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Ministerpräsident zwischen Bischöfen

Die evangelische Kirche ehrt Manfred Stolpe mit einem Heisig-Porträt

Von Yvonne Jennerjahn (epd)

Öl auf Leinwand: Der Künstler Johannes Heisig hat ein neues Porträt von Manfred Stolpe geschaffen. Kommende Woche wird es vorgestellt.

12. Mai 2015. Berlin/Potsdam (epd). Brandenburg würdigt seinen ersten Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) bereits mit einem Porträt in der Potsdamer Staatskanzlei. Nun will auch die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ihren einstigen Ost-Berliner Chefjuristen mit einem Gemälde ehren: Am 19. Mai, drei Tage nach Stolpes 79. Geburtstag, wird das Kunstwerk von Johannes Heisig neben anderen Porträts von Konsistorialpräsidenten und Bischöfen in der Berliner Kirchenverwaltung enthüllt.

Ein "schlichtes, klassisches Porträt" nennt Heisig sein 100 mal 80 Zentimeter großes Ölgemälde auf Leinwand. Viermal hat Stolpe dem Künstler dafür in den vergangenen Wochen in seinem Atelier in Berlin-Neukölln Modell gesessen. Dass der frühere Bundesverkehrsminister dazu jedes Mal mit dem öffentlichen Nahverkehr aus Potsdam angereist ist, habe ihn beeindruckt, erzählt der 62-jährige Heisig: "Er hat sich Zeit genommen."

Das Modellsitzen sei für Stolpe nichts Neues gewesen, betont der Sohn des 2011 gestorbenen Malers Bernhard Heisig. Denn auch für das 2013 entstandene Gemälde in der Potsdamer Staatskanzlei hat der Jurist Zeit mit dem Künstler verbracht. Sehr offen, sehr kooperativ und voller Disziplin, so beschreibt der gebürtige Leipziger Heisig den früheren Ministerpräsidenten bei der Arbeit im Atelier: "Ich habe versucht, ein bisschen etwas von der kommunikativen Intensität zu zeigen, die er hat."

Über preußische und brandenburgische Geschichte, die Wendezeit und die gemeinsame DDR-Vergangenheit hätten sie sich unterhalten, erzählt Heisig. "Wir haben sehr schöne Gespräche gehabt", sagt der Künstler, der auch Willy Brandt, Egon Bahr und Johannes Rau porträtiert hat: "Er ist ein Mann, dem man gerne zuhört und der viel zu erzählen weiß." Das Porträt sei ein "malerisches Protokoll dieser Begegnung", betont er: "Man spürt, dass er ein Mensch ist, der gerne mit anderen redet."

Die Porträtanfrage aus der Kirche sei bereits vor Jahren an ihn herangetragen worden, doch er habe sich lange prinzipiell dagegen gewehrt, erzählt Stolpe, der vor seiner Zeit als Ministerpräsident von 1982 bis 1990 Konsistorialpräsident in Ost-Berlin war. Dann kam die Anfrage aus der Staatskanzlei, da habe er "schweren Herzens zugestimmt". Das sei nicht fair, habe es danach in der Kirche geheißen. "Das Argument saß bei mir", erzählt Stolpe. Er habe Heisig dann bitten wollen, einfach eine Kopie des ersten Porträts zu malen. "Da habe ich ihn beleidigt", sagt er. Denn ein ordentlicher Künstler macht so etwas nicht.

Die anderthalbstündigen Modellsitzungen mit kurzen Pausen zum Armeausschütteln und langen Gesprächen hätten ihm nichts ausgemacht, sagt Stolpe: "Es war ganz unterhaltsam." Heisig habe dabei sehr streng darauf geachtet, dass er still sitzen bleibt, erzählt er: "Wenn ich den Kopf ein bisschen bewegt habe, hat er mich ermahnt." Doch Pläne für weitere Porträts hat Stolpe nicht. "Um Gottes willen", sagt er: "Das reicht wirklich." Und Platz dafür habe er selbst ohnehin nicht.

Mit dem Gemälde wird nun eine Lücke in der kirchlichen Ahnen-Galerie im Berliner Konsistorium geschlossen. Die Altbischöfe Otto Dibelius, Kurt Scharf, Albrecht Schönherr und Wolfgang Huber werden dort bereits mit eigenen Büsten gewürdigt. Die Bischöfe Martin Kruse und Gottfried Forck wurden gemeinsam porträtiert. Auch mehrere Chefjuristen werden in der Bischofsetage geehrt. Nun kommt auch Manfred Stolpe dazu.

Zur feierlichen Übergabe und Enthüllung des Gemäldes wird neben dem Porträtierten auch der Künstler erwartet. Doch in Berlin widmet sich Johannes Heisig der Malerei derzeit weniger als sonst. "Ich arbeite gerade an meinem Umzug nach Brandenburg", erzählt er: "Die Gentrifizierung hat mich niedergestreckt." Die Folgen steigender Mieten machen auch dem Künstler zu schaffen. "Deshalb gehe ich aufs Land", sagt Heisig: "Auch da haben wir drüber gesprochen." In Teetz in der Prignitz will er künftig leben und arbeiten.