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Zentralrats-Präsident: Kirche muss sich von Judenmission abgrenzen

Die Organisatoren des Reformationsjubiläums 2017 sollen messianischen Juden keine Bühne bieten

17. August 2015 Würzburg (epd). Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, fordert von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine Abgrenzung zu Evangelikalen, die die Judenmission befürworten. Er erwarte, dass sich die EKD und auch die Landeskirchen ganz deutlich "so positionieren, dass sie ihren christlichen Missionierungsauftrag nicht gegenüber den Juden sehen", sagte der Würzburger Mediziner dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dies sei nicht nur wegen der deutschen Geschichte wichtig, "sondern vor allem wegen der jüdischen Wurzeln des Christentums".

Zugleich forderte er die Organisatoren des Reformationsjubiläums 2017 auf, messianischen Juden bei den Feierlichkeiten und Kirchentagen keine Bühne zu bieten. Messianische Juden segelten "unter falscher Flagge", sagte Schuster, denn sie "versuchen unter dem Deckmantel des Judentums Juden zum christlichen Glauben zu bekehren". Es gebe verschiedene Ausprägungen des Judentums und des Christentums: "Aber alle Christen sehen Jesus als Erlöser - und wir Juden nicht. Das ist der Unterschied, das sollte man akzeptieren."

Der EKD bescheinigte Schuster, dass sie mit den antisemitischen Ausfällen in Martin Luthers spätem Wirken richtig umgeht: "Weil sie sich auch zu diesem Teil des Luther'schen Wirkens bekennt, indem sie es ablehnt." Laut Schuster hat die von beiden Kirchen propagierte Judenfeindschaft in der Gesellschaft "den Nährboden für den Antisemitismus im frühen 20. Jahrhundert bereitet". Die so geschürten Ressentiments seien später von den Nationalsozialisten für ihre Zwecke genutzt worden, betonte Schuster.

Am 31. Oktober 2017 jährt sich zum 500. Mal die Veröffentlichung der 95 Thesen, die Martin Luther (1483-1546) an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg schlug. Die Thesenanschlag gilt als Beginn der Reformation.