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Bundesweit erstes Hygienecenter für Obdachlose eröffnet

Für die neue Einrichtung der Bahnhofsmission hat die Deutsche Bahn rund 300.000 Euro zur Verfügung gestellt, sie übernimmt auch die laufenden Kosten für Energie und Wartung.

An diesem Tag ist alles anders: Wo sonst Obdachlose Hilfe finden, drängt sich Prominenz. Bahnchef Rüdiger Grube, Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) und andere sind gekommen, um am Berliner Bahnhof Zoo das bundesweit erste Hygienecenter für Menschen zu eröffnen, die auf der Straße leben. In Europa ist es die zweite Einrichtung dieser Art, die erste wurde vor einigen Monaten auf Wunsch des Papstes im Vatikan in Rom eröffnet.

"Man glaubt es kaum", sagt Grube dazu, dass es europaweit nur zwei solche besonderen Angebote mit Duschen und Friseurservice für Obdachlose gibt. Für die neue Einrichtung der Bahnhofsmission hat die Deutsche Bahn rund 300.000 Euro zur Verfügung gestellt, sie übernimmt auch die laufenden Kosten für Energie und Wartung. Aufenthaltsräume für Bahnmitarbeiter wurden dafür umgebaut, sie bekommen nun neue Räume.

Mit dem rund 200 Quadratmeter großen behindertengerechten Hygienecenter soll Hilfesuchenden der Alltag erleichtert sowie die Situation von Anrainern, Fahrgästen und Geschäften im Bahnhof Zoo verbessert werden. Denn in Berlin übernachten Schätzungen zufolge 5.000 bis 6.000 Menschen im Freien, der Bahnhof Zoo ist seit Jahrzehnten ein beliebter Treffpunkt für sie.

Die in schlichtem weiß und grau gehaltenen Räume werden von der Bahn kostenfrei zur Verfügung gestellt. Obdachlose können sich dort waschen und duschen, drei Duschen für Frauen und vier Duschen für Männer wurden dort installiert. Weitere Dienstleistungen wie Haarschnitte, Fuß- und Nagelpflege werden ehrenamtlich angeboten. Für die Reinigung von Kleidung und Schlafsäcken stehen eine Waschmaschine und ein Trockner bereit.

Respekt und Würde für Obdachlose seien für ihn eine Herzensangelegenheit, sagt Grube und lobt die Arbeit der vor mehr als 100 Jahren gegründeten Bahnhofsmission. Das Engagement sei "extremst beeindruckend", betont der Bahnchef. Obdachlose verdienten Zuwendung wie alle anderen Menschen auch, sagt Gesundheitsminister Gröhe: "Es ist wunderbar, dass hier Probleme nicht verdrängt werden." Das neue Angebot biete zudem Schutz vor mancherlei Gesundheitsgefährdung.

Berlins Regierender Bürgermeister würdigt die neue Einrichtung als großen Schritt nach vorn. "Hier können wir konkret helfen", sagt Müller. Und es sei gut, dabei einen starken Partner "voller Herzblut" an der Seite zu haben. Die Arbeit der Bahnhofsmission, die am Bahnhof Zoo täglich rund 1.000 Menschen betreut, wird jährlich mit rund 150.000 Euro vom Senat gefördert. Sozialsenator Mario Czaja (CDU) ruft zu mehr ehrenamtlichem Engagement und Kleiderspenden auf und wendet sich mit weiteren Wünschen direkt an die Bahn. "Es würde uns sehr freuen, wenn Sie diesen Standort erweitern könnten", sagt er zum Bahnchef. Im Keller gebe es noch Räume, die auch von der Bahnhofsmission genutzt werden könnten.

Im Friseur- und Wäscheraum steht eine junge Frau. Die 23-Jährige will Sozialpädagogik studieren und arbeitet seit ein paar Monaten ehrenamtlich für die Bahnhofsmission. "Ich bin superglücklich, dass es das endlich gibt", sagt sie. Detlef Fuchs steht noch draußen. "Ne ganz tolle Sache", sagt der 63-Jährige, der in Spanien gelebt hat, dann in seine Heimatstadt zurückgekehrt und nun obdachlos ist. "Es geht was", sagt Joachim Lenz, Direktor der Berliner Stadtmission, zu der auch die Bahnhofsmission gehört: "Heute morgen ist die Welt ein kleines bisschen besser geworden."