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„Im guten Gespräch sein“

Barbara Hustedt erzählt im Interview, warum sie sich als Pröpstin bewirbt, was sie als thelogische Leiterin der EKBO vorhat - und was sie für ein Mensch ist

ekbo.de: Was verbindet Sie ganz persönlich mit der Landeskirche, mit der Region?

Barbara Hustedt: Ich bin in der Lausitz getauft worden. Allerdings im Teil, der zur sächsischen Kirche gehört, in Kamenz, wo mein Großvater Pfarrer war und meine Mutter aufgewachsen ist. Seit sechs Jahren wohne ich in Berlin-Weißensee. Mein Sohn ist hier eingeschult worden. Nach fast 20 Jahren im Gemeindepfarramt in verschiedenen Gemeinden in Niedersachsen, habe ich mich in Berlin noch mal intensiv mit Seelsorge und Coaching beschäftigt. Im Kloster Lehnin konnte ich meine Klinische-Seelsorge-Ausbildung vertiefen und dann in Buch als Klinikseelsorgerin arbeiten. Seit 2017 bin ich Persönliche Referentin von Bischof Dröge. Diese Aufgabe ermöglicht es mir, die Landeskirche in ihrer Weite und Differenziertheit näher kennenzulernen. Ich bin gern auf dem Gebiet der EKBO unterwegs. Mit meiner Familie habe ich schon verschiedene Radtouren auf dem tollen Radwegenetz unternommen. Zuletzt sind wir  - allerdings mit dem Auto –  auf den Spuren Fontanes durch Brandenburg gefahren.

Wohin würden Sie das EKBO-Schiff steuern – und in welcher Weise?

Barbara Hustedt: Ich würde gerne sichtbar machen, dass das große Schiff vielleicht gar nicht ein riesiger schwer zu steuernder Tanker ist, sondern aus vielen kleineren Booten besteht. Die je für sich vielleicht auch ganz wendig sind. Ich glaube, es gilt immer wieder auch Bilder, die wir uns voneinander machen, zu dekonstruieren. Und das passiert am besten im Gespräch. Ich habe mir vorgenommen, mit den verschiedenen Akteuren auf den unterschiedlichen Ebenen und in den Regionen der EKBO im guten Gespräch zu sein, die Themen und Empfindungen aufzunehmen und ergebnisorientiert weiterzubearbeiten. Ich träume von einer Kirche, die sich – wie jetzt auch schon – mutig an die Seite der Benachteiligten stellt, die sich konstruktiv in die Gesellschaft einbringt, die fröhliche Gottesdienste feiert, die für die Menschen da ist, wenn sie gebraucht wird – zum Beispiel bei den biographisch wichtigen Ereignissen - , die sich für guten Religions- und Konfirmanden-Unterricht stark macht, die zur demokratischen Bildung im Land beiträgt und das Gespräch mit den Religionen sucht.

Wie würden Sie sich als Mensch beschreiben?

Barbara Hustedt: Ich bin die Älteste von drei Geschwistern. In meiner Jugend habe ich viel Musik gemacht. Singen gehört immer noch zu meinen Lieblingsbeschäftigungen – am liebsten im Chor oder einer sangeskräftigen Gemeinde. Ich bin dankbar für meine Familie und viele Freunde, die ich im Studium und an den Orten, an denen ich gelebt und gearbeitet habe, kennengelernt habe. Ich reise gerne, bin neugierig auf andere Menschen, andere Landschaften und Gewohnheiten, spreche gerne andere Sprachen. Ich bin begeisterungsfähig, freue mich an Gelungenem, an Schönheit, Architektur, Kunst und Natur. Ich arbeite am liebsten im Team, gerne jedenfalls zusammen mit anderen Menschen, die ihren Beruf lieben wie ich und etwas bewegen wollen.

Worin sehen Sie die größte Herausforderung bei Ihrer künftigen Aufgabe?

Barbara Hustedt: Die Erwartungen sind sehr hoch – das spüre ich in den Fragen und Äußerungen, die mir entgegen kommen. Gleichzeitig gibt es wenige Vorgaben für das Amt. Das schafft große Freiheit, aber auch einen hohen Anspruch an die Gestaltungskraft.
Es stehen viele Themen an. Die EKBO muss sich auf die kommenden Jahre gut vorbereiten, in denen die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Dazu gehört, von unserm Glauben so zu erzählen, dass er anziehend ist für andere Menschen. Auch für die Jungen, die unsere Zukunft sind. Dazu gehört der Umgang mit den Sozialen Medien. Ich sehe eine wesentliche Aufgabe darin; dass wir uns weiter an die Seite von Menschen stellen, die unsere Unterstützung brauchen. Hier denke ich besonders an die Lausitz, wo sich die EKBO an der Seite von Betroffenen für den Erhalt und die Neuschaffung von Arbeitsplätzen und einen sozial verträglichen Strukturwandel einsetzt. Gerade weil die Landessynode 2009 entschieden hat, den Kohleausstieg zu unterstützen, braucht es jetzt auch das Engagement für diejenigen, die davon am meisten betroffen sein werden. Die EKBO verbindet unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Glaubensstile, unterschiedliche kirchliche Orte zu einer gemeinsamen Kirche. Sie bleibt engagiert für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Es gibt also viel zu tun. Ich freue mich darauf.

Letzte Änderung am: 28.02.2023