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Sie haben einen Namen – über 51.000 Geflüchtete, die an der Festung Europa ihr Leben verloren

Verlesen der Namen von Geflüchteten, die starben - Bischof Stäblein liest

In der Berliner Passionskirche werden Tag und Nacht Namen von Geflüchteten vorgelesen, die bei der Flucht starben – Bischof Christian Stäblein liest mit

Gemeinsam mit Asyl in der Kirche Berlin-Brandenburg und der Ev. Kirchengemeinde Kreuzberg organisiert die Ev. Kirchengemeinde vor dem Halleschen Tor anlässlich des Weltflüchtlingstags (20. Juni) die Gedenkveranstaltung Beim Namen nennen,  die in Kooperation mit UNITED for Intercultural Action in mehr als achtzehn europäischen Städten stattfindet (www.beimnamennennen.de). Vom 17. Juni ab 10 Uhr werden bis zum 18. Juni am Abend, 32 Stunden in der Passionskirche am Marheinekeplatz ununterbrochen die Namen der Menschen verlesen, die seit 1993 auf der Flucht nach Europa gestorben sind.

Unter den Lesenden ist auch Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO): „Noch immer ertrinken Menschen auf der Flucht im Mittelmeer, weil sie nicht gerettet werden, weil sie nicht an Land gelassen werden. Diese Menschen haben einen Namen. Sie alle haben ihre ureigene Geschichte, Familien und Freunde, die sie lieben. Wir müssen an diese Menschen und ihre Schicksale, an ihre Hoffnungen auf ein besseres Leben und Träume erinnern. An 51.000 Tote. Beim Namen nennen ist eine wichtige Gedenkaktion, die ins Mark trifft. Und die den auf der Flucht gestorbenen Menschen wenigstens ihre Namen zurückgibt.“

Bis heute sterben flüchtende Menschen auf den Meeren und an den Grenzen Europas, weil sie nicht gerettet werden. Das Drama findet kaum mehr in die Öffentlichkeit. Seit 1993 sind über 51.000 Kinder, Frauen und Männer gestorben. Die Flüchtlinge trifft eine immer härtere Politik der Länder Europas, die verhindert, dass sie legal in Europa einreisen können, um hier ein Asylgesuch zu stellen. Sie müssen vor lebensgefährlichen Situationen fliehen und setzen ihr Leben aufs Spiel. Sie verharren in unwürdigen Flüchtlingslagern ohne angemessene Versorgung oder das Wissen, ob, wann und wie es weiter geht.

Bischof Stäblein mahnt: „Die Flüchtlingsgipfel von Bund und Ländern in Deutschland vermitteln mir den Eindruck, als streite man dort vor allem über das Geld. Die Treffen auf europäischer Ebene zur Asylrechtsreform und einem humaneren Umgang mit den Menschen, die in Europa Zuflucht suchen, ergeben leider Abschottung statt Aufnahme. Man lässt nicht Kinder und Familien vor den Toren stehen. Punkt. Die europäischen Parlamentarier müssen sich bewegen. Es geht um die Werte Europas, die im Mittelmeer untergehen“.

Hintergrund:
Der Weltflüchtlingstag ist ein von den Vereinten Nationen eingerichteter Aktionstag, der seit 2001 immer am 20. Juni stattfindet. Die Wahl fiel auf dieses Datum, da der 20. Juni zuvor in etlichen Ländern bereits Afrika-Flüchtlingstag gewesen war. Jährlich zum Weltflüchtlingstag veröffentlicht der UNHCR einen Jahresbericht. Diesem zufolge befanden sich Ende 2013 über 51 Millionen Menschen auf der Flucht, darunter mehr als 33 Millionen Männer, Frauen und Kinder im eigenen Land („Binnenvertriebene“). Die Zahl der Flüchtlinge hatte damit den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg erreicht.

(Pressemitteilung EKBO)