Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
InstagramRSSPrint

Stäblein plädiert auf Synode für neuen Begriff von Mitgliedschaft

Rückläufige Mitgliederzahlen, Solidarität mit der "Letzten Generation", sexuelle Übergriffe: Die Synode der Berliner Landeskirche befasste sich am Freitag mit schwierigen Themen. Die Wehrbeauftragte warb zudem für mehr Interesse an der Truppe.

Berlin (epd). Der Berliner Bischof Christian Stäblein plädiert angesichts von Überalterung und rückläufigen Mitgliederzahlen für einen verstärkten Umbau der evangelischen Kirche. Mitgliedschaftslogiken und Zugehörigkeiten müssten anders gedacht werden, forderte Stäblein in seinem Bischofsbericht vor der Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) am Freitag in Berlin: „Denn wir verlieren nicht Zahlen, wir verlieren Menschen.“

Mitgliedschaftslogiken würden zunehmend durch fluide Netzwerke ersetzt, sagte der Bischof vor den 108 Kirchenparlamentariern. Das bedeute zugleich, dass die Mitgliederzahl „in ihrer Aussagekraft für die tatsächliche Bindungskraft abnimmt“.

Stäblein betonte, Zugehörigkeit verstehe sich längst an vielen Stellen über andere Orte wie Kitas, Diakonie, evangelische Schulen, digitale Netzwerke, die sogenannten dritten Orte. Deshalb müssten diese weiter ausgebaut und entsprechend stärker finanziert werden.

Laut Statistischem Bericht 2022 zählte die Berliner Landeskirche Ende vergangenen Jahres 862.581 Mitglieder. Zehn Jahre zuvor waren es noch mehr als eine Million. Allein 2021 verlor die Landeskirche durch Verstorbene und Kirchenaustritte 28.000 Mitglieder.

Der Bischof rief zudem die politisch Verantwortlichen zum Dialog mit der umstrittenen Klimaschutzinitiative „Letzte Generation“ auf. Diese seien keine Spinner und Chaoten, sondern wollten sich mit ständigem Vertagen und leeren Versprechungen nicht mehr abfinden. Er wolle dabei ihre Methoden nicht rechtfertigen, betonte Stäblein. Die Kirche sollte aber immer für Gespräche offen sein und ihnen den Austausch mit der Politik ermöglichen.

Ein weiteres Schwerpunktthema der Synode war der Bericht zum Stand der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Landeskirche. Demnach sind bislang 27 Fälle sexualisierter Gewalt in den eigenen Reihen bekannt. 17 Betroffene hätten sich direkt an die eigens eingesetzte Anerkennungskommission gewandt, sagte die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein Zehn Fälle seien über das Ergänzende Hilfesystems (EHS) von Bund und Ländern bekannt geworden.

Der jüngste Fall ereignete sich demnach in den Jahren 2016/2017. Alle anderen Übergriffe fanden laut dem Bericht zwischen 1958 und 1996 statt. Laut Trautwein arbeitet derzeit eine Mitarbeiterin des Konsistoriums die Personalakten aus der Zeit von 1960 bis 1990 auf. Es werde davon ausgegangen, dass etwa 1.400 Disziplinarakten eingesehen werden müssen.

Die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, Eva Högl (SPD), forderte in einem Gastvortrag mehr Wertschätzung für Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten auch in der Kirche. Die Truppe habe in den vergangenen Jahren unter dem Desinteresse der Gesellschaft gelitten, sagte die SPD-Politikerin: „Interesse bedeutet auch Wertschätzung.“ Sie betonte zugleich den hohen Stellenwert der Militärseelsorge auch für nicht konfessionelle Soldatinnen und Soldaten.

Die 108 Kirchenparlamentarier tagen noch bis Samstag unter Leitung von Präses Harald Geywitz in der St. Bartholomäuskirche in Berlin-Friedrichshain. Am Samstag soll unter anderem ein Nachtragshaushalt beschlossen werden.

(epd)