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Diakonische Beratungsstellen befürchten rasant zunehmende Verschuldung

Trotz Coronakrise und Abstandsregeln vermelden diakonische Beratungsstellen zum Start der Woche der Schuldnerberatung, dass alle 10 Beratungsstellen in Berlin und Brandenburg Ihre Beratungstätigkeiten auch in Coronazeiten aufrecht erhalten haben.

Diakoniedirektorin Barbara Eschen erläutert: „Über den gesamten Zeitraum des Lock-Downs haben unsere Beratungsstellen mit großem Engagement ihr Beratungsangebot telefonisch sowie per Email aufrecht erhalten. Teilweise wurde im Home Office gearbeitet, oftmals auch in den Beratungsräumen in Schichten, um zu engen Kontakt zu den Kolleg*innen zu vermeiden. In Notfällen war es in allen Beratungsstellen möglich, eine direkte Übergabe von Unterlagen zu organisieren“. Besondere Schwierigkeiten bereitetet die telefonische Beratung ohne direkten Kontakt zu den Beratenden denjenigen Klient*innen, die Sprachschwierigkeiten haben oder nur partiell des Lesens und Schreibens mächtig sind. Für diese Menschen war es oftmals schwer, ihre Anliegen ohne Mimik und Gestik deutlich zu machen, zudem konnten die Dienste von Sprachmittler*innen nicht ohne Weiteres in Anspruch genommen werden.

Daher vermeldet die Direktorin des Diakonischen Werkes Eschen: „Seit etwa zwei Wochen werden unter Einhaltung der Abstandsregeln und nach Terminvergabe wieder mehr und mehr face-to-face Beratungen ermöglicht. Hierzu werden in vielen Fällen die Beratungsräume umgestaltet.“ Die Einhaltung der Abstandsregeln wird allerdings dazu führen, dass weniger Klient*innen beraten werden können als unter Normalbedingungen. 

Mit Blick auf die finanziellen Einbußen vieler Menschen durch die Pandemie weisen die diakonischen Schuldnerberatungsstellen eindringlich darauf hin, dass im weiteren Verlauf des Jahres mit einer Verschuldungwelle gerechnet werden muss.

„Sowohl die Anzahl der Privatinsolvenzen wird steigen als auch die Zahl der Menschen, die intensiv durch Schuldnerberatung begleitet werden müssen, um ihre finanzielle Schieflage in den Griff zu bekommen und damit massive gesellschaftliche Folgekosten zu vermeiden.“ prognostiziert Eschen.

Vor diesem Hintergrund ist es zentrales Anliegen, das Angebot der Schuldnerberatung auch unter Sparzwängen finanziell abzusichern. Die Entlastung und Stabilisierung der Eltern durch gute Fachberatung kommt nicht zuletzt den Kindern in überschuldeten Familien zugute. „Die diakonischen Schuldnerberatungen haben einen großen Anteil daran, dass es momentan in vielen Haushalten noch funktioniert. Sie haben getan, was sie trotz Corona konnten.

Die diesjährige Aktionswoche stellt Kinderrechte in den Mittelpunkt: „Um den Kindern das Recht auf eine von Schuldenproblemen unbelastete Kindheit und Jugend zu gewährleisten und ihnen gute Startbedingungen für die Zukunft zu schaffen, bedarf es deutlicher Reformen“, sagt Barbara Eschen. Wenn auch das „Starke-Familien-Gesetz“ ein Anfang sei, um Familien mit niedrigem Einkommen zu unterstützen, sei ein bedarfsgerechter Ausbau familien- und sozialpolitischer Leistungen wie des Mindestunterhalts, des Regelsatzes für Kinder und Jugendliche in Grundsicherung und der Sozialhilfe dringend erforderlich. „Längerfristig müsste die Einführung einer eigenständigen Kindergrundsicherung umgesetzt werden“, so Barbara Eschen.  

Mitgliedsorganisationen des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz betreiben 4 diakonische Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstellen in Berlin sowie eine Schuldnerberatungsstelle für den Berliner Justizvollzug. 6 Beratungsstellen beraten in Brandenburg an 13 Beratungsstandorten Ratsuchende zu allen Fragen rund um Ver- und Überschuldung.

Das Diakonische Werk Berlin – Brandenburg – schlesische Oberlausitz (DWBO) ist ein Verband der Freien Wohlfahrtspflege, der die Sozialen, Bildungs- und Gesundheitsdienste der evangelischen Kirchen in Berlin und Brandenburg  vertritt , sich für Teilhabe und Vielfalt engagiert und sich im Sinne der Nächstenliebe für benachteiligte und ausgegrenzte Menschen einsetzt.  Der Verband vertritt rund 400 selbstständige Träger der Diakonie mit über 1.300 Einrichtungen und 52.000 diakonischen Beschäftigen.