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"Krieg und Frieden" in Brandenburg

Gedenkjahr zum 75. Jahrestag der Befreiung leidet unter Corona-Krise

Die letzten Kriegswochen 1945 haben in Brandenburg Zehntausende das Leben gekostet - auf KZ-Todesmärschen, bei der Schlacht um die Seelower Höhen und anderswo. Ein Gedenkjahr soll an die Befreiung erinnern. Doch die Corona-Pandemie macht Probleme.

Potsdam (epd). Krieg und Frieden: Zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Weltkriegsendes ist in Brandenburg ein umfangreiches Gedenk- und Veranstaltungsprogramm geplant. Doch die Coronavirus-Pandemie stellt auch hier alles auf den Kopf. Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten hat ihre Feierlichkeiten im April absagen müssen und auf den 76. Jahrestag im kommenden Jahr verlegt. Auch der Reihe "Kulturland Brandenburg" macht Covid-19 große Schwierigkeiten. Ausstellungen und Veranstaltungen zum Thema 1945 und die Folgen werden abgesagt oder verschoben.

"Natürlich ist auch das Themenjahr Kulturland Brandenburg 2020 unmittelbar von der Corona-Krise betroffen", sagt Geschäftsführerin Brigitte Faber-Schmidt von der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte: "Zahlreiche Projekte orientieren sich für ihre Eröffnungen an den historischen Daten 1945, die insbesondere im April und Mai liegen." Veranstaltungen können dann nach derzeitigem Stand nicht stattfinden.

Die Gedenkveranstaltung zur Eröffnung des Themenjahres am 23. April in Tröbitz im Süden Brandenburgs wurde bereits abgesagt. "Tröbitz fällt definitiv aus", sagt die Kulturland-Chefin. Dort wurde 1945 in der Nähe von Bad Liebenwerda ein Zug mit rund 2.500 Häftlingen aus dem KZ Bergen-Belsen von der Roten Armee befreit.

In dem kleinen Bergarbeiterort seien damals viele Menschen dem Aufruf der sowjetischen Truppen gefolgt, den befreiten Häftlingen des "verlorenen Transports" zu helfen, betont Faber-Schmidt. Damit hätten sie einen "ersten Funken von Humanität" gezeigt. Viele der befreiten KZ-Häftlinge und auch einige der Tröbitzer Helfer starben in den Wochen danach an einer bereits in dem Zug ausgebrochenen Typhus-Epidemie.

"Es ist offen, ob wir zu einem späteren Zeitpunkt etwas an diesem Ort oder für diesen Ort tun können", sagt Faber-Schmidt über die abgesagte Gedenkveranstaltung in Tröbitz. Für 2020 sind im "Kulturland Brandenburg"-Themenjahr unter dem Titel "Krieg und Frieden. 1945 und die Folgen in Brandenburg" rund 40 Projekte mit mehreren hundert Veranstaltungen vorbereitet worden.

Die Ausstellung "Potsdamer Konferenz 1945. Die Neuordnung der Welt" im Schloss Cecilienhof sollte am 1. Mai eröffnet werden, nun muss sie wegen der Corona-Krise vertagt werden. Die Ausstellung "Krieg, Befreiung, Freundschaft" im Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Dort sollten Gemälde, Grafiken und Fotografien aus dem DDR-Kunstarchiv Beeskow gezeigt werden, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg, der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Freundschaft zur Sowjetunion befassen.

Die Ausstellung "Acht Wochen eines Jahres. Die NVA im Schloss Doberlug" wurde auf die Zeit nach der Corona-Krise verschoben. Dort soll die Beschlagnahme und Nutzung des Renaissanceschlosses Doberlug als Kaserne der Roten Armee und die spätere Nutzung durch Armee und Volkspolizei der DDR thematisiert werden. Die Ausstellung "Verlust und Rettung" im Kulturhistorischen Museum im Dominikanerkloster Prenzlau wurde verschoben. Kriegs- und Nachkriegsschicksal der Prenzlauer Museumssammlungen sind Thema der Ausstellung, die nun später gezeigt werden soll.

Die Themenwoche "Auferstanden aus Ruinen - Die 'Stunde Null' und der Wiederaufbau in Lübben" im April wurde abgesagt und soll irgendwann nachgeholt werden. Auch Veranstaltungen am historischen Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai wurden abgesagt.

Das Themenjahr stehe jedoch bislang nicht auf der Kippe, betont Faber-Schmidt: "Wir gehen davon aus, dass insbesondere im zweiten Halbjahr 2020 viele Projekte nachgeholt werden können." Derzeit werde auch ein digitales Programm vorbereitet. Die Situation sei für alle eine große Herausforderung. "Alle bemühen sich jetzt, andere Wege zu finden", sagt die Kulturland-Chefin: "Das ist auch eine gute Gelegenheit, mal ins kalte Wasser zu springen und etwas Neues auszuprobieren."

Die Krise habe auch positive Aspekte. Es würden nun unterschiedliche digitale Kommunikationswege erprobt, die auch in Zukunft bei der Arbeit nützlich sein könnten, sagt Brigitte Faber-Schmidt: "Ich persönlich versuche, vorsichtig optimistisch zu bleiben."

Von Yvonne Jennerjahn (epd)