Jüterbog feiert Tetzel-Fest zur Reformation

Jüterbog (epd). Luthers Widersacher Tetzel wird im Jahr des 500. Reformationsjubiläums Patron des Altstadtfestes von Jüterbog. Unter dem Motto "Tetzel kommt" wird am 8. und 9. September in die brandenburgische Kleinstadt eingeladen, in der der Mönch einst seine Ablassbriefe zum Freikauf von Sünden an den Mann gebracht hat, teilte der Heimatverein am Freitag in Jüterbog mit. Der Ablasshandel soll Martin Luther (1483-1546) zu seinen berühmten 95 Thesen von 1517 veranlasst haben, die als Ausgangspunkt der Reformation und der Kirchenspaltung in eine katholische und eine protestantische Konfession gelten.

Der Mönch Johannes Tetzel (1465-1519) durfte damals der Überlieferung zufolge nicht nach Kursachsen und in die Stadt Wittenberg einreisen. Deshalb residierte er längere Zeit im nahe gelegenen Jüterbog und verkaufte dort seine Ablassbriefe. Auch viele Wittenberger Bürger seien zu ihm gekommen, um sich von Sünden freizukaufen. Dies wiederum habe den Augustinermönch Martin Luther dermaßen erzürnt, dass er sich an die Ausarbeitung seiner Thesen gemacht habe, hieß es. Die Stadt Jüterbog versteht sich deshalb als Ort des Anstoßes zur Reformation.

Beim Altstadtfest in mittelalterlicher Umgebung werde sich "alles um den Mönch Johannes Tetzel drehen", hieß es weiter. Der Ablasshändler werde dabei von dem Leipziger Kabarettisten Gunter Böhnke dargestellt, der am 9. September um 10 Uhr in die Stadt einziehen werde und dort mit Legenden und Ereignissen aus seinem Leben konfrontiert werden soll.

Nach dem Einzug in die Stadt wird der "Mönch" laut Programm zunächst von dem wegen seiner Äußerungen über Flüchtlinge und seines Umgangs mit den Medien umstrittenen Bürgermeister Arne Raue (parteilos) begrüßt, der seine offizielle Facebook-Seite inzwischen auf Anweisung der Stadtverordneten abgeschaltet hat. Danach folgen unter anderem ein "Predigtgottesdienst mit Tetzel in der Nikolaikirche" und ein "Streit mit dem Ritter von Hake vor dem Ablassstand". Der Ritter soll einst einen Ablass für eine noch nicht begangene Sünde gekauft und Tetzel später ausgeraubt haben.

Auf dem Programm des Altstadtfestes stehen den Angaben zufolge unter anderem auch ein Mysterienspiel, theologische "Dispute" mit und über Tetzel, Musik, Gaukelei, mittelalterlicher Tanz, Feuerspiele, Kinderattraktionen, Bogenschießen, Marktleben und ein Mittelalterlager. Das Fest anlässlich des Reformationsjubiläums sei "einmalig im Land Brandenburg" und werde von der Staatskanzlei und dem Landkreis Teltow-Fläming gefördert, hieß es.


Info:
Das Altstadtfest beginnt am Freitag, dem 8. September, um 14 Uhr und endet am Samstag, dem 9. September, um 24 Uhr.

Internet:
www.tetzel-kommt.de