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Altbischof Huber weist Kritik an Garnisonkirchenplänen zurück

Viele Kritiker "verbinden die kritische Auseinandersetzung mit einer magischen Deutung eines Bauwerks, die auf andere Bauwerke seltsamerweise nicht übertragen" werde, sagte Huber.

Potsdam (epd). Der Streit über den geplanten Wiederaufbau des Turms der Potsdamer Garnisonkirche reißt nicht ab. Der Kuratoriumsvorsitzende der Baustiftung, der evangelische Altbischof Wolfgang Huber, verteidigte in der Berliner Wochenzeitung "Die Kirche" (Ausgabe vom 26. März) das Projekt erneut und warf Kritikern unzureichende Information vor. Viele Kritiker "verbinden die kritische Auseinandersetzung mit einer magischen Deutung eines Bauwerks, die auf andere Bauwerke seltsamerweise nicht übertragen" werde, sagte Huber.

Zuletzt war bei einer Tagung der evangelischen Martin-Niemöller-Stiftung und der Initiative "Christen brauchen keine Garnisonkirche" Mitte März in Potsdam scharfe Kritik an den Wiederaufbauplänen geäußert worden. Die 1735 fertiggestellte, 1945 zerstörte und 1968 abgerissene Barockkirche sei als "Walhalla des preußischen Abolutismus" errichtet worden, "zwecks gläubiger Rüstung des Militärs zur maximalen Gotteslästerung, dem Krieg", kritisierte dort der Publizist und studierte evangelische Theologe Christoph Dieckmann in seiner Predigt zum Abschluss der Tagung: "Warum sollte diese gotteslästerliche Bude auferstehen?"

"Wir haben zum Beispiel den Berliner Dom wieder errichtet, obwohl der Reichsbischof Müller in der Nazizeit dort üble Predigten gahelten hat", sagte Huber zu der anhaltenden historisch begründeten Kritik. Alle betrachteten zudem das Brandenburger Tor als "Symbol der Freiheit, obwohl durch das Tor der erste Fackelzug für den Reichskanzler Hitler zog".

Der Martin-Niemöller-Stiftung warf Huber vor, über den geplanten Wiederaufbau des Garnisonkirchturms zu reden, "ohne ihre Aussagen einem Wahrheitstest auszusetzen". Niemöller, einst Vertreter der NS-kritischen Bekennenden Kirche, sei ein streitbarer Mensch gewesen, sagte Huber: "Mich erbost, dass diese Stiftung sich auf Martin Niemöller beruft."

Zu Spekulationen über die fehlende Mittel für Bau und Betrieb des Turms sagte Huber, die Kalkulation mit 80.000 Besuchern im Jahr stütze sich auf vergleichbare Zahlen an anderen Orten. Sie werde zudem dadurch "eindrucksvoll bestätigt, dass das neue Museum Barberini in Potsdam in den ersten sechs Wochen nach der Eröffnung hunderttausend Besucher" verzeichnet habe. Um den Kirchturm für rund 35 Millionen Euro wieder vollständig aufzubauen, würden neben den erwarteten zwölf Millionen Euro Bundesmitteln noch neun Millionen Spenden benötigt.


Internet
www.garnisonkirche-potsdam.de
www.martin-niemoeller-stiftung.de
www.christen-brauchen-keine-garnisonkirche.de