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Domowina-Chef beklagt gezielte Gewalt gegen Sorben

epd-Gespräch: Katharina Rögner (epd)

 

13. November 2014. Bautzen (epd). Der Vorsitzender des sorbischen Dachverbandes Domowina, David Statnik, beklagt eine regelrechte Welle von Gewalt gegen junge Sorben in der Lausitz. Es handele sich nicht um harmlose Rangeleien unter Jugendlichen, sondern um "gezielte Aktionen" einer gewaltbereiten Gruppe, sagte Statnik dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bautzen. Jugendliche würden eingeschüchtert und in ihren Grundrechten beschnitten.

 

In Ostsachsen ist es seit Mai vermehrt zu Übergriffen auf sorbische Jugendliche gekommen. Im Sorbischen Gymnasium in Bautzen wurden Schüler von Neonazis zusammengeschlagen. Schildern von Orten, in denen Sorben wohnen, werden mit Davidssternen oder Hakenkreuzen beschmiert.

 

Statnik sprach von einer "neuen Dimension" der Gewalt gegen Sorben. Das Vorgehen der Gruppe sei "relativ systematisch". Ob es auch verfassungsfeindlich ist, sei Gegenstand der Ermittlungen. Er könne nicht sagen, ob dahinter ein politisches Motiv steht, oder ob es sich einfach nur um Gewaltbereitschaft einer Gruppe handelt. "Die Übergriffe richten sich gegen das Zusammenleben der Deutschen und Sorben", sagte Statnik mit Blick auf die slawische Minderheit, die seit Jahrhunderten in der Lausitz leben.

 

Nach Angaben des Operativen Abwehrzentrums gegen politischen Extremismus in Sachsen (OAZ) gibt es gezielte Angriffe auf die sorbische Bevölkerung. Statnik betonte, das sei "nicht nur eine Laune, sondern dahinter steckt eine Idee" - das sei "erschreckend".

 

Hilflose Jugendliche hätten sich an die Domowina gewandt, weil sie Angst haben, sagte Statnik. Es seien "nicht wenige" gewesen, eine Zahl wollte Statnik aber nicht nennen. "Wir hören in erster Linie zu, halten den Kontakt zur Polizei", erklärte er die Situation. Er hoffe nun, dass Täter ermittelt werden. Verstärkt würden die Vorfälle seit Mai beobachtet. Augenzeugenberichten zufolge treten die Täter, die der rechtsextremistischen Szene zugeordnet werden, teilweise maskiert auf.

 

Statnik bestätigte das Überschmieren von Ortsschildern sorbischer Dörfer mit Symbolen der rechtsextremistischen Szene und menschenverachtenden Slogans wie "Sorben raus". An einer Brücke in Bautzen sei der Schriftzug "Hooligans gegen Sorben" aufgebracht worden.

Letzte Änderung am: 28.02.2023