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Altbischof Huber: Berlin ist eine "religiös gemäßigte Zone"

Das Christentum weltweit betrachtet sei eine stark wachsende Religion

27. November 2014. Berlin (epd). Altbischof Wolfgang Huber und der Sozialphilosoph Hans Joas sehen das Christentum ungeachtet von Säkularisierungstendenzen nicht bedroht. Im Weltmaßstab sei die Lage "nicht so verzweifelt" wie sie vielleicht in Berlin und in Deutschland insgesamt erscheine, sagte der Soziologe Joas von der Humboldt-Universität am Mittwochabend in Berlin. Auch der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Huber, sagte, das Christentum sei weltweit betrachtet eine stark wachsende Religion. Das Thema des 1. Kirchenpolitischen Empfangs der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus lautete "Glaube und Politik in der pluralen Gesellschaft".

 

Der ehemalige Berliner Bischof verwies auf frühere Entfremdungssituationen von der Kirche, etwa im späten 19. Jahrhundert. Gemessen daran sei die heutige Quote von vier Prozent Gottesdienstbesuchern schon ein Erfolg. Klar sei jedoch, dass man in Berlin in einer "religiös gemäßigten Zone" lebe. Dies schließe neben Vorteilen auch den Nachteil ein, dass es in dieser Region eine lange Tradition von Distanz zum Glauben gebe. Viele Menschen in Ostdeutschland lebten inzwischen in der dritten Generation ohne direkten Kontakt zum Glauben. Allerdings gebe es historisch betrachtet "kein allgemeines Gesetz der Entkirchlichung".

 

Huber warnte zugleich davor, die Kirchen in der öffentlichen Debatte über Glauben nur noch als eine Art "Bundesagentur für Werte" zu betrachten. Die Unentbehrlichkeit der Kirchen zeige sich nicht nur in ihren Folgen und Wirkungen, sondern eben darüber hinaus auch darin, "dass Menschen fröhlich leben und getröstet sterben", sagte der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende und Sozialethiker.

 

Der Soziologe und Katholik Joas betonte in der Diskussion, viele Menschen träten aus, weil ihnen etwas Bestimmtes in ihrer Kirche massiv missfalle. Dies könnten durchaus gute Gründe sein, wie etwa unübersehbare Defizite in der katholischen Kirche. Für den Zweifel am Glauben oder eine anderweitige Unzufriedenheit mit der Kirche gebe es aber auch noch weitere Gründe, etwa die historische "übermäßige Nähe" von Kirchen und Staat. Als Beleg dafür führte der Professor von der Berliner Humboldt-Universität die Namensgebung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin an. Ihn erschrecke immer wieder, wie man eine Kirche so nennen könne - noch dazu in der damaligen Zeit, in der beileibe nicht alle die Politik des Kaisers mitgetragen hätten, sagte Joas. Auch die enge Verquickung von katholischer Kirche und CSU in Bayern spiele eine "abstoßende Rolle".

 


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