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Wort des Bischofs

Zur Frühjahrssynode am 21. April 2023

Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; (…) hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.

Hohe Synode, verehrter Präses, liebe Schwestern und Brüder, Freundinnen und Freunde, Gäste, Damen und Herren, mit den zentralen Osterworten des Paulus will ich anfangen, sein Auferstehungszeugnis, zwei bis vier Jahrzehnte bevor die Evangelien und mit ihnen die Auferstehungsgeschichten fixiert wurden, bezeugt Paulus in Freimut und Vollmacht das, was im Zentrum unseres Glaubens steht: Der Herr ist auferstanden, als der Erste. Er wird nicht der Letzte bleiben.

Die Verwandlung der Welt, mit der Gott sie schon geschaffen hat und alle Zeit begleitet, sein Volk und nun auch uns, diese Verwandlung ist in Christus schon vorweg endgültig sichtbar geworden. Das bündelt sich im Osterruf seit alters her: Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden. In andere Worte gebracht reden wir mit Ostern und dem paulinischen Satz stets aufs Neue über die größte denkbare Zeitenwende: die Wende vom Tod zum Leben. Und wir reden über die stärkste aller Transformationen: vor dem Tod und nach dem Tod bleibt Leben in Gottes Namen stärker.

Aber nun, liebe Geschwister, das sind schnell einfach große Worte unseres Glaubens, sich der allgemeinen Begriffe Zeitenwende und Transformation bemächtigend, sie besetzend. Wenn diese Worte nicht Bilder, Erfahrung, Weltbezug bekommen, werden sie weltfremd. Eine weltfremde Kirche aber wollen Sie, will ich nicht. Wo gerufen wird „Christus ist auferstanden“, da mag auch daraus geglaubt und gelebt werden.

In der Thomaskirche in Kreuzberg, nicht weit von hier, hat am vergangenen Sonntag die orthodoxe ukrainische Kirche Ostergottesdienst gefeiert. Mit Bruder Puppe zusammen, der sich seit über einen halben Jahr speziell um die Seelsorge für die ukrainischen Geflüchteten kümmert, durfte ich an dieser Feier teilnehmen, durfte mit dabei sein, wie Priester Oleg Kovalenko immer wieder im Wechsel mit der ukrainischen Gemeinde diesen Satz gerufen hat, auf ukrainisch: Christus ist auferstanden. In der Kirche, das muss man zugeben, war es jahreszeitbedingt noch ziemlich kalt. Aber in den Gesichtern und hoffentlich auch in den Herzen wurde es immer wärmer. Viele Kinder liefen durch den hohen Raum und platzierten an den Seiten des Altars ihre Osternester, die im ukrainisch-orthodoxen Ritus traditionell nach dem Gottesdienst vom Priester gesegnet werden. Die Angst und die Sorge der Menschen im Gedanken an ihre Heimat, ihre Angehörigen, ihr Volk und den schrecklichen Angriffskrieg Russlands war zu spüren, aber eben auch ihr Mut, ihr Glaube, ihre Hoffnung auf jenen Christus, der kommt, wenn die Herren der Welt gegangen, wie es Kurt Marti einst gedichtet hat. Ich habe großen Respekt vor den ukrainischen Frauen und Familien, ich habe großen Respekt vor den Menschen in der Ukraine und bei uns, die an der Barmherzigkeit Gottes und an dem festen Vertrauen auf diesen Gott festhalten, bei dem der Tod und der Krieg nicht das letzte Wort haben werden, sondern das Leben.

In diesem Gottesdienst und in diesen Gesichtern war zu spüren, was Auferstehungshoffnung ist. Ich sage laut im Namen unserer Kirche: Wir stehen an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer, wir sind da für die geschundenen Seelen und Herzen der Kinder, der Menschen dort und hier, wir bewahren den langen Atem des Glaubens mit Ihnen, von Paulus bis heute. Der Frieden wird leben und das Leben wird leben und der Tod wird nicht mehr sein. Das rufen wir allen zu, auch den Russinnen und Russen, die gegen ihren Präsidenten und ihre Machthaber an der Sehnsucht nach Frieden festhalten, auch den Soldaten Russlands, die sich weigern in diesen furchtbaren Krieg zu ziehen, rufen wir es zu. Christus ist auferstanden und die Zeiten werden sich immer wieder zum Leben wenden.

Wir sind Kirche mit Geflüchteten. Und wir sind Kirche in der Sehnsucht nach Frieden. Einer, der diesen Namen verdient. Diktat, Kapitulation, Hinweggehen über Massengräbern und Kriegsverbrechen gehören allerdings nicht dazu.

Zwei Schlaglichter aus unserer Kirche seien hier angefügt: Der Kirchenkreis Prignitz mit seinen Gemeinden hat die Passionszeit für eine Predigtreihe zum Thema Frieden genutzt – und die Predigtnachgespräche für anschließende, gut evangelische Debatten. So durfte ich vor gut einem Monat in Perleberg kräftig über die Friedensethik und was dran ist streiten. Gut so, wenn diese Kontroverse möglich ist. Es fällt ja unendlich schwer und zerreißt uns, mich jedenfalls, der ich hier „Ja“ sage, obwohl ich mit so vielen so sicher war, den Rest unseres Lebens dazu „Nein“ sagen zu können. Niemand, dieses oder jenes antwortend, niemand macht es sich einfach an diesem Punkt. Beides gehört zu unserer Kirche. Besonders wichtig bleibt, dass wir deutlich machen, was unter der schwierigen Frage von rechtserhaltendem Waffeneinsatz nicht vergessen werden darf: der Blick auf die Menschen, Gottes Blick auf seine Menschen.

Die international anerkannte Künstlerin Julia Krahn hat ukrainische Frauen porträtiert, eine Ausstellung, die von Italien bis Kanada schon für Hingucken und Aufsehen gesorgt hat. Die Stiftung Garnisonkirche hat die Ausstellung an das Baugerüst des Turms in Potsdam geholt, eben während der Passionszeit. Frauen in der Sehnsucht nach Frieden und im Stolz eines Lebens und Landes, das sie sich nicht nehmen lassen. Schon nach wenigen Tagen wurde einem der Transparente der Frauenkopf herausgeschnitten. Was für ein entsetzliches, widerwärtiges Zeichen. So mussten die Transparente zunächst wieder abgenommen werden, konnten dann aber mit breiter Unterstützung aus Politik und Gesellschaft repariert und schon wenige Wochen später wieder an den Turm gebracht werden. Die porträtierte Frau musste ertragen, wie ihrem Bild der Kopf genommen worden war, aber die Zerstörung darf nicht siegen. Die Wunden des Flickens des Banners waren auch nach Reparatur sichtbar, ich würde sagen: es sind die Male, die mit dem Gekreuzigten verbinden. Und es gibt eine Idee: Eines Tages sollen die Transparente an Baugerüste in der Ukraine, dann, wenn wieder aufgebaut werden kann. Ein Friedensprojekt das, so wie der Turm für ein Versöhnungs- und Friedenszentrum steht. Nichts anderes soll dieser wiedererbaute Kirchturm also sein: ein Ort für den Frieden, die Sehnsucht danach, ein Turm für geschundene Menschenbilder – und für kritische Aufarbeitung der Geschichte als Dienst an Stadt, Gesellschaft und Demokratie. Ich wünschte, da würde irgendwann das Stadtparlament, die Stadtverordnetenversammlung tagen.

Bürgerbeteiligung, Begegnung, Austausch – das wäre doch ein gutes Miteinander mitten in unserer wunderbaren Landeshauptstadt Potsdam. Wir werden alles tun, dass der Turm der Garnisonkirche für diese und die kommenden Generationen ein Turm des Friedens ist – wir haben als Pfarrer der Landeskirche Dr. Jan Kingreen vor wenigen Wochen in der Nachfolge von Pfarrerin Radecke-Engst eingeführt. Ich möchte der Kirchenleitung und der Landessynode vorschlagen, Dr. Kingreen auch zum Friedensbeauftragten der Landeskirche zu machen. Diese Beauftragung ist zur Zeit unbesetzt, ausgerechnet jetzt. Die Nagelkreuzgemeinschaft und die Friedensarbeit vor Ort sowie ein Stiftungskuratorium, in dem der frühere Friedensbeauftragte der EKD sowie der Bischof für die Militärseelsorge sind, scheint mir der richtige Ort für diese Beauftragung heute.

Liebe Geschwister,
mit dem Auferstehungszeugnis des Paulus habe ich eingesetzt. In Zeiten vielfacher Wandlungsprozesse braucht es die Besinnung auf das, was uns im Kern verbindet: Vertrauen auf diesen Gott, der lebendig macht, der aus den Toten ruft, der auferweckt. Es gibt ein Leben nach – und es gibt ein Leben vor dem Tod, denn Gott hat die Zeit schon gewendet.

Das Fest, in dem das sichtbar wird, individuell, für den einzelnen Menschen, ist die Taufe. Wir sterben mit Christus. Das Wasser, mit dem wir taufen, ist nicht nur Zeichen des Lebens, es symbolisiert auch das Verlorengehen, das Untergehen, das zu unserem Menschsein gehört und das Gott ganz angenommen hat. Und das Wasser der Taufe steht für das neu geboren werden, das Auferstehen mit Christus, ja mit ihm auferstanden sein durch die Taufe. Sie ist die sichtbare Handlung für die Äonen-, für die Zeitenwende, die Gott an uns vollzieht. Deshalb ist die Taufe das Fest des Lebens schlechthin, sie ist noch mal etwas Anderes als eine Segenshandlung, in der das Glück des Mitseins Gottes in Schwerem und Schönem zum Ausdruck gebracht wird. Taufe ist ein Sakrament. Wir wären als Kirche schlecht beraten – und das ist noch vorsichtig ausgedrückt, besser man sagt: wir würden als Kirche unseren Auftrag und unsere Bestimmung verfehlen, wenn wir die Taufe nicht mehr als das Grundsakrament unseres Seins begreifen würden. Alles, was danach kommt im Leben und in der christlichen Gemeinschaft – Konfirmation sowieso, aber auch alle anderen Kasualien und Segenshandlungen bis zur Trauerfeier, ja gerade die ist als Erstes auch das: Tauferinnerung. Die Taufe ist ein riesiger Schatz, denn sie verdichtet in einem Moment, was Gott uns für das Leben verspricht, es ist ein Schatz Gottes für die Menschen.

Weil das in den letzten Jahren – und dann noch mal verstärkt in der Pandemie – aus dem Blick geraten ist, hat die Evangelische Kirche in Deutschland und auch wir für 2023 das Jahr der Taufe ausgerufen, mit ganz vielen Tauffesten und Taufmöglichkeiten und Tauforten, besonders hoffentlich um den 24. Juni herum, den Johannistag. Dieses Jahr und diese Feste, um die Taufe den Menschen wieder nahe zu bringen. Dafür legen wir uns ins Zeug – wann sieht man schon den Superintendenten der Niederlausitz und mit ihm noch etliche andere in voller Montur in Lübbenau ins Spreewasser springen, tauche ein und lebe heißt die Taufkampagne dort. Lieber Bruder Köhler, im Februar ins Wasser, Respekt! Nun hüpft das Leben, das uns gegeben, beginnt eines der neuen Tauflieder, die wir am vergangenen Wochenende ausgezeichnet haben - oh ja, das ist Taufe: Nun hüpft das Leben, das uns gegeben. Mit den neuen Lieder senkt es sich tief in unser Lebensgefühl. Es sind phantastische Lieder entstanden, ein neues Liederbuch lässt die Liebe Gottes in uns singen!  

Ein Tauffest noch mal eigener Art hat am Ostersonntag in der Genezarethkirche in Neukölln stattgefunden: Das pop-up Tauffest, mit pop-up Taufen. Über den Namen wie über alles kann man lange diskutieren, pop-up klingt modern poppig, drin steckt irgendwie das plötzliche Auftauchen – pop-up – und damit etwas Spontanes, also manches, was sich auf den ersten Blick mit unserem Verständnis von Taufe beißt. Dabei ist das Ganze nicht unbiblisch, der Kämmerer aus Äthiopien in der Apostelgeschichte stellt eine geradezu klassische Pop-up-Taufe dar, wenn er den Apostel nach kurzem Gespräch über das Verstehen der Schrift fragt: Was hindert’s, dass ich mich taufen lasse? Aber klar, können Sie einwenden, der Kämmerer hatte gewiss sich lange damit auseinander gesetzt, ob die Taufe wohl für ihn in Frage käme und seine Entscheidung war gereift und aus tiefem Ringen geboren. So wird es sein. Und genau so, und deshalb erzähle ich es hier so ausführlich, genau so habe ich es bei allen erlebt, die sich am Ostersonntag – vermeintlich spontan – in der Genezareth-Kirche haben taufen lassen. Von den über 20 Taufen durfte ich eine Handvoll vornehmen und möchte aus dieser Erfahrung betonen: Der Ernst dieser Taufen, die lange Anbahnung, von der die Menschen in den Taufgesprächen, die wir selbstverständlich geführt haben, erzählt haben – 10, 20, einer hatte 40 Jahre auf diesen Tag hingelebt, an dem sich diese Möglichkeit bietet – der Ernst dieser Taufen, von denen nicht eine mal so eben war, übersteigt vieles, was ich an diesem Punkt erlebt habe in meiner Berufspraxis. Die Menschen waren berührt, weil sie eine Möglichkeit gefunden haben, das, was sie in ihrem Leben spüren und wünschen – in Gottes Hand und aus dieser Hand leben, unverbrüchlich und meist in vielen Krisen durchgeschüttelt –, nun in das sichtbare Zeichen zu bringen. Und alle Hindernisse von Milieuschranken, vermeintlich nötiger Familienfeier oder einer bestimmten Kirchlichkeit, waren durch die Pop-up-Gelegenheit eben überwunden. Deshalb waren sie da und deshalb bin ich froh, dass wir das ermöglichen. Es nimmt nichts von unserer sonstigen Taufpraxis, es nimmt nichts von unseren Tauffesten weg, es muss auch nicht nur an solchen Orten wie der Startbahn in Neukölln sein. Pfarrerin Zisselsberger aus der Marienkirche am Alex berichtet, wie sie die Möglichkeit einmal im Monat zur Mittagsstunde anbietet und immer wieder welche kommen, die mit größtem Ernst eine lange in sich getragene Entscheidung umsetzen: Taufe. Dann gilt tatsächlich: was hindert’s – und wir müssen zugeben, dass manches eben auch hindert, was uns in der Binnensicht oft gar nicht auffällt, wir reden ja oft von großer Offenheit und wirken dabei doch nicht selten ziemlich verschlossen: Milieu, Sprache, Vorstellungen. Also: ich gebe zu, ich war erst skeptisch, aber dachte: ausprobieren müssen wir es, wir sind aus meiner Sicht in der Pflicht – und als EKBO darin ja auch stark –, auszuprobieren, neue Wege zu suchen aus dem Vertrauen auf Gott und dass wir auch Wege gehen dürfen, die sich manchmal als Sackgasse herausstellen. Ach, solche Sätze sagen wir ja oft, da wäre ich schon froh, wenn wir nicht immer übereinander herfallen, wenn es dann jemand konkret macht, man muss dann nicht immer sofort rufen, dass nun aber das Evangelium aufgegeben wird, so leicht gibt das Evangelium sowieso nicht auf, die Sorge hätte ich nicht, wir besitzen es doch nicht.

Nun, ich war erst skeptisch, dachte: probieren wir es, wir werden sehen, ob es ein Weg ist. Und jetzt sage ich: Es ist unsere Aufgabe, auch das in unserer vielgestaltigen Taufpraxis zu ermöglichen, gar nicht zwingend immer als großes Fest, aber gewiss im Namen der biblischen Erzählungen und der Taufe des Kämmerers. Wenn es in der Apostelgeschichte an anderer Stelle nach der Predigt des Petrus zu Pfingsten heißt, 3000 ließen sich taufen, ich würde sagen: war wohl großes pop-up, oder wie dürfen wir uns das vorstellen. In der alten Taufagende stand am Anfang der Taufhandlung der sonderbare, für mich in den ersten Jahren des Dienstlebens merkwürdige Satz, das der Pfarrer/ die Pfarrerin zunächst fragen soll: Wie heißt das Kind? Ich dachte dann immer: welche pastorale Demenz ist hier vorausgesetzt, dass ich seit dem Taufgespräch vergessen habe, wie das Kind heißt. Aber Vieles kriegt eben irgendwann wieder seinen Sinn und Pop-up-Taufen haben einen guten, sehr guten Sinn.

Wer von dem einen Sakrament – der Taufe – redet, soll auch vom anderen sprechen, dem Abendmahl. Zumal es mir die Möglichkeit gibt, einem Eindruck entgegen zu treten, der in der Tat misslich wäre. Von dem Projekt Genezarethkirche Startbahn in Neukölln reden – ja nicht das erste Mal hier, dass dieser Dritte Ort Erwähnung findet – darf nicht heißen, den guten Dienst in den ersten Orten, unseren Gemeinden, zu übersehen. Das wäre fatal und blind für die Zusammenhänge, in denen unsere Kirche und der Glauben leben. Es gehört für mich zu den schönsten Aufgaben meines Dienstes, fast jede Woche in einer Gemeinde zu Gast sein zu dürfen und als Erstes das zu tun, was Sinn von Kirche ist: Gott zu loben und kleines Ostern zu feiern. Jeder Sonntag ist ja ein kleines Osterfest, deshalb der Sonntag von den frühen Christinnen und Christen zum Feiertag gemacht: der erste Tag der Woche, der Tag der Erinnerung an die Auferstehung.

Dieses gemeinsame Erinnern und Feiern, dass das Leben bei Gott stärker ist als der Tod, verbindet uns – Weißwasser mit Nordend, Zion am Prenzlauer Berg mit Wittenberge, Perleberg mit Spremberg. Und weil uns das in der Tiefe unserer Existenz verbindet, können wir in dem, was und wie wir Leben gestalten wollen, kräftig miteinander ringen. Ich komme darauf noch, wenn es um die Schöpfungsethik geht, aber erstmal bleibe ich bei dem, was uns zusammen führt. Das zweite Sakrament also, Spremberg, der Gemeindekirchenrat mit Brigitte Kröger und ihrem Team und das junge Pfarrteam hatten mich eingeladen, es gibt den Wunsch, über das Abendmahl zu reden. Nach dem morgendlichen Gottesdienst, der mich auch deshalb so nachhaltig beeindruckt hat, weil ihn in allen wesentlichen Teilen die Konfirmandinnen gestaltet haben, treffen wir uns am zweiten Ort der Gemeinde und diskutieren die Sakramentspraxis. Es gibt, hier wie an so vielen Orten in der Landeskirche, die Herausforderung, nach Corona wieder Rhythmen und Zutrauen zum Abendmahl zu finden. Das Fest der Stärkung durch Gott auf dem Weg ist in der Praxis nicht immer einfach. So tut es gut zu hören, wie die Gemeinschaft in Spremberg hier neue Wege für sich entdeckt: Abendmahl in der Vielfalt seiner Bedeutungen – als wanderndes Gottesvolk, als große Gemeinschaft am Tisch Jesu mit allen Kindern, als Fest der Vergebung mit Kniebank und Bußpsalm oder als Schöpfungsfest mit den Schöpfungsgaben.

Das sind keine Alternativen, sondern prägnante Bedeutungsgebungen, die die Vielfalt des Festes und die Freude daran vergrößern. Spremberg bricht auf. Und auch hier muss nicht die erste Sorge sein, dass lauter Menschen kommen, die vielleicht nicht getauft oder gar ausgetreten sind. Und wenn es so wäre, ich wäre froh und ich wäre besonders froh, wir würden hier bald auf der Synode beraten müssen, was wir mit den Hunderten oder Tausenden von nicht Getauften machen, die sich jede Woche in Cottbus oder Charlottenburg sammeln und ernst und fröhlich am Abendmahl teilnehmen wollen, das Problem hätten wir doch gerne. Aber solange wir es noch nicht haben, seien wir einladende Kirche wie die in Spremberg nach Corona.

Es geht um Stärkung in Zeiten der Veränderung. Und um Aufbruch in einer sich wandelnden Welt und Kirche. Und dass wir uns verändern wollen und müssen, dass wir in Sachen Mitgliedschaft und Mission, in Sachen Praxis des Evangeliums mitten im Leben immer neue Pfade beschreiten müssen – ja dafür brauchen Sie keinen Bericht von mir, das war immer so, schon bei Paulus: Metanoia und Metamorphose, dass der Verstand umkehre und sich wandle. - Heute womöglich mehr als zuletzt? Im Ernst? Diese Frage treibt mich, treibt uns um, na klar. Stapelkrisen, Transformationsprozesse in immer schnellerer Abfolge. Wie damit umgehen? Die einen finden, dass die permanente Rede vom Aufbruch Stress ohne Ergebnisse macht. Die anderen sagen, die Beharrungskräfte von Tradition und Institution ziehen alle Energie.

Ich komme zum zweiten größeren Abschnitt meines Berichts: Was trägt uns durch die Wandlungs- und Transformationsprozesse, wie müssen und wollen wir sie gestalten, was hält uns dabei zusammen und beieinander?

Ich möchte diesen Abschnitt mit dem Psalm des kommenden Sonntags verbinden, es ist der Sonntag von der Barmherzigkeit Gottes, misericordias domini, in der kirchlichen Tradition gerne auch der Sonntag vom guten Hirten genannt. Zu diesem Sonntag gehört der vermutlich bekannteste Psalm unserer Tradition – der 23.: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Oder in anderer Übersetzung: Adonaj weidet mich, mir fehlt es an nichts.

Es ist ja der Psalm für Menschen in Transformationsprozessen, passender und moderner geht kaum. Auf grüner Wiese lässt Gott mich lagern, zu Wassern der Ruhe leitet Gott mich sanft, heißt es gleich im zweiten Vers – und hat im Hintergrund die Urerfahrung der Nomaden, die alle halbe Jahre mit ihrer Herde die Weide wechseln mussten, um leben zu können. Aus dieser Urerfahrung praktischer Lebens- und Alljahrestransformation lebt der Glaube an einen Gott, der hütet: im Tal, am Tisch und im Angesicht von Widersachern und Widerständen, ein Gott, der begleitet und stützt, vorangeht und hinterher. Der Psalm zum Weidewechsel ist der 23., der Psalm zu Transformationsprozessen allemal.

Und davon haben wir einige, der größte vermutlich und von uns Menschen verursachte: die Herausforderung des Klimawandels, der anbrechenden Klimakatastrophe, die von uns ein Verändern in so vielen Bereichen unseres Lebenswandels verlangt. Der Umgang mit der ökologischen Krise bestimmt unser Lebensverhältnis und unser Miteinander – das spürt jeder und jede und es zu sagen ist eine Binse. Auch im Vorfeld dieser Synode und auf ihr wird es zu Debatten um notwendige Vorgaben und Umstellungen kommen.

Als EKBO haben wir darin Erfahrung, in diesem Jahr haben wir 10 Jahre Umweltkonzept der EKBO, 5 Jahre Klimaschutzmanagement und zwei Jahre Klimaschutzgesetz in unserer Kirche erinnert. Das ist nicht die Welt, aber das ist auch nicht nichts, vor allem, wenn ich bedenke, wie viele kleine und große Initiativen und Engagements es zur Schonung und zur Bewahrung der Schöpfung in den Gemeinden gibt. Die ökologische Herausforderung schickt uns und diese Generation auf eine lange Strecke, eine, die voller Sorgen und Ängste ist, in der wir Schritte nicht klein reden, aber auch nicht überbewerten dürfen. Je schwieriger der Weg, je drängender, desto heftiger auch die Auseinandersetzungen über den richtigen Weg, über das Tempo des Umsteuerns. In diesen Tagen, in denen die Klimaaktivistinnen und –aktivisten Stadt und Land wachzurütteln versuchen, wird in Gesellschaft und Kirche heftig diskutiert: über die Methoden dieses Rüttelns, über die Rolle der Kirche, über mögliche Forderungen und Selbstverpflichtungen und, ob dabei immer auch die ganze Kirche im Blick ist, die verschiedenen Positionen und Lebensverhältnisse tatsächlich wahr genommen werden. Die einen wünschen sich, dass die Kirche endlich mal wirklich Profil zeigt, die anderen, dass die Rolle von Brückenbau und Moderation nicht verloren geht, die dritten, dass es nun nicht mehr bei Lippenbekenntnissen bleibt, sondern das Handeln der Rede von der Schöpfungsbewahrung entspricht. Und weil Konkretion ja irgendwie auch ein energiegebender Gradmesser ist, hängt am Ende das Schibboleth an Für oder Wider der Zahl eines Tempolimits.

Nun, es ist gut protestantisch, vielstimmig und gerne auch heftig zu streiten. Solange wir dabei beieinander bleiben im Respekt und im Anerkennen der Glaubensüberzeugungen. Und nicht übersehen, was uns wohl doch alle verbindet, ich zähle mal auf: Dass Schöpfungsbewahrung zu den Grundfesten unseres Glaubens gehört, nun, man lese unser Bekenntnis von Anfang an. Dass freiwillige Selbstrücknahme und freiwillige Selbstbegrenzung Grundhaltung des Glaubens ist und dass gerade darin immer wieder das „role-model“ evangelischen Zeugnisses in der Gesellschaft liegt, man beachte diesen Grundsatz also auch in allen zu diskutierenden Maßnahmen. Dass Klimaschutz eine lokale, aber auch eine globale und darin eine europäische Aufgabe ist. Ich habe in den letzten Monaten das Gespräch mit dem Direktor des Instituts für Klimafolgenforschung in Potsdam, Prof. Edenhofer, gesucht und von da mitgenommen: Achtet die europäische Rolle, die Steuerung durch CO2-Bepreisung im europäischen Verbund ist der eigentliche, hoffnungsstiftende Schritt, der viel zu wenig Beachtung findet. Also Vernunft im großen Stil verbindet uns an diesem Punkt. Und gut evangelisch ist, Ordnungen und Gesetz nicht in den Rang von Glaubensidentität und Bekenntniszwang zu heben, das ist das, was allzu schnell als Selbstüberhöhung und als Moralin empfunden wird.

Wir sind evangelische Kirche in Dankbarkeit für die Schöpfung und dem selbstverständlich daraus wachsenden und anstehenden Klimaschutz, wir sind nicht der Verein für Klimaschutz mit angehängtem Glauben. Und wir sind die, die das alles im Vertrauen auf die Transformationsbegleitung Gottes tun, jenes Gottes, der verspricht, gerade im finsteren Tal dabei zu sein. Deshalb haben wir keine Angst – naja, haben wir natürlich als Menschen oft genug auch, aber, und das meint der Satz: Angst soll uns nicht leiten, nicht im Sinne falscher Apokalyptik oder düsterer Endzeitstimmung. Und soll uns nicht leiten in falschen Abgrenzungen. Warum sollen wir nicht reden und Gesprächsräume eröffnen für die meist jüngeren Menschen, die in größter Sorge um die Schöpfung und das Tempo unseres Umsteuerns sind. Das Gespräch mit ihnen ist wichtig. Es ist ja klar: wir, ich lehne die Methoden entschieden ab, Rechtsbruch wird weder unterstützt noch legitimiert. Aber die Sorgen wahrzunehmen, das Gespräch zu suchen, die Brücken zu bauen, das ist unsere Aufgabe. Ich bin erschrocken über die Aggressionen, mit der im Moment in manchen Medien auf die engagierten Menschen losgegangen wird. Also: Aus dem Vertrauen heraus, dass wir nicht ohne Begleitung sind auf dem Weg zu neuen Formen von Mobilität, Konsumverzicht und Lebensumstellung, handeln wir.

Hohe Synode, lasst uns vertrauen, auch einander. Lasst uns streiten, natürlich. Aber lasst uns das nicht in einen Glaubensrang heben, der uns zerlegt.

In den letzten Wochen hat sich mir immer wieder die Frage aufgedrängt, warum uns das alles so umtreibt. Gewiss, weil das Verhältnis von Freiheit und Gebot, auch von Freiheit und Verantwortung eines ist, das sich tief in die Grundmatrix unseres Glaubens eingezeichnet hat. Es sind Auseinandersetzungen, die sich schon in der Bibel, etwa bei Paulus, finden. Und die im Zentrum der Reformation standen. Wer sagt, wie ich leben soll. Und was meint die Kirche, dazu zu sagen zu haben. Zu den reformatorischen Grundeinsichten gehörte, dass über diese Fragen jedenfalls sich niemand anmaße, das Gottesverhältnis anderer bewerten zu wollen. Wer anfängt so zu tun, als könne man den besseren Christen oder die bessere Christin am Tun erkennen und messen, zerstört die Bedingungslosigkeit des Vertrauens, das nicht wir machen, sondern Gott schenkt. Dass wir über diese Fragen so heftig ringen, ist für mich das gute Zeichen, dass in uns eben dieser Glaube lebt. Gut so, die Werke, die aus ihm folgen, sind die, die dran sind, immer und ganz selbstverständlich. Umsteuern in Sachen Klima ist dran.

Liebe Geschwister, ich will einen zweiten Vorgang nennen, innerhalb dessen sich unsere Welt, unsere Lebensverhältnisse und vermutlich auch unser Verhältnis zu uns selbst in starkem Maße verändert. Dieser Vorgang rollt im Moment durch unsere Alltagwirklichkeit und lässt in einem Maße nach Ethik, möglicherweise auch einem Moratorium fragen, wie schon lange kein Prozess mehr. Ich meine die Entwicklung und den nun eben ins Leben einziehenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz, derzeit fast täglich zu beobachten durch den Einsatz von ChatGPT.

GPT steht für Generative Pre-trained Transformer, es geht um ein im Kern textbasiertes Dialogsystem, das auf maschinellem, von Algorithmen gesteuertem Lernen beruht. Zurzeit wird in fast allen gesellschaftlichen Subsystemen – Wirtschaft, Kunst, Medizin, Recht, Bildung – durchbuchstabiert, was sich durch den Einsatz der Künstlichen Intelligenz verändert. Auch im Bereich der Religion und der Kirche kommt das langsam in den Blick, erste Gottesdienste, die ausschließlich von KI vorbereitet und gelenkt wurden, werden erprobt und begutachtet. Noch kann man sich leicht damit trösten, dass die KI hier allenfalls langweilige, mittelmäßige, weil ziemlich unpersönliche Ergebnisse produziert. Aber sie lernt natürlich schnell, schneller als wir in der Regel. Und wenn wir erst anfangen, sie mit Texten zu füttern, die wir selber erstellt haben, ist sie womöglich bald in der Lage, eben genau das zu produzieren: aus 10 Berichten des Bischofs ergibt sich in Sekundenschnelle der 11.?

Liebe Geschwister, das ist alles noch vielfach spielerisch, erst recht, was ich gerade hier sage. Aber wie sehr erneute Verhältnisbestimmungen im klassischen Komplex Mensch – Maschine anstehen, wie sehr Chatbots als Gedankenavatare in unserer eigenen Lebensgestaltung real werden, wie sehr das mit den alten Ängsten vor der Maschine, die den Mensch ersetzt oder ablöst, in der Arbeit, aber womöglich auch im Sein, wie sehr mit solchen Ängsten verbunden, die die Menschen in den Jahrhunderten des Fortschritts immer umgetrieben haben, das ahnen wir nur anfänglich gerade. Und stellen doch fest: die Stimme der Kirche, die Einmischung in die ethischen Debatten hierzu ist noch nicht recht vernehmbar. Warum eigentlich? Weil die Wiese, auf die Gott uns da am Ende führt und das Tal, in das es gehen könnte, viel zu unbestimmt sind? Bisher war für mich das Erzählen von Robotern und Avataren Sciene fiction, mir scheint, wir erleben die Stunde, in der es zur Alltagsrealität wird. Mit all den Chancen, all der Faszination, und all den Ängsten. Ich bin überzeugt, wir brauchen schnellstmöglich einen Think Tank auf Ebene der EKD oder der Landeskirche, die sich den damit verbundenen Fragen stellt. Alles andere wäre fahrlässig. So viel Chancen, so viel Weidewechsel, so viel Vertrauen, so viele Fragen. Und eine Gewissheit: Qua Programm kann die KI vor allem Reproduktion, eine Disruption wie die Auferstehung könnte sie sich nicht herleiten. Kann keiner als Gott allein. Und doch: KI ist eine eminente Frage an Theologie und Glaube.

So viel Transformation, mancher kann das Wort schon nicht mehr hören, ich weiß. Ich nenne nur ein paar Felder, die ich nicht ausführen werde, obwohl sie fundamental sind: Die Herausforderung von Gesundheitsvorsorge, Altenpflege, Fachkräftemangel und gesellschaftlicher Fürsorge. Es ist eine zutiefst verbindende Frage: Wie gehen wir mit unseren älteren Menschen um? Es ist die Frage des vierten Gebots und sie begegnet uns im Moment in der Schließung von Altenpflegeeinrichtungen. Unsere Diakonie müht sich hier, wie nur möglich, es da, wo es geschieht, abzuwenden. Aber nur als Gesellschaft insgesamt werden wir dem abhelfen können. Und wo wir das nicht können, wird uns gesellschaftlich etwas einholen, wovor wir mit allem Nachdruck warnen: das Gefühl, alt zähle irgendwie nicht, überfordere uns. Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass es dir wohl ergehe und du lange lebest. Eine Gesellschaft, die dieses Gebot nicht mehr halten kann, verliert alle Menschlichkeit.

Wir wissen alle: der Applaus in Corona für die Pflegekräfte hat sich nicht ernsthaft in finanzielle Anerkennung übersetzt, der Umrechnungskurs von Applaus in spürbare Veränderung an diesem Punkt ist beschämend. Es gehört zu den Bereichen, liebe Geschwister, an denen alle sehr sensibel reagieren, wenn es in der Kirche zugeht wie überall. Deswegen sage ich das so deutlich: uns ist das bewusst, mir ist das bewusst. Der soziale Zusammenhalt, wir sehen das in besonderer Weise heute, ist das Fundament einer Gesellschaft, die zu Wertschätzung und Miteinander fähig ist.

Das gilt auch für unser kirchliches Miteinander. „Das ist nicht mehr meine Kirche“ – oder: „Dann ist das nicht mehr meine Kirche“ höre ich immer öfter in Zuschriften oder auch Diskussionen. Die Bereitschaft, der Kirche den Rücken zuzuwenden, ist größer geworden, wir wissen das. Im Herbst werden wir die Ergebnisse der neuesten, alle 10 Jahre von der Evangelischen Kirche durchgeführten Mitgliedschaftsstudie haben, dann will ich den Schwerpunkt des Berichts darauf legen. Aber dass die Veränderung der Mitgliedschaft, die Zahl der Austritte, der demographische Wandel – dass das zu den Entwicklungen gehört, auf die wir Antworten suchen und brauchen, das wissen wir längst.

Ich bin froh über das gute, einander ergänzende Miteinander von verschiedenen kirchlichen Orten, von Gemeinden als den ersten Orten, Werken und Einrichtungen als den zweiten und den neuen als den dritten Orten. Es geht nicht um Konkurrenz, es geht um Vielgestaltigkeit auf gemeinsamen Wegen, Konkurrenz – wenn schon, dann wörtlich: zusammen laufen. Dass das Geld kostet, wissen wir auch. Dass wir mit Bruder Fritz einen Finanzchef haben, der das im Blick hat, ist ein großes Glück. Mit ihm ist mir nicht bange, dass wir immerzu neue Wiesen finden. Dass wir drei so herausragende Kandidatinnen und Kandidaten für das Amt des Präsidenten/ der Präsidentin haben, liebe Frau Rieffel-Braune, liebe Frau Dr. Vogel, lieber Herr Welten, das macht uns froh und dankbar – das möchte ich an dieser Stelle deutlich sagen: Danke, dass Sie bereit sind, in dieser aufbruchsfrohen, vom 23. Psalm getragenen EKBO diesen besonderen Dienst zu übernehmen. Es ist eine Kirche, der es wahrlich Freude macht, sich auf dem Weg zwischen den Weiden auch mal zu behaken – es gibt genug Verschiedenheit, dass keine Langeweile aufkommt, aber das wissen Sie, um eine langweilige Aufgabe wollten Sie sich nicht bewerben.

Was mir, was uns in all dem besonders Hoffnung macht, machen sollte: die nächste Generation. Mit den Fragen, die ich heute angesprochen habe, geht sie längst aufmerksam und sensibel um, lebt darin: von Schöpfungsbewahrung bis zur neuen Gestaltung der Sakramente. Und auch das, liebe Geschwister, ist noch viel zu altväterlich daher gesagt, deshalb: es ist einfach krass genial, was die neue Generation können wird. Im Licht der alten Worte. Das ist jetzt fast etwas kurz daher gesagt, deshalb unterstreiche ich das Gesagte mit einer kurzen Pause. ( ) Wir freuen uns auf eine Jugendsynode, ich hoffe auf einen Kirchenleitungsempfang in diesem Jahr, der die nächste Generation ins Zentrum rückt.

Ich schließe mit zwei Bildern, die noch einmal zeigen mögen, wo diese Kirche lebt: Ostermontag in Altkünkendorf, das liegt in der Nähe von Angermünde, umgeben vom Unesco-Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin. Wenn Sie da waren, wollen Sie da nie wieder weg, so schön ist das. In Altkünkendorf hat die Gemeinde gemeinsam mit der Kommune und dem Landkreis in einem Prozess über 10 Jahren einen neuen Altar für die alte Kirche gesucht – und jetzt in der Arbeit der Künstlerin Sabine Straub gefunden. Ein Schöpfungsaltar aus Lehmschichten, ein echter Hingucker, der der Aufgabe der Schöpfungsbewahrung in dieser besonderen Umgebung geistliche Anschauung und Tiefe gibt. – Wir leben ja immer mit so idiotischen Stereotypen, in denen so Vorurteile wie Dorf rückständig, Stadt fortschrittlich transportiert werden. Und ja, das war jetzt falsch, denn die Wiederholung vertieft das Stereotyp, auch wenn ich dagegen rede. Aber man kann sich ohnehin in dieser Kirche ständig davon überzeugen, dass es anders ist, gerade, wenn es um Transformationsprozesse – oder sagen wir ruhig mal: Wanderungen und Wandlungen im Namen Gottes geht. In Altkünkendorf war Ostermontag ein Fest mit neuem Altar, der an den Beginn der Schöpfung und ihre vorweggenommene Vollendung führt: Christus ist auferstanden.

Und das zweite Schlussbild: Hammer. Liegt zwischen Liebenwalde und Liebenthal. Kleine Ortskirchengemeinde im Verbund des Pfarrsprengels, total aktiv, ganz gewöhnlicher – und das heißt: fröhlicher, aufbauender, tröstender Gottesdienst, hinterher Miteinander, die Fragen des Alltags, Lebensfragen: wo komme ich her, wie geht es weiter, wer kommt mit. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir. Du. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn. Immerdar. In Hammer wird das gelebt. So alltäglich, so voller Vertrauen. Hammer, diese Kirche, Hammer, dieser Gott. Auferstanden mitten im Leben. Danke fürs Zuhören!