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Klimapositiv leben

Newsletter März 2024

Am 14. Februar starten 24 evangelische Kirchen und katholische Partner das Klimafasten für Klimaschutz. Kann Kirche Wegbereiter sein für ein klimagerechtes Leben?

VON BEATE CORBACH.

Können Sie sich noch erinnern, wann Sie das Wort „Klimaneutralität“ zum ersten Mal bewusst wahrgenommen haben? Vielleicht im Jahr 2020 als das Klimaschutzgesetz der EKBO von unserer Landessynode beschlossen wurde? Oder 2021 als das Klimaschutzgesetz des Bundes in Kraft trat? Unterdessen wirbt nahezu jedes Unternehmen mit seinen klimaneutralen Produkten und viele Einrichtungen mit ihrem klimaneutralen Betrieb. Trotzdem steigen weltweit, Jahr für Jahr die CO2-Emissionen weiter an, und das Ziel der Pariser Klimakonferenz von 2015, die Erderwärmung zu stoppen, rückt in immer weitere Ferne. Das hat unterschiedliche Gründe, die an dieser Stelle nicht im Einzelnen beleuchtet werden sollen. Eines aber wird immer deutlicher: Es reicht nicht mehr, klimaneutral zu wirtschaften. Wir müssen klima -positiv wirtschaften und leben. Das bedeutet, dass wir zu allererst und überall, wo irgend möglich, CO2-Emissionen reduzieren müssen.

Ein vergleichsweise einfacher Weg CO2-Emissionen zu senken, ist der Verzicht auf CO2-verursachende Produkte oder Verhaltens -weisen. Einschränkungen oder gar Verzicht auf liebgewonnene Dinge oder Gewohnheiten erzeugen bei vielen Menschen Abwehr und Ängste. Wie soll mein Leben aussehen, wenn ich mich einschränke? Oft erzeugt die Vorstellung des Verzichts sogar Wut und Trotz. Warum ich, während in meiner unmittelbaren Nachbarschaft weiter geprasst wird?

Weniger statt mehr?

Es wäre allerdings deutlich zu kurz gedacht, Einschränkungen und das Aufgeben von alten Gewohnheiten allein auf den Aspekt des Verzichts und Verlustes zu reduzieren. Letztendlich geht es bei einem klima -positiven Leben nicht um ein eingeschränktes, sondern erstmal um ein anderes, vielleicht sogar um ein besseres Leben. Diese kleine, aber wesentliche Veränderung des Blickwinkels bringt eine gute und interessante Nebenwirkung mit sich, die bald zum Hauptaspekt wird. Die neue Frage lautet dann: Was gewinne ich, wenn ich mich in meinem Alltag freiwillig umstelle? Vielleicht gewinne ich Zeit und mehr Gelassenheit, vielleicht eine stabilere Gesundheit und weniger Müdigkeit. Vielleicht neue Verbindungen mit meinen Nächsten.

Bei der Umstellung meines Alltags, weg von einem klima- und umweltschädigenden hin zu einem schöpfungsfreundlichen Leben ist diese Fragestellung der Schlüssel, und unser christlicher Glaube und unsere Kirche können Wegbereiter sein, sich auf diese Aspekte einzulassen, die das tiefste Innere von uns Menschen berühren.

Die Frage nach dem, was mit uns geschieht, wenn wir unser Leben freiwillig umstellen, führt aus christlicher Perspektive mitten ins Zentrum unseres Glaubens. Auch und gerade für die konkreten Veränderungen unseres Alltagslebens, sei es beim Einkaufs- oder Reise -verhalten, sei es bei der Ernährung oder beim Umgang mit Energie, für all diese oft sehr persönlichen, kleineren oder größeren Schritte hin zu einem klimapositiven, schöpfungsbewahrenden Leben gilt die Frohe Botschaft des christlichen Glaubens: Lasst uns mutig, aber auch demütig und voller Vertrauen auf Gottes Liebe und auf seinen Trost einen neuen, klimagerechteren Alltag beginnen – mit allen Folgen und Veränderungen, die das für unser Leben mit sich bringen wird.

Mehr statt weniger

Wie ein solches Leben konkret aussieht, bei dem ich mich freiwillig umstelle und meine bisherigen Gewohnheiten hinterfrage, lässt sich vielleicht vergleichen, mit dem, was man im Laufe einer Fastenzeit in konzentrierter Form erlebt: Das freiwillig umgestellte Leben erhält eine neue Tiefe, Intensität und neue Qualitäten, von denen wir oftmals gar nichts ahnen, bis wir uns in diese Fastenerfahrung einmal konkret hineinbegeben. Für jede und jeden werden diese neuen Qualitäten sehr unterschiedlich ausfallen.

Sicher ist, dass wir in unserem neuen, klimagerechteren Leben wachsen und größer werden – allerdings ohne dabei die planetaren Grenzen zu überschreiten und die Schöpfung zu bedrohen. Stattdessen wachsen wir nach innen und in die Tiefe, in unendlich vielen Variationen, in ungeahnte Verästelungen und Verzweigungen.

„So viel du brauchst …“

Welche konkreten Erfahrungen machen Sie, wenn Sie ihren Alltag freiwillig umstellen unter dem Motto: „So viel du brauchst“? Vielleicht versuchen Sie es beim Klimafasten für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit vom 14. Februar bis zum 30. März (klimafasten.de). Was gewinnen Sie bei der Umstellung Ihres Alltags? Welche liebgewonnenen, alten Gewohnheiten erscheinen dabei in einem anderen Licht?

Erzählen Sie, wie es Ihnen persönlich ergangen ist: E-Mail: redaktion(at)wichern.de

 

(Übernahme aus „DIE KIRCHE“ vom 11. Februar 2024)

Letzte Änderung am: 11.04.2024