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Flüchtlingskrise stellt Berliner Kältehilfe vor Herausforderungen

Warnungen vor Konkurrenz zwischen Obdachlosen und Asylsuchenden

In Berlin leben rund 15.000 wohnungslose Menschen, davon 3.000 Obdachlose auf der Straße. Im Winter findet ein Teil von ihnen zumindest stundenweise Schutz in Notübernachtungen. Mit der Flüchtlingskrise könnte die Zahl der Bedürftigen wachsen.

30. Oktober 2015 Berlin (epd). Die Flüchtlingskrise stellt die Berliner Kältehilfe in diesem Jahr vor neue Herausforderungen. Das Netzwerk erwartet im bevorstehenden Winter neben Obdachlosen auch Asylsuchende vor den Notübernachtungen. Wichtig sei, dass es dabei "nicht zu Konkurrenz zwischen Wohnungslosen und Flüchtlingen" komme, warnte die Direktorin des Berliner Caritas-Verbandes, Ulrike Kostka, am Freitag in Berlin. Es würde Gewalt und Aggression in den Einrichtungen der Kältehilfe schüren und die meist ehrenamtlichen Helfer überfordern.

"Es könnte auch dazu beitragen, dass die Stimmung gegenüber Flüchtlingen abkühlt", sagte Kostka weiter. Der Berliner Senat habe jedoch zugesagt, dass Asylsuchende ausnahmslos in Notunterkünften für Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Die Angebote der Berliner Kältehilfe sollen sich dagegen an andere obdachlosen Menschen richten.

Unklar blieb allerdings, wie vor Notunterkünften tatsächlich unterschieden werden könne, bei wem es sich um einen Wohnungslosen oder um einen Flüchtling handele. Eine Möglichkeit zur Unterscheidung könnten die Registrierungsbändchen sein, die neuerdings vom für Flüchtlinge zuständigen Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) ausgegeben werden.

Die Berliner Kältehilfe will im kommenden Winter täglich bis zu 700 feste Schlafplätze in 16 Notunterkünften zur Verfügung stellen. Das sind rund 170 Plätze mehr als im vergangenen Jahr. Derzeit stünden schon 641 Plätze bereit. Hinzu komme der Einsatz von zwei Kältebussen, einem Wärmebus und 13 an einzelnen Wochentagen geöffneten Nachtcafés, teilten die Partner der Berliner Kältehilfe mit. Kirchengemeinden und Wohlfahrtsverbände betreiben das Angebot mit Unterstützung des Senats von Anfang November bis Ende März.

Ein weiteres Problem sei die Zunahme von obdachlosen Familien mit Kindern, erklärte die Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Barbara Eschen. Bislang seien in diesem Jahr schon 500 Übernachtungen von Minderjährigen registriert worden. "Es ist ein Alarmzeichen, dass Kinder in der Kältehilfe auftauchen", so Eschen. Diese Personengruppe brauche einen gesonderten Schutz. Die Zahl von Frauen mit Kindern, die abgewiesen werden müssten, habe sich in den vergangenen vier Jahren verfünffacht.

"Kinder sind in der Kältehilfe fehl am Platz. Sie brauchen besonderen Schutz sowohl in der Nacht wie auch am Tag", betonte die Diakonie-Direktorin. Eine spezielle Notunterkunft für Familien soll mit Unterstützung des Senats im November eröffnet werden. Der Berlin Senat fördert Übernachtsplätze in diesem Jahr zudem finanziell stärker. Der Tagessatz für eine solche Notübernachtung sei von 15 Euro auf nun 25 Euro gestiegen, so Eschen. Damit seien existenzbedrohende Kürzungen kurz vor Beginn des Starts der Kältehilfe abgewendet worden.

Der Geschäftsführer der Gebewo - Soziale Dienste Berlin, Robert Veltmann, forderte zudem eine deutliche Ausweitung der medizinischen Versorgung für Obdachlose. Auch schwer behinderte Menschen, etwa Rollstuhlfahrer, oder etwa an chronischen Haut- und Suchtkrankheiten leidende Obdachlose müssten versorgt werden. Derzeit kümmerten sich darum zehn Arztpraxen in der Berlin. Nötig sei allerdings eine verlässliche Finanzierung der medizinischen und hygienischen Versorgung der Betroffenen, betonte Veltmann.

 

 

Info

Das Kältehilfetelefon ist täglich von 19 bis 23 Uhr unter der Telefonnummer: 030/810560425 zu erreichen.

www.kaeltehilfe-berlin.de

www.kaeltebus.de

www.berliner-stadtmission.de

www.diakonie-portal.de

www.caritas-berlin.de