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"Bleibt sichtbar! Macht etwas, probiert Euch aus"

Berliner Superintendent Höcker zur Sichtbarkeit von Kirchengemeinden in Zeiten der Corona-Pandemie

Wegen der Kirchenschließungen infolge der Corona-Pandemie versuchen Berliner Kirchengemeinden verstärkt über ihre Internetpräsenz in Kontakt mit ihren Gemeindemitgliedern zu bleiben. Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Berlin Stadtmitte, Bertold Höcker, zieht im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) eine erste Bilanz.

 epd: Nach fast zwei Wochen Kirchenschließungen: Wie gehen die Kirchengemeinden mit diesem Umstand um; wie viele Gemeinden haben ihr Online-Angebot deshalb verstärkt?

 Höcker: Fast alle unsere 21 Kirchengemeinden haben ihr Online-Angebot verstärkt. Die Gemeinden sind sehr kreativ und experimentierfreudig geworden, probieren neue Formate aus, etwa Youtube-Kanäle oder eigene Angebote auf Instagram. Auch beobachten wir, dass die meisten Kirchengemeinden ihre Websites jetzt besser pflegen und verstärkt als Infokanal nutzen, auch um auf Social Media-Angebote hinzuweisen und zu ihnen zu verlinken.

 epd: Was empfehlen Sie den Kirchengemeinden?

 Höcker: Bleibt sichtbar! Macht etwas, probiert Euch aus, es muss nicht perfekt sein. Vernetzt euch, etwa mit Angeboten wie nebenan.de. Das tun schon viele. Schaut, dass Ihr telefonisch erreichbar seid. Wenn es möglich ist, haltet eure Kirchen offen zum Gebet, zum Kerzen anzünden - alles natürlich immer unter den vom Senat vorgegebenen Regelungen und gemäß der Maßgabe unseres Bischofs: Abstand ist die beste Form der Fürsorge. Manche Gemeinden bieten Segenssprüche zum Mitnehmen an oder kurze Gebete zum Mit-nach-Hause nehmen, ganz analog - eine sehr schöne Möglichkeit über das Digitale hinaus.

 epd: Welches Angebot auf welchem Kanal ist aus Ihrer Sicht besonders effektiv und erreicht die meisten Menschen?

 Höcker: Digitale Angebote, die bereits bestehen und erfolgreich sind, nehmen deutlich Fahrt auf. Etwa der Instagram-Account der Kirchengemeinde St. Petri-St. Marien in Mitte. Oder die Wohnzimmerandachten des jungen REFO-Konvents in Moabit. Sogenannte Sinnfluencer wie etwa Theresa Brückner (@theresaliebt) aus dem Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg bekommen nochmal mehr Bedeutung in der Community. Was auch gut ankommt, sind gestreamte Gottesdienste aus großen bekannten Kirchen wie dem Berliner Dom oder der Gedächtniskirche. Wir wissen aber auch von Gemeindemitgliedern über 80, die die Sonntagspredigt ihres Pfarrers oder ihrer Pfarrerin auf YouTube oder Facebook verfolgen. Ebenfalls beliebt sind kurze geistliche Impulse, Andachten.

 epd: Wo gibt es Nachholbedarf, sei es bei der Präsentation im Netz, sei es bei der Technik oder bei anderen Dingen?

 Höcker: Es gibt natürlich viel Nachholbedarf, wir sind ja alle keine professionellen technisch gut ausgestatteten Influencer, sondern normale Menschen mit Smartphones. Aber auch dort versuchen die Kirchengemeinden, aufzurüsten, technisch versierter zu werden. Es bilden sich auch viele Netzwerke, die sich untereinander beraten.

 epd: Wie stellen Kirchengemeinden sicher, dass auch ältere Gemeindeglieder, die nicht über einen PC oder Tablet verfügen, ausreichend informiert und betreut werden?

 Höcker: Unserer Erfahrung nach ist der Zusammenhalt auch hier sehr gut. Kirchengemeinden suchen von sich aus telefonisch Kontakt zu älteren Gemeindemitgliedern, bieten Besuchsdienste an oder Einkaufshilfen. Ehrenamtliche, die sonst in Gruppen oder Kreisen engagiert sind, versuchen jetzt, wo diese Zusammenkünfte wegfallen müssen, auf anderen Wegen Kontakte zu halten zu Menschen, die nicht so internetaffin sind. Das klappt insbesondere dort gut, wo Menschen so wie in unserem sehr urbanen Kirchenkreis dicht beieinander leben.

(epd, Lukas Philippi)

epd


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