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Fragen und Antworten

Was ist Plattdeutsch?

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Hat es Vorteile, Plattdeutsch sprechen zu können?

Die EU strebt die Dreisprachigkeit für ihre Bürger an: Muttersprache, Fremdsprache und Regional- oder Minderheitensprache. Mehrsprachig aufzuwachsen, führt dazu, dass die analytischen Fähigkeiten ausbaut, weitere Sprachen leichter erlernt und das Fremdwortverständnis gestärkt wird. Dies gilt also auch für die Regionalsprache Plattdeutsch. Die plattdeutsche Sprache kann dazu beitragen, die regionale Identität zu stärken.
In einigen Bereichen spielt das Plattdeutsche eine besondere Rolle: Menschen, deren Muttersprache Plattdeutsch ist und die an Demenz erkrankt sind, vergessen häufig die später erlernte Sprache Hochdeutsch. Die Ansprache auf Plattdeutsch kann helfen, Erinnerungen wachzurufen. 

Gibt es einen plattdeutschen „Duden“?

Da das Plattdeutsche regional sehr unterschiedlich ist, gibt es auch keine einheitliche Rechtschreibung. Allerdings hat sich für das Nordniedersächsische die Rechtschreibung nach Johannes Sass durchgesetzt. Diese wird beispielsweise auch in den Schulen und in den Medien verwendet. In Mecklenburg-Vorpommern wird die Rechtschreibung nach Renate Herrmann-Winter verwendet und in Ostfriesland gelten die Regeln von Otto Buurmann.

Warum gibt es kein einheitliches Platt?

Die alten Sachsen hatten unterschiedliche Stämme, die sich auch sprachlich unterschiedlich voneinander entwickelten, z. B. die Westfalen und die Ostfalen, die Holsten und die Engern und später (als „koloniale“ Gruppen) die Ostfriesen, die Schleswiger und die Mecklenburger usw.
 Es gibt fünf große Dialektgebiete des Niederdeutschen: Nordniedersächsisch, das in Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Nordniedersachsen und in Teilen Westniedersachsens gesprochen wird, Mecklenburgisch, Ostfälisch, Westfälisch und das Ostfriesisch

In welchen Bundesländern wird Plattdeutsch gesprochen?

Plattdeutsch wird in Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg gesprochen.

Durch die Europäische Sprachencharta ist Plattdeutsch in den acht Ländern geschützt, aber natürlich gibt es auch außerhalb des Sprachgebietes Sprecher*innen. Ebenso existieren auf der ganzen Welt plattdeutsche Sprachinseln (z.B. die Pomeranos in Brasilien), die sich durch Auswanderung von Plattsprecher*innen ergeben haben. 

Wer spricht heute noch Plattdeutsch?

Die letzte Untersuchung, die das Institut für niederdeutsche Sprache und das Institut für Deutsche Sprache im Jahr 2016 durchgeführt haben, zeigte:

  • 15,7% der Befragten gaben an, gut oder sehr gut Plattdeutsch zu sprechen. Damit ist die Zahl der Plattsprecher ist in den letzten 10 Jahren stabil geblieben.

  • Es gibt große Unterschiede zwischen den Bundesländern: Am höchsten ist die aktive Sprachkompetenz in Schleswig-Holstein (24,5 %) und Mecklenburg-Vorpommern (20,7 %). In Brandenburg ist sie mit 2,8 % am geringsten.

  • Die passive Sprachkompetenz (Verstehen) ist deutlich höher als die aktive.

  • Ob jemand Plattdeutsch sprechen kann, hängt stark mit dem Alter zusammen: Die größte Gruppe der Plattsprecher*innen sind die über 80-Jährigen.

  • Die Mehrheit aller Befragten spricht sich dafür aus, dass mehr für Plattdeutsch getan werden sollte. Sie sehen vor allen Dingen Bildungseinrichtungen, kulturelle Einrichtungen sowie die Politik in der Pflicht. 

  • Durch zahlreiche Angebote in Kindertagesstätten und Schulen lernen zunehmend auch wieder die Jüngsten Plattdeutsch.

Quelle: Status und Gebrauch des Niederdeutschen 2016

(http://www.ins-bremen.de/umfrage/umfrage-2016.html)

Gibt es einen Unterschied zwischen Plattdeutsch und Niederdeutsch?

Beide Begriffe bezeichnen die Sprache. Niederdeutsch wird mehr in wissenschaftlichen Kontexten verwendet, wogegen Plattdeutsch im Alltag gebräuchlicher ist. Häufig ist auch die kürzere Variante: „Ik snack Platt“ zu hören.

Warum ist Plattdeutsch kein Dialekt sondern eine Sprache?

Plattdeutsch hat im Gegensatz zu allen anderen Mundarten des Deutschen die zweite hochdeutsche Lautverschiebung nicht mitgemacht. Dies kennzeichnet aus linguistischer Sicht Plattdeutsch als Sprache. Über die Europäische Sprachencharta ist Plattdeutsch seit 1999 als Regionalsprache geschützt. 

Geschichte der plattdeutschen Sprache

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Warum hat die plattdeutsche Sprache seit der Hansezeit an Bedeutung verloren?

In der Zeit der Hanse war Plattdeutsch die Handelssprache im gesamten Hanseraum. Mit dem Niedergang der Hanse im 16. Jahrhundert verlor auch das Plattdeutsche an Bedeutung. Es wurde zunächst als Schriftsprache sowie nach und nach auch als gesprochene Sprache durch das Hochdeutsche abgelöst. 

Was hat Martin Luther mit dem Plattdeutschen zu tun?

Martin Luthers Übersetzung der Bibel ins „Meißener Kanzleisächsisch“, dem späteren Hochdeutsch, trug mit dazu bei, dass die plattdeutschen Sprache (zumindest als Schriftsprache und im Gebrauch bei Hofe und den „besseren Herrschaften“) durch das Hochdeutsche abgelöst wurde. 

Woher stammt die plattdeutsche Sprache?

Sie war die Sprache der Sachsen, die vor etwa 2000 Jahren im Gebiet des heutigen Holstein lebten und sich im Laufe der nächsten Jahrhunderte etwa bis ins heutige Niedersachen, Sachsen-Anhalt, Ost- und Westfalen ausbreiteten.
Im Zuge der Völkerwanderung nahmen sie ihre Sprache auf die britischen Inseln mit.

Wie fange ich an mit Plattdüütsch in de Kirch?

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Plattdeutsch kann ohne großen Aufwand sichtbar und hörbar im Alltäglichen vorkommen:
  • Finden Sie sie und lassen Sie sich unterstützen und beraten von Platt-Sprecher:innen, was die ortstypischen Worte sind.
  • Drucken Sie im Gemeindebrief / auf der Internetseite den Monatsspruch in Hoch – und Niederdeutsch ab.
  • Lernen Sie 10 Worte Platt und trauen Sie sich, diese anzuwenden (z.B. Ick wünsch Sei einen gauden Dag usw.).
  • Im Gottesdienst: Lassen Sie plattdeutsch z.B. das Evangelium lesen; auf hochdeutsch kann es im Liedblatt von den Besucher:innen mitgelesen werden.
    • Möglich ist, einen bekannten Liedtext, der ins Plattdeutsche übertragen wurde, auch abgedruckt, gemeinsam singen.

Plattdeutsch in der aktuellen Gesellschaft

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Welche Musiker*innen spielen auch plattdeutsche Lieder?

Die Bands Torfrock und Fettes Brot haben mit plattdeutschen Texte in ihren Songs die Sprache mit aktueller Musik zusammengebracht. 

De Fofftig Penns waren Begründer des plattdeutschen Elektro-Hip Hops und erreichten damit besonders Jugendliche und junge Erwachsene. Somit erschlossen sie eine neue Zielgruppe für plattdeutsche Musik.

Norma ist eine junge Singersongwriterin, die auf Plattdeutsch, Hochdeutsch und auf Friesisch singt.

Wie finde ich plattdeutsche (Kultur-)Angebote?

Die Bandbreite an plattdeutschen kulturellen Angeboten ist groß – eine umfassende Übersicht existiert nicht. Bei der Suche empfiehlt sich ein thematischer Einstieg, beispielsweise:
 … über eine plattdeutsche Theatergruppe im Ort,
 … Bücher über die Internetseite plattschapp.de,
 … die plattdeutschen Musikwettbewerbe für junge Musiker*innen www.plattbeats.de und www.plattsounds.de

… Veranstaltungshinweise über Heimatvereine

… NDR

Wie lässt sich die Begeisterung für das Plattdeutsche erklären?

Plattdeutsch blickt auf eine lange Geschichte zurück Als Nahsprache wird sie im familiären Umfeld, mit Nachbarn und Freunden verwendet. In manchen Gegenden gehört in kleineren Orten die plattdeutsche Theatergruppe selbstverständlich zum Dorfleben dazu. Plattdeutsch trägt häufig zu einer Identifikation und einer Verbundenheit mit der Region bei. 

Wie und wo kann ich Plattdeutsch erlernen?

Plattdeutsch kann man in Form z. B. in Form von Kursen an der Volkshochschule lernen oder mithilfe von Online-Kursen oder Sprachlernbüchern. Es gibt mittlerweile auch Sprachlern-Apps. Direkt im Austausch mit anderen Menschen, den Verwandten oder Bekannten kann man die Sprache anwenden. Auch übers Hören erlernt man eine Sprache gut. Dafür eignen sich Podcasts, Radiosendungen des NDR oder von Radio Bremen bzw. der Besuch von plattdeutschen Theatervorstellungen. 

Wie viele plattdeutsche Theatergruppen gibt es im Sprachgebiet?

Seit 2014 gehört das Niederdeutsche Theater zum Immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Im Sprachengebiet gibt es ungefähr 4.000 aktive Spielgruppen, die von Laiengruppen über semiprofessionelle Gruppen in den drei Niederdeutschen Bühnenbünden bis hin zu zwei professionellen Bühnen reichen. Die zwei professionellen Bühnen sind das Ohnsorg Theater in Hamburg und die Fritz-Reuter Bühne in Schwerin. Viele kleine Gruppen sind oft auf Dörfern zu finden.

Letzte Änderung am: 03.05.2023