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Berliner Bischof Dröge erinnert an Völkermord an den Armeniern

Auch Kirche müsse weiter ihre Mitschuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus aufarbeiten

24. April 2015. Berlin (epd). Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hat an den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich vor 100 Jahren erinnert. "Wir sehen uns in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass dieser Genozid, an dem auch Deutsche zumindest mittelbar mitbeteiligt waren, nicht vergessen oder geleugnet wird", sagte Bischof Markus Dröge in seinem Bischofswort bei der Frühjahrstagung des Kirchenparlaments am Freitag in Berlin.

Der 24. April "ist der Gedenktag an den 'Todesweg der Armenier'", betonte Dröge: "Heute vor 100 Jahren wurden im damaligen Konstantinopel Hunderte von armenischen Intellektuellen verhaftet, später deportiert und schließlich hingerichtet."

Dieses Ereignis sei der Beginn der Vernichtung der armenischen Elite gewesen, bis dann im Mai desselben Jahres "Todesmärsche und massenhaftes Morden folgten", betonte Dröge. Für die evangelische Kirche habe das Gedenken an die Opfer der christlichen Minderheit auch eine weitere besondere Bedeutung, weil sich der evangelische Pfarrer Johannes Lepsius für die Armenier einsetzte.

Als er von dem Völkermord erfuhr, habe Lepsius im Berliner Reichstag eine Pressekonferenz gegeben, auf der er die untätige deutsche Regierung scharf angriff, betonte Dröge. Seine Dokumentation der Verbrechen, die er gegen das Verbot der Regierung herausgab, sei jedoch ohne Resonanz geblieben. Staatsraison sei damals das Bündnis Deutschlands mit dem Osmanischen Reich im Ersten Weltkrieg gewesen. In Potsdam erinnert seit 2011 das Lepsius-Haus an den Völkermord an den Armeniern und den Theologen Johannes Lepsius.

Dröge betonte zugleich, die Kirche müsse weiter ihre Mitschuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus aufarbeiten. Aus der damaligen Anfälligkeit der Kirche für menschenverachtende Ideologien und dem Schweigen zu offensichtlichem Unrecht folge, dass sich Christen heute für die Menschenwürde und die Menschenrechte einsetzen müssen. Die Kirche habe "durch die grausamen Erfahrungen der Nazizeit und den Irrweg, den sie dort vielfach gegangen ist", gelernt, dass ein völkisches Christentum dem Evangelium widerspreche, sagte Dröge.

Der Bischof kritisierte zugleich theologische Interpretationen, das hebräische Alte Testament nicht als festen Bestandteil der christlichen Bibel anzusehen. Es sei notwendig, "sich klar von dieser These zu distanzieren", betonte Dröge: "Die tiefe Verwurzelung im jüdischen Glauben hat immer schon konstitutiv zum christlichen Glauben gehört." Auch deshalb werde in der Landeskirche "weder das Alte Testament noch das Institut für Kirche und Judentum abgeschafft".