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"Wir beklagen das Schweigen"

Berlin-Brandenburger Landeskirche verurteilt Antisemitismus

Aufrufe gegen Antisemitismus und Hamas-Terror, Bekenntnisse zum Schutz jüdischen Lebens und gegen Rassismus: Die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hat ihre Herbsttagung mit klaren Worten beendet.

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hat den grassierenden Antisemitismus scharf verurteilt und das Selbstverteidigungsrecht Israels betont. Es dürfe nicht hingenommen werden, dass sich Jüdinnen und Juden in Deutschland alleingelassen und nicht mehr sicher fühlen, betonte das Kirchenparlament in einer Erklärung zum Abschluss seiner Herbsttagung am Samstag in Berlin. Die Kirche stehe unmissverständlich an ihrer Seite. Die Landeskirche kündigte zugleich ein stärkeres Engagement gegen Rassismus an und sprach sich unter anderem für eine eigene Anlaufstelle für Betroffene aus.

In der Erklärung zu Antisemitismus und Nahostkrieg heißt es weiter, die dramatische Zunahme von Beleidigungen und Bedrohungen gegen jüdische Menschen in Deutschland sei entsetzlich. Dagegen sei mehr öffentliches Engagement notwendig, betonte die Synode: „Wir beklagen das Schweigen weiter Teile der deutschen Zivilgesellschaft angesichts des Terrors in Israel.“

Die Hamas sei „eine antisemitische Terrororganisation, die jüdisches Leben vernichten möchte“, heißt es in der Synodenerklärung: „Sie ist keine Befreiungsbewegung.“ Sie schrecke auch nicht davor zurück, die Menschen im Gaza-Streifen für ihre Interessen zu benutzen. Der israelische Staat habe das Recht, sich gegen den Terrorangriff der Hamas zur Wehr zu setzen. Zugleich unterstütze die Kirche diejenigen, die sich für den Schutz der Zivilbevölkerung einsetzen, „ohne dabei Israels Recht auf Selbstverteidigung in Abrede zu stellen“.

Im Beschluss des Kirchenparlaments zum Einsatz gegen Rassismus werden verschiedene Maßnahmen empfohlen. Die Landeskirche müsse unter anderem die Antirassismus-Arbeit mit Kindern stärken, eigene Regelungen und Leitbilder mit Blick auf rassistische oder ausschließende Inhalte und Strukturen überprüfen und die Vielfalt in den Entscheidungsstrukturen der Gemeinden fördern, heißt es darin. Die Teilhabe von Menschen mit Rassismuserfahrungen müsse in der Kirche gefördert werden. Auch Fortbildungen gegen Rassismus werden empfohlen.

Die Auseinandersetzung mit Rassismus berühre „nahezu alle Fragen nach der Zukunft der Kirche“, heißt es in dem Beschluss. Es gehe dabei um das zentrale Thema Gerechtigkeit ebenso wie um die Aufarbeitung der Geschichte von Mission und Kolonisierung, Diskriminierung in Vergangenheit und Gegenwart sowie gesellschaftliche Vernetzung. Gelebte Diversität fördere zudem den sozialen Zusammenhalt in Nachbarschaften und Gemeinwesen.

Das Kirchenparlament beschloss zum Abschluss der viertägigen Herbstberatungen auch einen Doppelhaushalt für die kommenden beiden Jahre. Darin sind für 2024 mehr als 473 Millionen Euro und für 2025 knapp 485 Millionen Euro eingeplant. Für das laufende Jahr wurde ein Nachtragshaushalt in Höhe von mehr als 454 Millionen Euro verabschiedet. Vorgesehen waren zunächst gut 427 Millionen Euro. Grund für die Änderung waren vor allem höhere Steuereinnahmen als zunächst geplant.

Die 108 Synodalen vertreten knapp 834.000 Protestantinnen und Protestanten in Berlin, Brandenburg und Ostsachsen. Die nächste Tagung des Kirchenparlaments ist im April geplant.