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Bischof für weitere Aufarbeitung von Luthers Antijudaismus

Umbenennung von Straßen lehnt Christian Stäblein im Interview mit der "Berliner Zeitung" ab

Man sieht als Grafik den Kopf von Martin Luther, unterteilt in vier puzzleähnliche Teile, als Bild an einer Wand

Berlin (epd). Der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein hat im Streit um Forderungen nach einer Umbenennung von Martin-Luther-Straßen weitere Bemühungen um eine Aufarbeitung des Antijudaismus des Reformators angemahnt. „Ich halte die Diskussion über Straßennamen immer wieder für richtig, wichtig und nötig. Dass wir jetzt so intensiv über Martin Luther diskutieren, ist erst mal nicht verkehrt“, sagte Stäblein der „Berliner Zeitung“ (Dienstag).

Zugleich sprach sich Stäblein erneut gegen eine Umbenennung der nach Martin Luther (1483-1546) benannten Straßen aus. „Wir arbeiten seinen Antijudaismus auf. Und aufarbeiten heißt nicht abschließen, sondern immer wieder benennen.“ Vor diesem Hintergrund forderte er, historisches Wissen an Martin-Luther-Straßen durch QR-Codes, Stelen und Erinnerungstafeln zu vermitteln.

Die Bedeutung Luthers über die Kirche hinaus für den gesamten europäischen Kontinent, die europäische Geistesgeschichte und die Entwicklung von Freiheit, sei so groß, dass er sich eine Umbenennung nicht vorstellen könne. Beim Reformator fänden sich jedoch durchaus Aussagen, die heute als antisemitische Ausfälle und Hetzreden bezeichnet würden: „Da kann man nicht sagen, dass das alles im Kontext seiner Zeit aufgehoben ist. In dem, was damals 'üblich' war.“

Laut einer Studie im Auftrag des Berliner Antisemitismusbeauftragten Samuel Salzborn haben 290 Straßen- und Platznamen in Berlin problematische, antisemitische Bezüge und sollten deshalb teilweise umbenannt werden. Dazu gehören auch die Martin-Luther-Straße und der Pastor-Niemöller-Platz.