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Abschiedsfeier für Menschen, die sonst vergessen würden

Der evangelische Kirchenkreis Berlin Stadtmitte und der Bezirk Mitte gedenken einsam Verstorbener mit einer Trauerfeier am 22. November 2019 um 17 Uhr in der St. Marienkirche

Für jeden der 54 einsam Verstorbenen im Bezirk Mitte wird eine Kerze angezündet. Foto: Pixabay
Für jeden der 54 einsam Verstorbenen im Bezirk Mitte wird eine Kerze angezündet. Foto: Pixabay

Wer einsam stirbt, keine Verwandten hat und mittellos ist, wird normalerweise durch das Sozialamt oder das Ordnungsamt bestattet – ohne Abschied, ohne Trauerfeier. Für diese einsam Verstorbenen halten der Evangelische Kirchenkreis Berlin Stadtmitte und das Bezirksamt Mitte von Berlin im Auftrag der Bezirksverordnetenversammlung Mitte am 22. November um 17 Uhr erstmals eine Trauerfeier in der Berliner St. Marienkirche ab.

„Mit der Trauerfeier wollen wir ein gesellschaftliches Zeichen dafür setzen, dass allen Menschen nach dem Tod ein würdiger Abschied zusteht“, sagt Superintendent Bertold Höcker. Ob die Verstorbenen religiös waren oder nicht, spiele dabei keine Rolle. „Für uns als Kirche ist es eine Verpflichtung, Menschen, die sonst vergessen würden, zu verabschieden“, sagt Superintendent Höcker, „Jeder Mensch, ob arm oder reich, ob konfessionell gebunden oder nicht, hat ein Leben. Auf dieses Leben im Angesicht des Todes zurückzublicken – dazu dient unsere Trauerfeier.“

Während der Trauerfeier sollen die Namen, das Geburts- und Sterbedatum und die Adressen aller in diesem Jahr einsam Verstorbener verlesen werden. Für jeden und jede der mehr als 50 Verstorben aus dem Bezirk Mitte wird eine Kerze entzündet. Die Besucherinnen und Besucher der Trauerfeier haben die Möglichkeit, Blumen mitzubringen oder persönliche Gegenstände auf den Stufen im Kirchraum abzulegen.

Für den Bezirk Berlin Mitte werden Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel, Bezirksstadtrat Ephraim Grothe und Frank Bertermann, Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, die Namen der Verstorbenen vorlesen. „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Ich bin sehr dankbar dafür, dass der Kirchenkreis Berlin Stadtmitte mit dieser Trauerfeier die Möglichkeit bietet, einsam und ohne Angehörige verstorbenen Menschen aus Mitte, Wedding und Tiergarten in Würde, mit Respekt und in feierlichem Rahmen die letzte Ehre zu erweisen“, sagt Stephan von Dassel.  

Für die evangelische Kirche in der Mitte Berlin tragen Jürgen Schulz, Professor an der UdK Berlin, und Ulli David, Leiter des Wohnheims Notizstraße für alkoholkranke ehemals obdachlose Männer, die Namen vor. Pfarrerin Corinna Zisselsberger hält eine Ansprache. 

Hintergrund:
In diesem Jahr gab es im Bezirk Berlin Mitte insgesamt 376 so genannte ordnungsbehördliche Bestattungen. Ordnungsbehördlich bestattet wird, wer mittellos ist und dessen nächste Verwandte nicht auffindbar sind. Gelingt es den Behörden auch nach der Bestattung nicht, Angehörige des Verstorbenen zu ermitteln, gelten diese Verstorbenen nach amtlicher Definition als einsam Verstorbene. Nach bisherigem Stand trifft dies im Bezirk Mitte für das Jahr 2019 auf 54 Menschen zu – deren Namen in der Trauerfeier vorgelesen werden. Eine Liste der Namen hat das Bezirksamt außerdem auf seiner Seite veröffentlicht.