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Gedanken zum Frauentag von Pröpstin Christina-Maria Bammel

„Frauenrechte sind Menschenrechte“.

Die Bibel erzählt von vielen Frauen mit Mut, Talent und Tatkraft. Sie erzählt davon, wie Frauen auch in schweren Momenten nicht aufgeben, sondern mit Hoffnung und Glaubensstärke über sich hinauswachsen. Biblische Geschichten lassen aufleuchten, wie Frauen ins Risiko gehen um anderer Menschen willen - und wie sie für die kommenden Generationen zum Segen werden, wie standfest ihre Treue ist. Das reicht hin zu den bittersten Kreuzmomenten.

Ein Tag würde kaum reichen, von solchen Erfahrungen der biblischen Frauen zu erzählen, die einem das Herz prägen, die auf ihre Weise für Gottes neue und gerechte Welt gearbeitet haben. Frauen machen die Hälfte der Menschheit aus.

Zu würdigen, was Sie leisten – auch dafür bräuchte es mehr als einen Tag. Der 8. März ist international ein Tag zum Feiern. Feiern wir, was die Großmütter, Mütter und Schwestern erreicht haben im Aufstehen für gleiche Rechte, um der Freiheit willen. Sie haben gekämpft für Bildungszugänge und gesellschaftliche Anerkennung. Daneben ist es ein Tag, um gemeinsam laut zu werden. Denn: Frauen verdienen im Schnitt immer noch weniger Lohn, übernehmen den weit größeren Teil an gesellschaftlicher Sorgearbeit und sind oft im Alter finanziell schlechter abgesichert als ihre männlichen Kollegen.

Das nehmen wir nicht hin – schon gar nicht jetzt. Vielen ist mittlerweile klar, dass ein Leben in Gleichberechtigung, ein Leben in demokratischen Strukturen nicht selbstverständlich ist. Dafür müssen wir gemeinsam sorgen.

Wir brauchen women power - gerade im Wahljahr. Wir können als Frauen die Demokratie weit über unseren Tellerrand hinaus stärken. Die Europawahl ist da nur ein Beispiel. In Zeiten eines um sich greifenden Sexismus und Antifeminismus, in einer Zeit, in der Femizide noch immer systematisch heruntergespielt und bemäntelt werden, kann es nur umso lauter und strikter darum gehen: Erstrittene Rechte, auch die der Selbstbestimmung, dürfen nicht ins Rutschen kommen. Frauenrechte sind Menschenrechte.

Ich sehe den hohen Preis, den Frauen zu zahlen bereit sind, wo repressive, terroristische Regierungen die zivilen Handlungsspielräume weiter verkleinern und foltern und töten: Am internationalen Frauentag ist es nötig, laut für die Frauen zu werden, die in den Gefängnissen des Iran gequält werden. Jetzt heißt es, sich stark und laut für alle Frauen zu machen, die an der Idee eines demokratischen Iran festhalten – und dafür heute arbeiten. Es gibt eine Alternative zu diesem Regime, das nichts anderes fertigbringt als Frauen zu verachten und Kriege anzuheizen.

Ich sehe mit Respekt und Demut, wie Frauen in der Ukraine und in vielen anderen Ländern gegen den Angreifer aus dem Kreml widerstehen. Frauen, die zugleich nicht aufhören, kraftvoll ihre Familien zu stützen im Warten und Überleben. Aufgeben ist für sie keine Option. Keine Zukunft in Europa ohne diese mutigen Frauen!

Auch die Ökumene und die Evangelische Kirche haben sich in der Vergangenheit nur mühsam für die gleichen Rechte und die vollständige Teilhabe der Frauen geöffnet. Ein Weg durch die Jahrhunderte. Das Erbe der patriarchalen Strukturen hat einen langen Schatten. In diesem Jahr ist es ein halbes Jahrhundert her, dass in unserer Landeskirche Frauen und Männer gleichberechtigt im geistlichen Amt wirken können.  Seit 1974 ist das möglich. Wir können es feiern, aber wir können uns nicht darauf ausruhen.

Letzte Änderung am: 28.02.2023