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"Wir laden alle zum Mitmachen ein"

Drei Fragen an den Beauftragten der Landeskirche für das Reformationsjubiläum 2017, Bernd Krebs

11. November 2015 Potsdam (epd). Am Mittwoch diskutierten Vertreter aus Politik, Kirche und Wissenschaft im brandenburgischen Luckau (Kreis Dahme-Spreewald) über den 500. Jahrestag der Reformation in zwei Jahren. Bernd Krebs, Beauftragter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz für das Jubiläum, blickt bereits voraus auf das Jahr 2017. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) erklärt er, was der "typisch brandenburgische Weg" zur Reformation nach Martin Luthers Thesenanschlag vom 31. Oktober 1517 war, welche Erinnerungsorte in der Mark zentral sein werden und warum der Freiheitsbegriff im Zentrum stehen soll.

 epd: Beim Stichwort "Reformation" denkt man nicht als erstes an Brandenburg. Worauf wollen Sie zum Jubiläum 2017 aufmerksam machen?

 Krebs: Die Reformation in Brandenburg ist immer besonders gewesen. Sie kam sehr spät und sehr zögerlich und es wurde zunächst noch viel vom Alten behalten, etwa bei Marienverehrung, Liturgie oder Kleidung. In gewissem Sinne war das ein typisch brandenburgischer Weg: Man erneuert, aber nimmt viel Altes mit. Man ist behutsam und wirft nicht alles über Bord. Ein wichtiger Sprung kam dann 1572, als Kurfürst Johann Georg eine strenge Abgrenzung zur katholischen Abendmahlslehre vornahm.

 epd: Wo wird das Reformationsjubiläum in der Mark besonders sichtbar sein?

 Krebs: Wir werden verschiedene Kirchen, die bedeutsam für diese Art der Reformation waren, stark machen; dort, wo man neu erfahren kann, dass Kirche auch das kulturelle Gedächtnis einer Region ist. Ich denke da etwa an die Klosterkirche in Cottbus, den Schauplatz der sorbisch-wendischen Reformation mit eigener Bibelübersetzung. Am Dom zu Brandenburg an der Havel oder an den Stadtkirchen in Luckau oder Jüterbog kann man dagegen sehr gut zeigen, wie die Reformation Städte verändert hat. Und auch die Garnisonkirche in Potsdam wird eine Rolle spielen. Hier wurde 1817 die Union von reformierter und lutherischer Kirche erstmals in einem Gottesdienst gefeiert. Dazu kommen zahlreiche Vorträge, Ausstellungen, Konzerte und Diskussionen. Und ich habe die große Hoffnung, dass wir auch ökumenische Dimensionen zeigen können. Es gibt da bereits sehr positive Signale von der katholischen Kirche.

 epd: Und wie wollen Sie die eher kirchenfernen Menschen in Brandenburg mitnehmen?

 Krebs: Wir Christen haben unsere eigene Freiheits- und Unfreiheitsgeschichte, und das geht anderen Menschen ja auch so. Wir laden alle zum Mitmachen ein und zu der Frage: Woher habt ihr diesen Freiheitsgedanken? Von Luther? Aus der Aufklärung? Jeder hat ja seine eigene Freiheitsgeschichte und da werden auch deutliche Spannungen hervortreten. Außerdem wollen wir nicht zuletzt an die Geschichte des Widerstands gegen die Diktatur in der DDR anknüpfen, als die Menschen Kirchen als Freiheitsräume kennengelernt haben. Religion hilft den Leuten, Verhältnisse anschaulich zu gestalten, und das kann man 2017 sehr deutlich machen.