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Corona sorgt für Plus bei Berliner Schuldnerberatungen

Berlin (epd). Die Coronakrise bringt offenbar immer mehr Menschen in finanzielle Bedrängnis. Die Landesarbeitsgemeinschaft Schuldner- und Insolvenzberatung Berlin leistete im vergangenen Jahr trotz pandemiebedingter zeitweiliger Schließungen rund 118.000 Beratungen, ungefähr so viele wie im Jahr zuvor. Dabei sei unter anderem erschwerend hinzugekommen, dass direkte Schuldnerberatungen in den zwölf Jobcentern der Stadt seit vergangenem März nicht mehr möglich sind, sagte Marco Rauter, Vorstandsvorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Schuldner- und Insolvenzberatung, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

In einigen Bezirken seien zwischen zehn und 20 Prozent der Gesamtberatungen in den Jobcentern erfolgt. Dass im vergangenen Jahr trotz Pandemie und Lockdown die Beratungsleistung aus dem Jahr 2019 erreicht wurde, lasse nur den Schluss zu, dass es 2020 eine erhöhte Nachfrage gab, sagte der Schuldnerberater.

So habe etwa die Einrichtung der AWO in Neukölln im vergangenen Dezember knapp ein Fünftel mehr Beratungen als im Vorjahresmonat gezählt. "Im Januar 2021 im Vergleich zum Januar 2020 betrug die Steigerung 14,7 Prozent", so Rauter.

Vermehrt kämen Klienten und Klientinnen zurück in die Beratung, "bei denen vor Corona außergerichtliche Lösungen möglich waren". Durch den Wegfall von Arbeitsplätzen und Hinzuverdienstmöglichkeiten könnten die vereinbarten Raten nicht mehr gezahlt werden.

Hinzu käme eine ganz neue Klientel. "Viele Verbraucherinnen und Verbraucher, die bislang keine finanziellen Probleme hatten, geraten nun infolge der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie plötzlich in finanzielle Schieflage, weil sie seit Monaten in Kurzarbeit sind oder arbeitslos werden", sagte der Experte. Eine weitere Personengruppe seien die sogenannten "Soloselbstständigen", die wegen der Pandemie ihr Gewerbe aufgeben mussten.

Nach seinen Angaben gibt es bei den Schuldnerberatungen derzeit moderate Wartezeiten. Bedarfsdeckend sei das Beratungsangebot aber noch nie gewesen. "Eine Ausweitung des Angebotes ist dringend notwendig", betonte Rauter. Er appellierte an die Berliner Politik, dafür die notwendigen Mittel bereitzustellen.

Die Landesarbeitsgemeinschaft Schuldner- und Insolvenzberatung Berlin e.V. (LAG SIB Berlin) ist ein Zusammenschluss der staatlich anerkannten Berliner Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in gemeinnütziger oder kommunaler Trägerschaft. Ihr gehören nach eigenen Angaben 14 Träger mit insgesamt 21 Beratungsstellen an. Darunter sind die Caritas, AWO und der Deutsche Familienverband. Die gemeinnützigen Beratungsstellen unter dem Dach der LAG werden im Land Berlin komplett öffentlich finanziert. Die Beratung ist kostenlos.

epd ost phi mg
# epd-Service

## Internet
www.schuldnerberatung-berlin.de