aber auch als Privatperson kann ich einen Beitrag leisten. „Auch die kleinen Schritte gehören zum großen Ganzen,“ meint Anja Luft. Sie rät: „Wir können unsere Familien und Freundeskreise für das Thema sensibilisieren. Und wir können uns fragen: womit will und kann ich anfangen? Ich habe zum Beispiel einen Garten, da wird nie was gespritzt, das ist ganz klar. Die Pflanzen müssen das so durchstehen oder sie stehen es halt nicht durch, aber es gibt kein Spritzmittel.“ Das Wichtigste, so Luft, ist aber, überhaupt weniger zu konsumieren. „Man kann erst mal überlegen: muss ich überhaupt was neu anschaffen oder kann ich es auch noch mal reparieren lassen? Da kann wirklich jede und jeder was tun. Es gehört doch unserem Glauben, dass wir versuchen, unsere Welt bestmöglich durch diese schwierigen Zeiten zu bringen und eben nicht auf Kosten anderer leben, zugunsten unseres Konsums.“ Das will ich mir zu Herzen nehmen.

Autorin:

Monika Hautzinger

https://www.ekiba.de/detail/nachricht/id/51334-die-welt-gut-durch-die-zeit-bringen-die-oekumenische-initiative-wir-kaufen-anders/?cb-id=176100

Letzte Änderung am: 11.04.2024