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Bundesweit erste Corona-Quarantänestation für Obdachlose

Berlin bietet drei rund um die Uhr geöffnete Einrichtungen für 400 Menschen

In Berlin stehen künftig für Obdachlose während der Corona-Krise insgesamt rund 400 Plätze in drei ganztägig geöffneten Unterkünften zur Verfügung. Außerdem startet die Berliner Stadtmission ab nächster Woche Deutschlands erste Quarantänestation für bis zu 16 positiv getestete Covid-19-Obdachlose, die sonst auf der Straße leben müssten. Die Ganztagsangebote zur Unterbringung der Obdachlosen sollen für die Dauer der Pandemie gelten, zunächst einmal aber bis Ende Juni, sagte Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) am Mittwoch zur offiziellen Eröffnung der Quarantänestation auf dem Gelände der Stadtmission in der Lehrter Straße.

"Wir brauchen auch für die Obdachlosen in dieser Stadt einen sozialen Rettungsschirm, das heißt konkret: dauerhafte Plätze in Zimmern, hauptamtliche Sozialarbeitende, medizinische und psychologische Beratung." Die schon prekäre Lebenssituation dieser Menschen habe sich in den vergangenen Wochen weiter zugespitzt. "Wir können die Obdachlosen in dieser Situation nicht einfach auf der Straße lassen", sagte Breitenbach.

In Berlin leben viele Menschen auf der Straße und in Parks. Knapp 2.000 wurden in der deutschlandweit ersten Obdachlosenzählung im Januar 2020 gezählt. Viele von ihnen gehören in der Corona-Krise zur gesundheitlichen Risikogruppe. Außerdem leben aktuell laut Senatssozialverwaltung mehr als 36.000 Wohnungslose in bezirklichen Unterkünften.

Ganztägige Unterkünfte samt Betreuung und Beratung gibt es seit Ende März in der Jugendherberge Kluckstraße in Berlin-Mitte für etwa 200 Menschen. Die Kosten für Vollverpflegung, Sozialberatung und Wachschutz liegen bei monatlich etwa 466.000 Euro. Seit Anfang Mai stehen zudem weitere 100 Plätze in einer ehemaligen Kältehilfeeinrichtung in der Storkower Straße in Pankow zur Verfügung. Die Kosten betragen etwa 180.000 Euro pro Monat. Die dritte Obdachlosenunterkunft mit Platz für 110 Menschen in der Lehrter Straße wird von der Berliner Stadtmission betrieben. Hier gibt es neben der Quarantänestation auch Plätze für Frauen und Rollstuhlfahrer. Die monatlichen Kosten liegen bei etwa 205.000 Euro. Diese werden zu einem Drittel vom Bezirk Mitte und zu zwei Dritteln vom Senat getragen. Die Senatssozialverwaltung unterstützt nach eigenen Angaben mit jährlich 8,9 Millionen Euro im aktuellen Haushalt soziale Projekte gegen Obdachlosigkeit. 2015 waren es nach eigenen Angaben 2,9 Millionen Euro.

Die Quarantänestation befindet sich auf zwei Etagen über den Räumen der Ambulanz für Obdachlose in der Lehrter Straße. Neben 16 Betten stehen Bäder, Toiletten, ein Aufenthaltsraum sowie ein Raucherzimmer und eine Patientenküche zur Verfügung. Die spendenfinanzierten Investitionskosten für die Station lagen bei etwa 1.000 Euro pro Platz. Mahlzeiten gibt es dreimal am Tag. Fachpersonal werde zweimal täglich die medizinische Grundversorgung sicherstellen.

Mitarbeiter sollen durch eine neu gebaute Hygiene-Schleuse und durch entsprechende Schutzkleidung vor Ansteckungen geschützt werden. Betreuer seien rund um die Uhr vor Ort. Patienten dürfen bis zu ihrer Gesundung das Gebäude nicht verlassen. Bei Verstößen werde die Polizei und das Gesundheitsamt verständigt, hieß es.

(epd)

www.berliner-stadtmission.de