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Berliner Dom gedenkt Königin Elisabeth Christine zum 300. Geburtstag mit Kranzniederlegung

Die Ehefrau von Friedrich dem Großen, Königin Elisabeth Christine, wäre am Sonntag 300 Jahre alt geworden. In Berlin wird mit einem Animationsfilm und einer Kranzniederlegung an sie erinnert. Bis heute gilt die Königin als verkannt.

4. November 2015 Berlin (epd). Ein spätes Porträt zeigt die Preußenkönigin (1715-1797) vor ihrer Sommerresidenz Schönhausen: sie sitzt im Sessel, das blaue Kleid wirft üppige Falten, unter dem hochgesteckten grauen Haar leuchten wache Augen, ein leichtes Doppelkinn ist zu erkennen, doch sie lächelt zufrieden. "Madame sind korpulenter geworden!" kommentiert Friedrich II. trocken, als er nach kriegsbedingter langer Trennung seine Gemahlin 1764, als das Bild entstand, wiedersieht. Für Friedrich den Großen war seine Ehe eine Formsache.

Elisabeth Christine, die vor 300 Jahren, am 8. November 1715, geboren wurde, blieb trotz vieler Demütigungen, die sie ertragen musste, loyal. Sie übernahm während der häufigen Abwesenheit ihres kriegerischen Gatten wichtige Repräsentationspflichten, hielt Hof in Berlin und empfing im Sommer in Schönhausen in- und ausländische Gäste. Sie war "der eigentliche Hof Preußens", wie ein Zeitgenosse formulierte.

Den 300. Geburtstag Elisabeth Christines nimmt die Berliner Domstiftung zum Anlass, um das Bild der Königin mit einem eigens produzierten Animationsfilm über ihr Leben und Wirken zu korrigieren. Er wird in der Hohenzollerngruft gezeigt, wo Elisabeth Christine nach ihrem Tod 1797 ihre letzte Ruhestätte fand. Ihr schlichter Eichensarg fehlt heute, er verbrannte während einer Bombennacht 1944. Am 8. November ehrt der Förderverein Schloss Schönhausen die Königin mit einem Kranz an diesem Ort, dazu singen Mitglieder der Berliner Domkantorei. Auch das Haus Hohenzollern würdigt den 300. Geburtstag Elisabeth Christines mit einer Kranzniederlegung.

Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern war keine 18 Jahre alt, als sie 1733 mit dem preußischen Kronprinz Friedrich vermählt wurde. Die Ehe wurde von König Friedrich Wilhelm I. arrangiert. Nach dem Scheitern seiner Fluchtpläne fügte sich Friedrich, machte aber aus seiner Abneigung kein Hehl. Immerhin schien das junge Paar, dessen Ehe kinderlos blieb, ab 1736 in Rheinsberg eine harmonische Zeit verlebt zu haben, Elisabeth Christine bezeichnete sie im Nachhinein als ihre glücklichsten Jahre.

Sie endete mit dem Regierungsantritt Friedrichs 1740. Der König vollzog sofort die Trennung: wenn er nicht Kriege führte, blieb er lieber in Potsdam, Elisabeth Christine hingegen erhielt Schloss Schönhausen im Nordosten Berlins als Sommerresidenz.

Auch wenn die Distanz beabsichtigt war, weilte die Königin gern in Schönhausen, wie Alfred Hagemann, Mitarbeiter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und Kurator der Dauerausstellung zu Elisabeth Christine im 2009 wieder eröffneten Schloss, betont: "Sie hat Schönhausen sehr geliebt, das kann man an ganz vielen Briefstellen nachlesen, das war der Ort, wo sie relativ unabhängig agieren konnte."

Die Initialen "EC" prangen in geschwungenen goldenen Lettern über dem Eingang, große Fenstertüren öffnen sich im Erdgeschoss in den Garten, den sie beständig veränderte, eine Seidenraupenzucht anlegte, neue Pflanzensorten anbaute. Nach den Verwüstungen während des Siebenjährigen Krieges stellte ihr Friedrich Geld zur Verfügung, um das Schloss neu zu gestalten. Heute ist es als ein authentisches Kleinod des friderizianischen Rokoko erhalten.

Noch kurz vor ihrem Tod ließ Elisabeth Christine 1794 die Räume in Schönhausen mit Papiertapeten auskleiden, das "Brandneueste in dieser Zeit", wie Alfred Hagemann betont, "nichts, was man von einer 80-jährigen Witwe erwarten würde". Seit der Wiedereröffnung Schönhausens 2009 sind die restaurierten Tapeten in den Privaträumen der Königin im Erdgeschoss zu sehen.

Auch am Hof in Berlin nutzte Elisabeth Christine ihre Spielräume: sie pflegte den Kontakt mit Theologen der Aufklärung, übersetzte deren Schriften ins Französische und verfasste selbst Bücher zur Lebensführung im Einklang mit der Religion. Ihre Menschenfreundlichkeit und tiefe Religiosität machten sie auch bei den Untertanen beliebt, sie gilt als erste Landesmutter Preußens.

Die letzten elf Lebensjahre als Witwe, wo sie frei von den Pflichten am Hof ihren Vorlieben nachgehen konnte, entschädigten Elisabeth Christine für viele Zurücksetzungen. Nach ihrem Tod am 13. Januar 1797 wurde sie im Berliner Dom bestattet. Der dreiminütige Animationsfilm erinnert die Besucher der Hohenzollerngruft jetzt an die verkannte Königin und ihre letzte Ruhestätte.