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Debatte um Gottesdienstverbot

An Heiligabend in die Kirche oder lieber nicht: Auf dem bisherigen Höhepunkt der Corona-Krise wird in Deutschland über ein Für und Wider des Gottesdienstbesuchs an Weihnachten diskutiert. Klare Verbote kann und wird es jedoch nicht geben.

Frankfurt a.M. (epd). Kurz vor dem Weihnachtsfest mehren sich die Stimmen, die wegen der hohen Corona-Infektionszahlen vor einem Besuch von Feiertagsgottesdiensten abraten. "In diesem Jahr sollten Präsenzgottesdienste bundesweit untersagt werden", sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). Die beiden großen Kirchen sehen die Gemeinden vor Ort in der Verantwortung, unter Beachtung der regionalen Infektionszahlen und ihrer räumlichen Gegebenheiten über Präsenzgottesdienste an Weihnachten zu entscheiden. Allerdings sind ohnehin nur wenige Gottesdienste mit begrenzter Teilnehmerzahl geplant. Zudem wurde das Angebot an Gottesdienstübertragungen im Internet und im Fernsehen ausgeweitet.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte dem Radiosender Bayern2 am Mittwoch, es gebe Menschen, für die Gottesdienstübertragungen im Internet und im Fernsehen eine Alternative seien. Es gebe aber auch einsame Menschen, die einen Gottesdienst vor Ort benötigen, den sie gemeinsam mit anderen Menschen feiern. In der "Passauer Neuen Presse" (Mittwoch) verwies Bedford-Strohm auf "extrem strenge Hygienekonzepte in den Gottesdiensten, die auch peinlichst genau eingehalten werden".

Auch der rheinische Präses Manfred Rekowski verteidigte die teilweise stattfindenden Präsenzgottesdienste an Weihnachten. Für manche Menschen sei so ein Gottesdienst der einzige Ort, "an dem sie einen anderen Menschen treffen", sagte der evangelische Theologe am Mittwoch im Deutschlandfunk. Das sei auch ein seelsorgliches Angebot. "Es gibt natürlich sehr eingespielte Regeln für die Art, wie wir Gottesdienste feiern", erklärte Rekowski. "Normale" Weihnachtliche Situationen mit Gedränge werde es nicht ansatzweise geben. "Man wird nicht Menschenansammlungen wie am Flughafen oder im Supermarkt vorfinden", sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) bezeichnete in einem Anschreiben an ihre Mitglieds- und Gastkirchen den freiwilligen Verzicht auf Präsenz-Gottesdienste zu Weihnachten als "verantwortliches Signal der Solidarität". Zwar gehörten Gottesdienste allgemein und besonders die Weihnachtsgottesdienste zum Kern gemeindlichen Lebens und würden Menschen gerade in Zeiten einer Krise Hoffnung und Halt geben, betonte VEF-Präsident Christoph Stiba. Dennoch gehe es jetzt gerade um die große Herausforderung, die Pandemie einzudämmen, die Anzahl der Infizierten und der Toten zu reduzieren sowie das Gesundheitssystem zu entlasten.

Der CDU-Gesundheitspolitiker Alexander Krauß sprach sich gegen ein Gottesdienst-Verbot während der Weihnachtsfeiertage aus. "Die Kirchen gehen sehr verantwortungsbewusst mit ihrem grundgesetzlich geschützten Recht um, Gottesdienste durchzuführen", erklärte Krauß am Mittwoch in Berlin. Die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karin Maag, sagte im Radioprogramm SWR Aktuell, sie würde ein Verbot von Gottesdiensten mittragen, gehe allerdings nicht davon aus, dass ein solches Verbot kommen werde. Eine Gottesdienst-Variante mit wenigen Gläubigen, viel Abstand, zugewiesenen Plätzen und keinem Gesang könne sie nachvollziehen, sagte Maag. Dennoch appelliere sie an die Menschen, freiwillig auf die Teilnahme an Gottesdiensten zu Weihnachten zu verzichten.

Vielerorts haben evangelische und katholische Gemeinden Präsenzgottesdienste zu Weihnachten abgesagt, ein staatliches Gottesdienstverbot gibt es jedoch in keinem der 16 Bundesländer. Die westfälische und die lippische evangelische Landeskirche haben ihren Gemeinden bereits dringend zu einem Verzicht geraten. Wegen regionaler nächtlicher Ausgangssperren wurden Christmetten an Heiligabend teils vorverlegt.