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Krieg führen ist gegen den Willen Jesu - Portrait

Er führte ein Leben gegen den Krieg und für die Menschen. Selbst unter politischen Repressalien blieb Friedrich Siegmund-Schultze seinem christlichem Glauben und der Überzeugung treu, dass alle Menschen als Kinder Gottes füreinander verantwortlich sind. Sie sollten in Frieden und Freiheit sowie ohne soziale oder materielle Armut leben dürfen. Am 11.07. jährt sich zum 50. Mal sein Todestag.

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Siegmund-Schultze#/media/Datei:Friedrich_Siegmund_Schultze_k.jpg
Friedrich Siegmund-Schultze; * 14. Juni 1885 in Görlitz; † 11. Juli 1969 in Soest. https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Siegmund-Schultze.

Pfarrerin Marion Gardei, Beauftragte für Erinnerungskultur in der EKBO zum 50. Todestag von Pfarrer Friedrich Siegmund-Schultze.

Geboren am 14. Juni 1885 in Görlitz, gestorben am 11. Juli 1969 in Soest war Friedrich Siegmund-Schultze ein evangelischer Theologe, Sozialpädagoge und Sozialethiker, der konsequent auf der Seite der Benachteiligten stand, zugleich war er ein Vorreiter der Friedensbewegung.

1911 gründete er mit seiner Frau die „Soziale Arbeitsgemeinschaft Berlin-Ost“ ( SAG) am Schlesischen Bahnhof. Er folgte damit der Idee des Settlements, indem er sich mit Gleichgesinnten inmitten eines der ärmsten Arbeiterviertels von Berlin niederließ, um vor Ort zu helfen und klassenversöhnend zu agieren. Diese soziale Arbeitsgemeinschaft zwischen verarmten Arbeitern und gebildeten Bürgern war in den 29 Jahren ihres Bestehens bis weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt; es war der Versuch, aus einer gemeinsamen religiösen Grundüberzeugung heraus in den politisch und gesellschaftlich erzwungenen Veränderungen während der Revolution und der Weimarer Jahre soziale Unterstützung zu leisten. 1940 wurde die SAG durch die Gestapo verboten.

Seit 1926 hatte Friedrich Siegmund-Schultze einen Lehrstuhl für Sozialethik in Berlin inne.

Er war aber nicht nur ein Vordenker und Pionier der sozialen Arbeit, sondern auch ein konsequenter Friedensarbeiter und Visionär der Ökumenischen Bewegung. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, den die Kirchen in Deutschland begrüßten, organisierte er das Gründungstreffen des „Weltbundes für internationale Freundschaftsarbeit der Kirchen“, aus dem der „Internationale Versöhnungsbund“ hervorging, der sich gegen Krieg und Waffengewalt positionierte, und wurde später dessen Präsident.

Siegmund-Schultze engagierte sich ab 1933 für ein „Internationales Hilfskomitee für deutsche (evangelische, katholische und mosaische) Auswanderer jüdischer Abstammung“, um durch seine ökumenischen Kontakte im Ausland Menschen aus Nazideutschland zu retten, aber wurde noch kurz vor dessen Eröffnung durch die Gestapo verhaftet. Mit der Begründung, er habe „Hilfe für Juden in 93 Fällen“ geleistet und „umfassende Pläne zur Rettung des gesamten deutschen Judentums“ geschmiedet, schaffte ihn die Gestapo zur Schweizer Grenze und zwang ihn zur Auswanderung.

Die offizielle deutsche Amtskirche setze sich nicht für ihn ein und führte Siegmund-Schultzes ökumenische Arbeit nicht fort, er selbst hielt aber die Verbindung zu Gleichgesinnten in Deutschland wie Dietrich Bonhoeffer aufrecht. Bis 1946 war Siegmund-Schultze in der Schweiz Studentenpfarrer und in der Flüchtlingshilfe tätig. Danach übernahm er eine Professur für Sozialethik an der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster.

Die verschiedenen Wirkungsbereiche von Friedrich Siegmund-Schultze – die Ökumenische Bewegung, die soziale Arbeit der SAG, das Engagement für Menschen jüdischer Herkunft während der Nazizeit, die Sozialpädagogik und Volksbildung sowie die Friedensbewegung – machen ihn zu einem glaubwürdigen Vor- und Querdenker unserer Kirche, die ihn zu Lebzeiten wenig gewürdigt hat. Selbst unter politischen Repressalien blieb er seinem christlichem Glauben treu, dass alle Menschen als Kinder Gottes füreinander verantwortlich sind und in Frieden, Freiheit und ohne soziale und materielle Armut leben dürfen.

Zum Friedrich-Siegmund-Schultze-Förderpreis

Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK), bei der auch die EKBO Mitglied ist, verleiht in Erinnerung den Friedrich Siegmund-Schultze-Förderpreis seit 1994 in nicht festgelegten Zeitabständen.

Veranstaltung:

"Gewaltfrei die Welt gestalten" - Tagung zum 50. Todestag von Friedrich Siegmund-Schultze.

https://www.versoehnungsbund.de/2019-fss-einladung