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Marmorstele für Johannes Lepsius in Potsdam

Ministerin Kunst: Zivilcourage fängt bei jedem Einzelnen an

29. April 2015. Potsdam (epd). Eine Marmorstele erinnert seit Dienstag in Potsdam an den evangelischen Theologen und Orientalisten Johannes Lepsius (1858-1926). Die Stele vor seinem früheren Wohn- und Arbeitshaus, in der sich heute die wissenschaftliche Begegnungstätte Lepsiushaus befindet, wurde von dem Berliner Bildhauer Roland Stelter entworfen und soll die Zivilcourage des Menschenrechtsaktivisten ehren. An der feierlichen Enthüllung nahmen unter anderem Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos), Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und der Geschäftsführer der armenischen Botschaft teil. Lepsius hatte vor 100 Jahren in Deutschland den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich bekanntgemacht.

Der Einsatz von Lepsius gegen alle Widerstände für die Armenier im Ersten Weltkrieg beweise, dass Zivilcourage bei jedem Einzelnen anfange, sagte Kunst. Die Massaker an den Armeniern seien auch durch die Duldung und das Wegschauen der damaligen deutschen Reichsregierung begünstigt worden. "Dafür tragen wir auch heute noch die Verantwortung", so die Ministerin. Potsdams Oberbürgermeister Jakobs sprach von einem wichtigen Teil kollektiver Erinnerungskultur.

Bei dem Völkermord an der christlichen Minderheit im Ersten Weltkrieg kamen ab 1915 bis zu 1,5 Millionen Menschen ums Leben. In der Türkei gibt es bis heute große Widerstände, die Verbrechen als Völkermord anzuerkennen. Der Genozid gilt als einer der ersten systematischen Völkermorde des 20. Jahrhunderts. Lepsius verschickte im Sommer 1916 über 20.000 Exemplare seines "Berichtes über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei" an Politiker, Tageszeitungen und evangelische Pfarrhäuser.