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Interview mit Pfarrerin Corinna Zisselsberger

Erfahrungen zu den Pop-Up-Taufen in der Evangelischen Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder

Die Evangelische Kirchengemeinde St. Marien-Friedrichswerder bietet im „Jahr der Taufe“ der EKD an jedem letzten Mittwoch im Monat die Möglichkeit einer „Pop-Up-Taufe“ in der St. Marienkirche an. Manuela Schneider hat mit Pfarrerin Corinna Zisselsberger über die Erfahrungen des ersten Halbjahres gesprochen.

 

Manuela Schneider: Ihr bietet die Pop Up Taufe seit Jahresbeginn an. Wie wird sie angenommen?
Pfarrerin Corinna Zisselsberger:
Erstaunlich gut. Wir erleben eine große Resonanz. Seit Jahresbeginn haben wir in diesem Format 23 Erwachsene getauft und uns von Termin zu Termin ein bisschen gesteigert. Ende Mai waren es acht Erwachsene, an einem Mittwochmittag um 12 Uhr! So einen geballten Zulauf und Zuspruch hätte ich nicht erwartet.

Manuela Schneider: Wer kommt zu Euch um sich taufen zu lassen?
Pfarrerin Corinna Zisselsberger:
Ganz unterschiedliche Menschen. Bisher haben wir 14 Frauen und neun Männer getauft. Das Durchschnittsalter liegt zwischen 40 und 50. Auch zwei 18-Jährige waren dabei. Die Menschen kommen aus verschiedenen Kontexten und Milieus. Viele sind DDR-sozialisiert und daher mit wenig Kontakt zu Kirche und Glauben aufgewachsen. Gemeinsam ist allen, dass sie alle den großen Wunsch verspüren, getauft zu werden und dafür bisher nicht das passende Setting gefunden hatten. Die Schwelle war zu hoch. Sie wollen dazu gehören, aber erleben die Institution teilweise als schwer zugänglich. Wir nehmen eine große Scheu vor allem, was nach Kurs und Prüfung klingt, wahr, und die Täuflinge wollen nicht im Mittelpunkt eines Sonntagsgottesdienstes stehen. Ein kleines liturgisches Format spricht sie mehr an und erscheint stimmig. Manche haben einen kirchlichen Arbeitgeber und suchen eine unkomplizierte Taufform. Andere kommen aus einfachen Verhältnissen und haben keine finanziellen Mittel für ein Fest bzw. auch keinen größeren Familien- oder Freundeskreis. Interessanterweise kommen die Menschen extrem gut vorbereitet. Sie haben sich meistens online informiert und wissen, worauf sie sich einlassen. Sie kennen die Bibel und bringen oft einen eigenen Taufspruch und eine Kerze mit. Einige fanden es hilfreich, dass es die Möglichkeit gibt, vorher telefonisch oder per Email Kontakt zu uns aufzunehmen.

Manuela Schneider: Wie erlebt Ihr Pfarrer:innen die Pop Up Taufen?
Pfarrerin Corinna Zisselsberger:
Die Pop Up Taufen sind zur Zeit eines meiner Highlights in meinem Dienst. Es ist wahnsinnig intensiv und persönlich. Wir lernen die Menschen kurz vorher kennen und gehen in einem kurzen Gespräch schnell in die Tiefe. Wir hören einen Ausschnitt von Lebens- und Glaubensgeschichten. Und dann taufen wir sie und feiern gemeinsam Abendmahl. Das ist sehr berührend und ich bekomme viel spirituelle Energie dadurch. Für mich leuchtet dort Gottes Licht und das Ritual der Taufe entfaltet seine volle Kraft, die seit Jahrtausenden im ihm steckt. Da braucht es gar nicht so viel drumherum. Wichtig ist uns Pfarrpersonen ein geschützter Raum für die Täuflinge. Die Menschen, die diese Taufform suchen, scheuen die Aufmerksamkeit. Daher lehnen wir Presseanfragen für die Pop Up Taufen ab.

Die nächste Pop-Up-Taufe findet am Mittwoch, 28. Juni, um 12 Uhr in der St. Marienkirche am Alexanderplatz (Karl-Liebknecht-Str. 8, 10178 Berlin) statt. Täuflinge sind gebeten, sich vorab telefonisch im Gemeindebüro zu melden oder mindestens eine halbe Stunde vorher, um 11.30 Uhr, in die Kirche zu kommen.