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Medienunternehmen der Hauptstadtregion in der Krise

Die Medienunternehmen in Berlin und Brandenburg sind gebeutelt von der Corona-Krise: Starke Umsatzeinbrüche machen der Kreativbranche schwer zu schaffen. Besonders die Film-, Kino-, Musik- und Veranstaltungsbranche kämpft ums Überleben.

Berlin (epd). Mehr als die Hälfte der Medienunternehmen in der Hauptstadtregion ist wegen der Corona-Krise auf staatliche Unterstützung angewiesen. Laut dem am Dienstag veröffentlichten Medien-Barometer 2020/2021 haben 57 Prozent der Befragten im vergangenen Jahr staatliche Hilfe in Anspruch genommen, wie das Branchennetzwerk media:net in Berlin mitteilte. Besonders gefragt waren Kurzarbeitergeld mit 64 Prozent und Soforthilfen der Länder. Diese wurden in Berlin von der Hälfte der Unternehmen (49 Prozent) und in Brandenburg von 15 Prozent in Anspruch genommen. Dabei zeigte sich die große Mehrheit (88 Prozent) mit den Abläufen zufrieden.

Für das aktuelle Medien-Barometer Berlin-Brandenburg wurden im Herbst 208 Unternehmen der Film-, Fernsehen-, Radio-, Journalismus-, Musik- sowie Games-/Softwarebranche in der Hauptstadtregion befragt. Untersucht wurden die Folgen der Corona-Pandemie. Demnach erlitten 66 Prozent durch Corona Umsatzeinbrüche. Die Zufriedenheit mit dem Geschäftsverlauf im Jahr 2020 sank von 79 Prozent in Vor-Corona-Zeiten auf aktuell 35 Prozent.

"Vor der Krise lag der Branchenumsatz in der Hauptstadtregion bei 28 Milliarden Euro", sagte der Geschäftsführer des Medienboards Berlin-Brandenburg, Helge Jürgens. Jetzt werde mit einem Drittel weniger gerechnet. Dies müsse durch staatliche Konjunkturprogramme und weitere Fördermöglichkeiten dringend aufgefangen werden. "Sonst drohen nach der Pandemie Insolvenzen", warnte Jürgens.

Vor allem die Musikwirtschaft, Rundfunk-Unternehmen und die Kino- und Filmbranche litten unter den Pandemie-Folgen. Hier liegt die Zufriedenheit laut Umfrage nur noch bei etwa 25 Prozent.

"Wir leben von den Rücklagen", sagte die Geschäftführerin des Filmverleihers X-Verleih, Leila Hamid. Zuletzt hatte das Unternehmen Anfang März 2020 erfolgreich die "Känguru-Chroniken" von Marc-Uwe Kling in die Kinos gebracht. Der Film wurde innerhalb weniger Tage von 600.000 Zuschauern gesehen. Wegen der geschlossenen Kinos erzielten sie nun aktuell gar keine Erlöse mehr, sagte Hamid: "Wir bereiten derzeit drei Filme vor, aber wenn die Kinos im April nicht öffnen, dann stellt sich die Frage, wie es weitergeht."

Dagegen werden laut Umfrage die Telekommunikation/IT- und die Software/Games-Branche von der Krise weniger gebeutelt. Hier sei die Zufriedenheit über die Geschäfte mit 70 und 50 Prozent trotz Corona hoch.

Als Chance der Krise sehen die Kreativunternehmen offenbar auch das mobile Arbeiten und Arbeiten im Homeoffice sowie den coronabedingten Digitalisierungsschub. 67 Prozent gaben in der Umfrage an, das Arbeiten sei produktiv geblieben oder sogar produktiver geworden. 62 Prozent haben durch die Pandemie einen Digitalisierungsschub erfahren. Mehr als die Hälfte (59 Prozent) hat sich in der Krise zudem nach eigenen Angaben neue Geschäftsfelder erschlossen und betriebsintern Strukturen und Arbeitsabläufe optimiert (53 Prozent). Zwei Drittel wollen die krisenbedingten Veränderungen in den Unternehmen langfristig erhalten. Das Medien-Barometer Berlin-Brandenburg wird seit 2004 jährlich erhoben.