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Demokratieforscher Merkel: Kirche für Impf-Appelle einbinden

Berlin (epd). Der Demokratieforscher Wolfgang Merkel empfiehlt, in die Bemühungen für eine Erhöhung der Corona-Impfquote verstärkt gesellschaftliche Institutionen einzubeziehen. „Ich kenne keine große Initiative, wo die Politik etwa Verbände, Gewerkschaften, Unternehmer oder auch die Kirche mit eingebunden hat“, sagte er dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Donnerstag). Dabei vertrauten viele Bürgerinnen und Bürger diesen Gruppen und Personen mehr als der Regierung.

Merkel warnte die Ampel-Parteien davor, zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eine generelle Impfpflicht einzuführen. „Das wäre die Jahrzehntlüge, die der Politik immer wieder vorgehalten werden würde“, sagte er. Es sei ein politischer Fehler gewesen, dass die schwarz-rote Bundesregierung zu Beginn der Pandemie eine Impfpflicht ausgeschlossen habe, sagte der Forscher. Damit habe sie den eigenen Handlungsspielraum unnötig eingeengt und den Instrumentenkasten halbleer gemacht.

Eine allgemeine Impfpflicht würde laut Wolfgang Merkel Rechtspopulisten stärken. „Wir würden einen beachtlichen Teil der Menschen noch weiter in einen antidemokratischen Bereich hineindrängen“, sagte er: „Ein großer Teil der Menschen wäre für das System kaum mehr zurückzugewinnen.“ Eine berufsspezifische Impfpflicht etwa für Lehrer und Beamte hingegen halte er im Sinne von Älteren und Kranken für „ethisch geboten“.

Aktuell sind laut Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) insgesamt 68 Prozent der Bevölkerung in Deutschland vollständig gegen Covid-19 geimpft, 70,6 Prozent mindestens einmal.