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Evangelische Kirche skeptisch bei Plänen zu Flüchtlings-Hotspots - Bischof Dröge plädiert für reine Registrierungszentren

Drei hochrangige Kirchenvertreter vollziehen Teile der Reise von Flüchtlingen auf der Westbalkan-Route nach. Von den Eindrücken zeigen sie sich tief bewegt und fordern umso mehr von Deutschland und der EU nachhaltige Lösungen und Hilfe.

28. September 2015 Thessaloniki (epd). Vertreter der evangelischen Kirche haben sich kritisch über die Pläne zur Errichtung von Flüchtlingszentren in den EU-Außenstaaten geäußert. Der Berliner Bischof Markus Dröge gab zu bedenken, dass Flüchtlinge solche Zentren meiden, wenn sie das Gefühl haben, bereits dort zurückgewiesen zu werden. Das stärke kriminelle Schlepper, die alternative Routen für Flüchtlinge organisieren, sagte Dröge am Montag im griechischen Thessaloniki. Er schlug stattdessen reine Registrierungs- und Beratungszentren vor.

Die EU-Staaten wollen besonders auf Drängen Deutschlands sogenannte Hotspots in Griechenland und Italien errichten, in denen Flüchtlinge zentral registriert werden und das Asylverfahren zumindest anlaufen soll. Von dort sollen Flüchtlinge dann in andere EU-Länder verteilt werden und Asylbewerber ohne Bleibeperspektive unter Umständen sofort zurückgeschickt werden.

Dröge plädierte dafür, die Menschen in Grenzstaaten nur zu registrieren und zu erfassen, in welches Land sie gehen wollen. Aufgrund dieses Wunsches sollten sie dann eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen unabhängig davon, wie ihre Chancen auf einen positiven Asylbescheid stehen. Es sei nicht umsetzbar, die abgelehnten Asylbewerber bereits von den Aufnahmezentren aus zurückzuschicken, sagte Dröge, der Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Ihm sei wichtig, dass ein rechtstaatliches Verfahren garantiert wird.

Dröge macht sich derzeit mit einer Delegation der evangelischen Kirche und der Diakonie ein Bild von der Lage an der griechischen Grenze und in den Durchgangslagern auf dem Balkan. Mitglieder der Gruppe sind außerdem Diakonie-Präsident Ulrich Lilie und der EKD-Bevollmächtigte in Berlin und Brüssel, Martin Dutzmann.

Die Kirchenvertreter zeigten sich bewegt über die Eindrücke in den Durchgangslagern im griechischen Idomeni an der mazedonischen Grenze und im serbischen Presovo. In beiden Lagern ist die Situation teils prekär, weil es häufiger stark regnet und bereits jetzt wesentlich kälter ist als noch im Sommer.

Lilie sagte, er habe durch den Besuch nochmals verstanden, "was das für eine humanitäre, kulturelle, soziale und wirtschaftliche Herausforderung für uns alle in Europa wird". Gefordert seien alle EU-Staaten, vor allem aber auch reiche Länder wie Deutschland, die einen starken Beitrag zur Bewältigung der Flüchtlingskrise leisten müssten. "Wir werden daran gemessen werden, ob wir darauf eine Antwort finden", sagte er.

Der EKD-Bevollmächtigte Dutzmann betonte, Europa müsse gemeinsam die Herausforderung anpacken, "als Wertegemeinschaft, als die sich die EU hoffentlich immer noch versteht". Die kürzliche Einigung auf die Verteilung von 160.000 Flüchtlingen bezeichnete er als "Schneise für Einigung in Europa". Auch er betonte aber die starke Rolle Deutschlands und verwies dabei auf die Geschichte. Der Nationalsozialismus sei Ursache massenhafter Flucht gewesen. "Deshalb haben wir Verantwortung für Menschen, die geflohen sind", sagte Dutzmann.