Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
InstagramRSSPrint

Psychoanalytiker: Impfneid nicht tabuisieren

Berlin (epd). Neid auf andere, die eine schützende Corona-Impfung schon bekommen haben, ist dem Berliner Psychoanalytiker Eckehard Pioch zufolge völlig nachvollziehbar. Dieses Gefühl werde leicht tabuisiert, sagte Pioch am Mittwoch im RBB-Inforadio. Aber eigentlich sei es erst einmal vollkommen verständlich.

"Neid lebt vom Vergleich", erklärte der Berliner Psychoanalytiker. Dann entstehe dieses Gefühl der Mischung aus Angst, Wut und Traurigkeit, das zugleich auf den eigenen Mangel hinweise. Dies sollte nicht tabuisiert werden.

Zum Umgang damit rät Pioch, das Gefühl klar zu benennen: "Wir Menschen sind unseren Gefühlen nicht ohnmächtig ausgeliefert." Aus psychoanalytischer Sicht sei aber Voraussetzung, dass man anerkenne, Neid zu empfinden. "Und wenn ich das bewusst bei mir wahrnehme, dann kann ich auch eine innere, beruhigende, tröstliche, reflektierende Stimme einsetzen, die diesem schmerzhaften Neidgefühl etwas entgegensetzt." Beim Impfneid könne man sich beispielsweise bewusstmachen, dass es eine Impfreihenfolge gibt, die auf Bedürftigkeit basiert.

Es könne dann zwar darüber diskutiert werden, ob die Auswahl richtig sei. "Aber dieses Grundprinzip, die Schwachen und Gebrechlichen zuerst, das hat ja etwas zutiefst Humanes und bietet auch die Möglichkeit, sich damit zu identifizieren", sagte Pioch. Dies könne auch dem erst mal Neidischen helfen, die Realität anzuerkennen: "Da kann ich dann vielleicht auch etwas Sinnhaftes daran sehen, und das hilft mir dann vielleicht auch, den Neid überwinden und mehr ins Gönnen zu kommen."

epd ost bas phi
# epd-Service

## Internet
RBB-Inforadio: u.epd.de/1u9z