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"Das Virus hat das Sterben ja nicht ausgesetzt"

Trotz Pandemie sind im Lazarus-Hospizdienst Ehrenamtliche aktiv

Die Pandemie hat auch Auswirkungen auf die Betreuung von Alten und kranken Menschen. Laut Hospiz- und Palliativ-Verband Berlin gibt es in Einrichtungen der Sterbebegleitung bislang aber keine Besuchsbeschränkungen. In Berlin gibt es aktuell 27 ambulante Hospizdienste, 16 stationäre Hospize für Erwachsene, zwei Kinder-Hospize sowie jeweils ein Tages-Hospiz für Erwachsene und für Kinder. Den ambulanten Lazarus-Hospizdienst in Berlin gibt es seit 1992. Mit der Koordinatorin der derzeit knapp 40 ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Elizabeth Schmidt-Pabst, sprach der Evangelische Pressedienst (epd) über die Arbeit unter Pandemie-Bedingungen.

 epd: Wie hat die Corona-Pandemie die Arbeit verändert?

 Schmidt-Pabst: Zu Beginn der Pandemie, während des ersten Lockdowns, waren keine Begleitungen in Krankenhäusern und Heimen durchführbar. Die noch bestehenden Begleitungen wurden, falls möglich, auf SMS, Briefe, What?sapp oder E-Mail umgestellt. Auch sogenannte Palliativ-Care-Fachberatungen für Betroffene und ihre Angehörigen wurden per Video-Chat durchgeführt. Nach den ersten leichten Lockerungen bekamen wir von den Ärzten Anfragen für Begleitungen in der Häuslichkeit. Über den Sommer war unsere Arbeit wie immer. Jetzt, seit etwa zehn Tagen, beginnen die Krankenhäuser und Wohnheime ihre Stationen vorübergehend auf Grund von Corona-Fällen zu schließen. Aktuell bekommen wir aber auch Anfragen für Begleitungen in Pflegeheimen, wo Corona auf den Wohnbereichen festgestellt wurde.

 epd: Und wie reagieren Sie darauf?

 Schmidt-Pabst: Dann bekommen die Ehrenamtlichen FFP2-Masken und Schutzkleidung, um dennoch die Patienten begleiten zu können. Das erfolgt natürlich nur mit totaler Transparenz den Ehrenamtlichen gegenüber und mit deren Bereitschaft, dieses Risiko einzugehen. Die Arbeit ist aber für uns im Büro im Großen und Ganzen gleich geblieben. Das Virus hat das Sterben ja nicht ausgesetzt. Für unsere Ehrenamtlichen aber hat sich die Situation durch die Maskenpflicht verändert. Durch die fehlende Mimik auf Grund der Masken sind gerade nonverbale Begleitungen sehr kompliziert geworden, um nur ein Beispiel zu nennen. Wir hoffen, dass für alle Einrichtungen weiterhin Sonderregelungen für schwerstkranke und sterbende Menschen getroffen werden - denn niemand sollte seine letzten Tage alleine verbringen müssen.

 epd: Welche Auswirkungen hat dies auf die schwer Kranken und sterbenden Menschen?

 Schmidt-Pabst: Es kann für schwerstkranke Menschen im schlimmsten Fall bedeuten, dass sie weniger bis gar keinen Besuch bekommen. Alle Einrichtungen und die dort arbeitenden Pflegenden sind aber sehr bemüht, den ethischen Spagat zwischen dem gesundheitlichen Schutz der Bewohner und einer würdigen psychosozialen Begleitung zu vollführen. Es ist eine sehr schwere Aufgabe und jeden Tag wird in den Einrichtungen neu überlegt, wie am besten mit der Situation umzugehen ist.

 epd: Ist Ihres Erachtens sichergestellt, dass es künftig nicht zu totalen Besuchsverboten für Verwandte oder ehrenamtliche Helfer in Hospizen kommt?

 Schmidt-Pabst: In Hospizen gab es zu keiner Zeit ein totales Besuchsverbot und auch in den Pflegeheimen wurde, unseres Wissens nach, zumindest für Angehörige, immer eine Lösung bei im Sterben liegenden Bewohnern gefunden. Ich denke, die Hospize wie die Pflegheime werden jetzt bei den neuen Einschränkungen ähnlich vorgehen.

 epd: Welchen Rat haben Sie in diesem Zusammenhang an die Politik, die schließlich die Corona-Schutzverordnungen beschließen muss?

 Schmidt-Pabst: Eine ausreichende Bereitstellung von FFP2-Masken ist absolut notwendig, um alle Pflegenden und Ehrenamtlichen schützen zu können. Wir möchten unsere Ehrenamtlichen mit einem guten Gewissen in Pflegheimen, Krankenhäusern und stationären Hospizen einsetzen können. Dafür ist ein sicherer Schutz unserer Ehrenamtlichen Voraussetzung.

epd-Gespräch: Lukas Philippi

www.lazarushospiz.de