20.08.2025
B.Z. Kolumne von Pröpstin Dr. Christina-Maria Bammel
August 1991: Das ukrainische Parlament erklärte seine Unabhängigkeit. Ein Keim der Liberalisierung wuchs. Zart und auch anfällig. Ukrainerinnen und Ukrainer werden den Augustmoment vor 34 Jahren erinnern. Die Erinnerung an beeindruckenden Mut zur Demokratie nach der Diktatur, an einen starken Freiheits- und Selbstbestimmungswillen. Es braucht nicht viel Einfühlungsvermögen, zu verstehen, wie Menschen zumute sein muss, die nicht wissen, wann der Krieg in ihrem Land endet, ob sie je die Kraft haben werden, etwas aufzubauen, was sie zu Hause nennen. Die meisten Geflüchteten sind binnenvertrieben in der Ukraine. Der russische Angriffskrieg als Bruch des Völkerrechtes ist eine fortgesetzte Erbarmungslosigkeit und Aufkündigung aller Menschlichkeit. Jeder Kriegstag stiehlt den Kindern Leben, wo sie Schulstunden und Freizeit in Bunkern erleben. Auch um ihrer willen bleiben wir klar und wach: Gerechter Friede heißt ein Ende der Waffengewalt, heißt Freiheit und Einhaltung der Menschenrechte, heißt das Ende einer entsetzlichen Not, wo es zum Nötigsten am Leben fehlt – wie Trinkwasser und Strom. Was wird man sich in dreißig Jahren vom August 2025 erzählen? Wird man reden von der Machtgier dessen, der vor Kameras so tat, als wollte er Frieden - und unter anderem Ferienlager bombardieren ließ? Werden die verwüsteten Dörfer und zerstörten Familien erinnert werden? Wird es überhaupt noch jemanden geben, der sich dieses Krieges erinnert? Dann wird hoffentlich auch vom europaweiten Netzwerk des Erbarmens die Rede sein. Es kommt nicht daher im Triumph, sondern als Stärkung dorthin, wo Notstromgeneratoren, Lernmaterial, medizinische Ausstattung für stressbedingte Frühgeburten gebraucht sind. Viele Menschen hören nicht auf zu trösten, zu helfen, Geflüchtete willkommen zu heißen. Ich setze darauf, dass in dreißig Jahren Zeichen des Erbarmens erinnert werden. Darum wird am 24. August in der St.-Thomas-Kirche in Kreuzberg im Gebet für die Ukraine an Freiheit, Würde und Frieden erinnert.