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Predigt von Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg, Sportbeauftragter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und seit 2006 „Herthapfarrer“ im Berliner Olympiastadion

Im Gedenken an den Präsidenten von HERTHA BSC Kay Bernstein

„Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ (nach Martin Luther)

 

Liebe Herthanerinnen und Herthaner, liebe Angehörigen, liebe Freunde des Verstorbenen,
ihr alle, die ihr mitfühlt mit uns, die wir um unseren Präsidenten Kay Bernstein trauern,
unser Herz ist schwer, unser Verstand weiß nicht, wie er das, was geschehen ist, fassen soll.

Unsere Gedanken kreisen und haben ihre Richtung verloren.
43 Jahre.
Voller Schaffenskraft und Leidenschaft.
Einfach aus dem Leben gerissen. Das ist furchtbar, hart und macht uns alle betroffen.

Betroffen, weil es uns betrifft.
Es trifft uns.
Es trifft uns als Verein.
Es trifft uns als Herthafamilie.

Es trifft uns als Menschen, die wir auch einmal sterben müssen und an Kay erleben, wie schnell das passieren kann. Das macht uns zu schaffen. 

Und es trifft uns,
weil die Stimme, dessen, der einen neuen Ton im Miteinander von uns Herthanern angeschlagen hat, aufgehört hat zu sprechen.

Es trifft uns,
weil das freundliche Gesicht, das mit einem verschmitzten Lächeln uns gezeigt hat, dass Hertha sympathisch, freundlich, fröhlich und anziehend sein kann, weg vom Fenster ist.

All das sind Gründe, liebe Herthanerinnen und Herthaner, warum wir heute die Köpfe hängen lassen.

Aber sollten wir das wirklich längere Zeit tun?

Nein! Warum?

Ich habe einen Kay Bernstein erlebt, der für mich zwei Haltungen gelebt und ausgestrahlt hat.

Hoffnung und Zuversicht.

Und aus dieser Hoffnung, aus dieser Zuversicht hat er in seinem Verein HERTHA BSC Verantwortung übernommen.

Und diejenigen, die ihn kannten, die sich schon immer von seiner Hoffnung und Zuversicht haben anstecken lassen, die haben ihn zum Präsidenten von HERTHA BSC gewählt.

Hoffnung und Zuversicht auszustrahlen, war in einer Situation, in der kaum Grund zur Hoffnung und Zuversicht für unseren Verein bestand, viel wert.

Alles war verfahren, abgespielt, blutleer.

Aus diesem Chaos hat Kay mit einigen Verantwortlichen aus den Gremien und der Geschäftsstelle eine Hertha auf- und neben dem Platz geschmiedet, die die Herzen von uns Fans und unserer Stadt erreicht haben.

Kay Bernstein hat verstanden, dass HERTHA für alle da ist.

Für die aus dem Wedding natürlich, aus Zehlendorf, aus Lichtenrade, Kreuzberg, aus Spandau und aus Pankow, die Angestellten, die Arbeiter, die Beamten, die Jungen und die Alten, die Lauten und die Leisen, die Frechen und die Braven, die aus der Ostkurve und die in den VIP Bereichen, Frauen und Männer und alle anderen.

Hertha war für ihn immer mehr als irgendein begrenztes Milieu.
Hertha war für ihn mehr als ein Bulettenclub und natürlich was ganz anderes als ein Big City Club.
Hertha war für ihn ein Gefühl, eine Haltung, eine Einstellung.

Ein Verein mit Zukunft.

Und als Zeichen dieser Hoffnung hat mit Mitarbeitenden der Geschäftsstelle ein Apfelbäumchen gepflanzt.
Frei nach dem Satz von Martin Luther:

„Wenn ich wüsste, dass morgen, die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“

In dieser Pflanzaktion hat Kay uns viel gesagt.
Wenn Du ein Apfelbäumchen pflanzt, schaue darauf, dass der Boden auf den Du ihn setzt, gut ist.
Trenne dich von dem Boden, der lau und ausgelaugt, ja fade ist.

Schaffe für das Bäumchen vom Boden an die Rahmenbedingungen, die er braucht, um zu wachsen.

Setzte ihn nie auf das Trockene, wässere ihn von Anfang an und pass auf ihn auf, dass er im Sommer nicht vertrocknet und im Winter durch die Sonnenstrahlen keine Risse an seinem empfindlichen Stamm bekommt.

Achte auf ihn jederzeit.

Ein Apfelbäumchen ist ein Versprechen auf die Zukunft. Dieses Versprechen motiviert die Gegenwart.

Mit dem Apfelbäumchen verbinden wir die Hoffnung, dass an ihm einmal die köstlichsten Früchte hängen werden.

Sie werden hängen. Sie hängen noch nicht. Selbst wenn wir meinen vielleicht die eine oder andere Blüte schon zu sehen.

Wir verstehen:
Kay hat keinen großen, erwachsenen Baum gepflanzt, der schon ganze Kiepen mit Äpfeln füllen könnte.
Dieses Bäumchen steht für den Berliner Weg.
Der Weg ist begonnen. Zart und fein.

Aber das Bäumchen ist noch kein Baum.
Es kann dauern bis große Äpfel zu ernten sind.
Das braucht Zeit und Geduld. In Berlin hat nicht jeder Geduld.

Einige werden sagen: „können wir nicht an dem Baum ziehen, damit er schneller wächst.“
„Können wir ihn nicht dopen, dass er schneller große Früchte bringt.“
Manche werden vielleicht sogar sagen:
„Können wir ihn nicht abhauen und einen fertigen großen Baum mit einer anderen Frucht hinsetzen. Immer diese langweiligen Äpfel.“

Solche Stimmen wird es geben.

Wenn wir an der Zuversicht und der Hoffnung, die Kay gelebt und gepflanzt hat, festhalten wollen, dann werden wir diesen Menschen sagen. „Nein“.

Wir pflegen dieses Bäumchen bis es groß ist. Und wir ernten. Viel Frucht!
Wir verlieren wir unsere Hoffnung nicht.

Liebe Herthanerinnen und Herthaner,
genauso ist das mit der Hoffnung und der Zuversicht, die ich als Christ habe.

Ich weiß, dass das Leben hier auf Erden wie ein kleines Bäumchen ist. Aber eigentlich ist es mehr als das, was wir hier auf Erden sehen und verstehen.

Unser Bäumchen, unser Leben wird erst noch zum großen Baum.
Und von daher bin ich gewiss, dass Kays Seele weder tot noch kalt ist.
Im Gegenteil, ich habe die Zuversicht, dass er bereits den Aufstieg geschafft hat.
Von der irdischen zweiten Liga, in die himmlische Championsleague.
Dort ist Gott, der Herr der große Spielführer, der keinen von uns hängen lässt.
Im Gegenteil er nimmt uns zu sich auf.

Er schenkt uns das ewige Leben.

Vor einer großen Personalentscheidung hast Du, lieber Tom Herrich, damals mit Kay Bernstein unsere Andacht hier im Berliner Olympiastadion besucht.

Wir sprachen von Hoffnung, Zuversicht aber auch der Verantwortung, die jeder in seinem Leben hat und nach der er entsprechend handeln muss.

Kay schrieb einige Tage danach:
„Eure Predigt war von so viel Zuversicht und Hoffnung geprägt, sowie allem voran dem Bestreben Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen, dass ich von Erstaunen und Erschrecken, über zahlreiche Gänsehautmomente und Tränen der Rührung so zur Ruhe gekommen bin und eure Andacht tief berührt und gestärkt verlassen habe.“

Liebe Herthanerinnen und Herthaner, liebe Gäste,
Kay Bernstein hat nun diese Ruhe in Ewigkeit gefunden.

Gott wischt ihm alle Tränen ab, die er in diesem Leben vergossen und den Schweiß, den er für unseren Verein gelassen hat.

Nun lasst uns alle heute gestärkt in diesen Spieltag und in unser Leben gehen.
Gott segne Kay Bernstein und seine Familie.

Gott segne unseren Verein Hertha BSC
Gott segne uns und gebe uns Kraft und Mut für die kommende Zeit.

Vor allem aber gebe er uns Hoffnung und Zuversicht.

Amen