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Kirchliche Telefonseelsorge warnt vor mehr familiären Konflikten

Die Kirchliche Telefonseesorge in Berlin und Brandenburg (ktbb) hat vor mehr Konflikten in Familien angesichts der aktuellen Ausgangsbeschränkungen gewarnt. Es sei eine wachsende Zahl von Anrufen bei der Telefonseelsorge zu verzeichnen, bei denen es um familiäre Probleme bis hin zu häuslicher Gewalt gehe, sagte der Leiter der ktbb-Geschäftsstelle in Berlin, Uwe Müller, am Montag in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Durch die Ausgangsbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie gebe es in vielen Familien nun keine Ausweichmöglichkeiten mehr.

Das Arbeiten im Homeoffice verschärft Müller zufolge die Situation in vielen Familien. Neben ihrer eigenen Arbeit würden Eltern nun auch die Rolle als Lehrer beim Homeschooling ihrer Kinder übernehmen. "Das ist eine Überforderung für die Eltern und für die Kinder auch", sagte der ktbb-Vertreter.

Insbesondere Kindern fehle der Kontakt zu Freunden, im Sportclub oder einfach auf den Spielplatz zu gehen. Zudem fehlten die Großeltern oder andere Verwandte. "Alle, die im sozialen Gefüge eine Alternative darstellen, sind nicht vor Ort", sagte Müller. "Dabei entwickelt man schon einen Lagerkoller", fügte er hinzu.

Die ktbb verzeichne wie auch andere Akteure der Telefonseelsorge aktuell eine steigende Zahl von Anrufern. "Wir haben mindestens 50 Prozent mehr Anrufe als sonst", sagte Müller. Die kirchliche Telefonseelsorge versuche alle für sie verfügbaren Leitungen bis auf den letzten Platz zu nutzen. Dabei könne es dennoch vorkommen, dass Anrufer nicht gleich beim ersten Versuch zu den Seelsorgern durchkämen. Müller verwies darauf, dass es in Berlin seit gut einer Woche auch ein eigenes Corona-Seelsorgetelefon gibt, das unter anderem von der ktbb mitgetragen wird.

Neben familiären Konflikten würden die Mitarbeiter der kirchlichen Telefonseelsorge aktuell verstärkt auch "existenzielle Sorgen" bei Anrufern registrieren. Dabei gehe es unter anderem um wirtschaftliche Ängste.

Müller rief dazu auf, dass aktuelle Motto des "Social Distancing" nur körperlich zu nehmen, also physisch auf Abstand zu gehen. Soziale Bindungen sollte man angesichts der aktuellen Corona-Krise dagegen eher stärken. "Redet miteinander! Oder spielt Federball über den Gartenzaun!", sagte der ktbb-Vertreter weiter. Ebenso empfahl er, sich mit Verwandten oder Freunden zu Telefonaten zu verabreden: "Viele sitzen zu Hause und freuen sich, wenn sie mal andere Stimmen hören als nur aus dem Fernsehen." Der Aufruf zum "Social Distancing" gelte nicht für das zwischenmenschliche Miteinander, so Müller.

(epd)

Info
Die kirchliche Telefon-Seelsorge in Berlin und Brandenburg ist unter den kostenfreien Rufnummern 0800-1110111 und 0800-1110222rund um die Uhr erreichbar.

Zudem gibt es in Berlin ein Corona-Seelsorgetelefon mit der Nummer 030/403 665 885. Es ist täglich zwischen 8 bis 18 Uhr erreichbar.