Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
InstagramRSSPrint

"Sündenfall"

In seiner Kolumne in der "B.Z." schreibt Bischof Christian Stäblein über den Abwurf der Atombombe über Hiroshima

Das Friedensdenkmal in Hiroshima, die Atombombenkuppel. Foto: www.all-free-photos.com
Das Friedensdenkmal in Hiroshima, die Atombombenkuppel. Foto: www.all-free-photos.com

Die Kolumne im Wortlaut:

"Der Befehl zu dem, was wir heute erinnern, kam aus Potsdam. Ob der amerikanische Präsident und die, die seiner Zeit mit ihm entschieden haben, wirklich wussten, was sie da taten? Heute vor 75 Jahren, um 8.15 Uhr Ortszeit wurde die erste Atombombe über der Stadt Hiroshima gezündet, in zehn Kilometern Höhe abgeworfen explodierte sie ein paar hundert Meter über der Innenstadt und zerstörte in der ersten Sekunde nach der Detonation 80 Prozent aller Gebäude. Über 70 000 Menschen waren sofort tot. Im Laufe des Jahres 1945 starben weitere Zehntausende Menschen, die Zahl der Opfer an Folgen und Spätfolgen wächst bis heute immer weiter an.

Wenn etwas ganz Entsetzliches, im Grunde Unvorstellbares das erste Mal passiert, sprechen wir von einem Sündenfall. Das Zünden der Atombombe ist ein solcher Sündenfall, der den Schrecken des Krieges noch einmal auf eine neue, bis dahin unbekannte, letztlich unvorstellbare Stufe bringt. Nach dem 6. August 1945 kann niemand mehr das Jesus-Wort „vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ für den Einsatz von Atombomben in Anspruch nehmen. Wir wissen nun, worum es geht, wenn wir solche Waffen produzieren. Dieser Tag markiert einen Sündenfall der Menschheit. Wer noch einmal eine Atomwaffe einsetzt, weiß, was er oder sie tut. Zurecht sind und gehören diese Waffen geächtet, zurecht setzen sich seit 75 Jahren Menschen in allen Teilen der Welt dafür ein, dass diese Art der Waffen von der Erde verschwindet, durchaus mit Erfolg – wenn auch immer noch nicht endgültig. So darf unser Mühen und Eintreten für die Verschrottung von Atomwaffen weltweit nicht nachlassen. Daran zu erinnern dienen diese Tage Anfang August.

„Oh mein, Gott, was haben wir getan“, soll der Co-Pilot des Flugzeugs, aus dem die Bombe abgeworfen wurde, unmittelbar danach in seinem Logbuch notiert haben. Ja, o mein Gott, wozu sind wir Menschen fähig - möchte ich in seinen Ruf einstimmen. Als die Sonne auf die Erde fiel – auch so wird manchmal die Wucht des Ereignisses versucht zu beschreiben, als die Sonne auf die Erde fiel und die Ordnung dieser Schöpfung in einem Atompilz vernichtet wurde. Nach dem 6. August 1945 sage niemand mehr, er wisse nicht. Gedenken wir der Opfer. Und ja, mein Gott, sorgen wir dafür, dass sich das nie wiederholt."

Weitere Kolumnen des Bischofs finden Sie hier