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Kirchen rufen an Pfingsten zur Solidarität in der Corona-Krise auf

Gottesdienste von Katholiken und Protestanten unter strengen Hygieneauflagen

Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche haben an Pfingsten zu Dialog, Gemeinsinn und Zusammenhalt in der Corona-Krise aufgerufen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm wies in seiner Predigt am Sonntag auf die Notwendigkeit der Zusammenarbeit auf nationaler, europäischer und globaler Ebene hin. Diese sei wichtiger als je zuvor. Wegen der Abstandsregelungen konnten nicht wie sonst rund 1.000 Menschen, sondern nur 120 Platz in der Münchner Matthäuskirche finden, in der der bayerische Landesbischof predigte.

Das gesellschaftliche Klima wird nach Beobachtung Bedford-Strohms zunehmend gereizter. Er forderte dazu auf, anderen Menschen wirklich zuzuhören. Es sei zwar richtig gewesen, scharf zu reagieren auf Demonstranten, die bewusst und provokativ Abstandsregeln missachteten. Aber es sei genauso richtig, hinzuhören, was sie zu sagen haben - "in der ganzen Unterschiedlichkeit zwischen gut begründetem kritischen Einspruch und verschwörungstheoretischer Verwirrtheit", sagte der Theologe.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, rief die Kirche auf, sich mehr zu öffnen und sich den Menschen zuzuwenden. Pfingsten sei das Fest, das dazu ermutige und den Weg weise, sagte Bätzing am Pfingstsonntag in seiner Predigt im Limburger Dom. Wegen der Beschränkungen in der Corona-Krise feierte Bätzing den Gottesdienst im Limburger Dom mit 70 Gläubigen.

Bätzing verwies darauf, dass die Mehrheit der Bürger mit der zeitweisen Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten im Zuge der Pandemie einverstanden gewesen sei. Die Wirkung der Maßnahmen zeige Erfolg. Allerdings gebe es auch "seltsame Koalitionen von völlig berechtigten Anliegen mit solchen von Esoterikern und Verschwörungstheoretikern, von rechten und linken Demonstranten", sagte der Limburger Bischof.

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx rief zu einer respektvollen Kommunikation in der Corona-Krise auf. Man bekomme den Eindruck, "dass viele gar nicht mehr zuhören und verstehen wollen, sondern nur noch ihre Behauptungen und Positionen laut in die gesellschaftliche Debatte werfen", sagte der Kardinal am Pfingstsonntag im Münchner Liebfrauendom. Immer wieder würden angebliche Wahrheiten behauptet, aber "es wird nicht gemeinsam um die Wahrheit gerungen", beklagte der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister wies auf die einigende Kraft des Pfingstfestes hin. Die in der biblischen Pfingstgeschichte geschilderte gemeinschaftliche Erfahrung erlebe zurzeit aber eine Bewährungsprobe, sagte der Theologe am Sonntag in der hannoverschen Marktkirche. "Wir versuchen in unseren Gemeinden, aber auch in der ganzen Gesellschaft, unter den Begriffen Solidarität oder Nachbarschaftshilfe eine Gemeinschaft zusammenzuhalten, die bedroht ist", sagte der Theologe.

Der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad hob die Bedeutung menschlicher Gemeinschaft hervor. Gerade in der Corona-Krise könnten Menschen erfahren, dass sie trotz körperlichen Abstands miteinander verbunden seien, sagte der evangelische Theologe am Sonntag in der Speyerer Gedächtniskirche. Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck rief zur Solidarität in der Corona-Krise auf. "Wir Menschen können nur zusammen leben und auch nur zusammen überleben", sagte er am Sonntag im ZDF-Fernsehgottesdienst in Bensheim.

In katholischen und evangelischen Kirchen mussten Besucher der Pfingstgottesdienste den Mindestabstand einhalten, einen Mund-Nasen-Schutz tragen und sich namentlich registrieren. Seit Anfang Mai sind in Deutschland wieder Gottesdienste mit Gemeinde möglich. Für Christen gilt das Pfingstfest als "Geburtstag der Kirche", es ist das Fest des Heiligen Geistes. In der biblischen Geschichte sorgt Gottes heilige Geistkraft dafür, dass sich plötzlich Menschen unterschiedlicher Sprachen und Nationen ohne Hemmnisse verstehen.

(epd)