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Wort des Bischofs: Gottesdienst als Identitätsmarker und Wesensmerkmal

Christian Stäblein sprach auf der Landessynode über Reichtum, Krise und Erneuerung des Gottesdienstes

Bischof Stäblein auf der Herbstsynode

Auf der dritten Tagung der Fünften Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) in Berlin sprach Christian Stäblein das traditionelle Wort des Bischofs. Zunächst erinnerte er an Martin Luthers so genannte "Torgauer Formel" zur Eröffnung der Schloßkirche in Torgau am 5. Oktober 1544: „dass nichts anderes darin geschehe, als dass unser lieber Herr selbst mit uns rede durch sein heiliges Wort und wir wiederum mit ihm reden durch Gebet und Lobgesang“.

Christian Stäblein, der im November 2019 gewählt wurde, hat das Wort des Bischofs wegen der zuletzt digital abgehaltenen Synoden zum ersten Mal in Präsenz gesprochen. Es gehört zur Kirchentradition, dass der Bischof zu Beginn der Tagung Stellung nimmt zu aktuellen kirchlichen und gesellschaftspolitischen Themen.

"Phänomenale Erneuerung"

Gottesdienst sei „Identitätsmarker oder Wesensmerkmal einer jeden Kirche und christlicher Lebensgestaltung“, betonte Stäblein.  In Anlehnung an den Soziologen Hartmut Rosa fragte er: „Wie findet der Gottesdienst Resonanz? Wie kommt er zum Klingen?“ Durch Erneuerung! In Folge der Kontaktbeschränkungen sei „ein neues Handlungsfeld für Gottesdienste entstanden“, von Videogottesdienst über Blogs bis Instagram. Er habe großes Vertrauen „in die ständige und jetzt womöglich auch mit digitalen Sprüngen versehene Erneuerung des Gottesdienstes.“ Bei der Erweiterung der Abendmahls-Praxis um digitale Formen handle es sich um eine bereichernde und „im Wortsinn phänomenale Erneuerung“.

Weniger euphorisch streifte Stäblein die Debatte um das Mitgliederzahlgesetz. „Hier ist niemand, der die Kirche nicht im Dorf lassen will“, sagte er mit Blick auf die Aktion „Kirche im Dorf lassen“ der Kritiker:innen und wandte sich gegen eine geistliche Überhöhung des Themas. Es gehe schlicht darum, „Strukturen zu schützen und zu schaffen, die ermöglichen, dass Gottesdienst stattfinden kann. Um der Gottesdienste willen, die die Mitte einer jeden Kirche im Dorf sind.“

„Wir sind Kirche mit Geflüchteten, und das wird auch so bleiben“

„Der Geist Gottes möge uns endlich vernünftig werden lassen in der Bereitschaft, unser Leben umzustellen“, betete der Bischof. Die Bewahrung der Schöpfung sei „Gottesdienst im Alltag der Welt und in der Verantwortung in gemeinsamer Weltgestaltung“. Gleiches gelte für Seelsorge und die Arbeit mit Geflüchteten. „Wir sind Kirche mit Geflüchteten, und das wird auch so bleiben“, betonte Bischof Stäblein. In dem Zusammenhang rief er die belarussischen Machthaber dazu auf, inhaftierte Oppositionelle in Belarus freizulassen: Lassen Sie diejenigen endlich frei, „die für die Freiheit der Presse, der Meinung, des Landes, die für Demokratie kämpfen. Wir werden nicht aufhören, darum zu bitten, bis das geschehen ist.“

Stäblein dankte dem neu gewählten Rat der EKD: „Ich freue mich sehr über die neue Ratsvorsitzende, Präses Annette Kurschus, und die neue stellvertretende Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs. Zusammen mit Präses Anna Nicole Heinrich werden sie ein wunderbares Dreigestirn bilden. Es ist ein gutes Zeichen für den deutschen Protestantismus, seien wir von Herzen froh.“

Der Landesbischof schloss mit emphatischen Worten: „Bleiben Sie getrost! Gott ist nah. Nicht nur im Advent. Weil das so ist, feiern wir Gottesdienst. Und leben ihn.“