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"Sehnsucht nach Frieden“

B.Z. Kolumne 23. Februar 2023 Bischof Dr. Christian Stäblein

Mit dem gestrigen Aschermittwoch hat die Passionszeit begonnen. Christinnen und Christen erinnern an das Leiden Jesu. In den sieben Wochen bis Ostern treten wir ein in das Gedenken an Gottes Sohn, der im Mitleiden mit uns, den Menschen zum Freund geworden ist.

Der Beginn der Passionszeit fällt in dieser Woche mit dem Jahrestag des Krieges gegen die Ukraine zusammen. Das Leiden, das damit für das von Putin angegriffene Volk der Ukraine verbunden ist, ist unermesslich groß. Gerade deshalb dürfen wir es nicht verdrängen. Der anhaltende Bombenhagel, der die Menschen Tag und Nacht aus ihrem Leben vertreibt. Die Zerstörung der Infrastruktur, die den Alltag dunkel und kalt macht. Die Vernichtungen von Land und Stadt – bis Mariupol und andere Orte zu Geisterstädten geworden sind. Die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die Vergewaltigungen, die Kriegsverbrechen, die ungezählten Toten.

Wir trauern mit, wir klagen das Leid, wir weinen und beten, dass Gott es sehe und höre. Und wir flehen, dass die Menschen in ihrem Leid nicht allein, die vielen Opfer nicht verloren sein werden. Das meint Passionszeit: Wir schauen auf das Leid und bringen es vor Gott. Am heutigen Donnerstagabend laden wir zu einer Nacht der Klage und des Betens in die Marienkirche am Alexanderplatz ein, gemeinsam mit der katholischen und der orthodoxen Kirche. Das Gebet eint uns, gerade auch da, wo wir untereinander verschiedene Positionen haben. Ob ja oder nein zu Waffenlieferungen – das Gebet und der Ruf zu Gott verbinden uns.

Was mir derzeit Mut macht: In nahezu allen Diskussionen rückt mit dem Jahrestag auch die Frage nach Wegen zur Beendigung des Krieges nach vorne. Immer drängender wird die Perspektive, dass es ein Ende haben muss. Ein Ende, das, wie auch immer es verhandelt wird, nicht auf Kosten der Freiheit, der Souveränität und des Rechts der Ukraine gehen kann. Das muss ganz klar sein.

Seit einem Jahr beten wir laut für Frieden in unseren Kirchen. Auch die Passionszeit wird davon bestimmt sein. Laute Gebete. Sieben Wochen Passion erinnern daran, dass Gott in Jesus bei den Leidenden ist, das Leid mitträgt. Und für uns überwindet.   

Letzte Änderung am: 28.02.2023