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Berliner Kirchen irritiert über Bund-Länder-Empfehlungen

Wird es auch 2021 ein Osterfest ohne Präsenzgottesdienste geben? Bund und Länder wollen dies wegen der zunehmend schwierigen Corona-Lage. Die Kirchen sind überrascht - und verweisen auf ihre erprobten Hygienekonzepte.

Berlin (epd). Katholiken und Protestanten in der Hauptstadtregion haben zurückhaltend bis skeptisch auf die Bund-Länder-Empfehlungen zum Verzicht auf religiöse Veranstaltungen zu Ostern reagiert. Bischof Christian Stäblein von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag, die Bitte aus der Politik, an Ostern auf Präsenzgottesdienste zu verzichten, werde wahrgenommen. Es blieben jedoch viele Fragen offen, betonte der Bischof. Die Laien im katholischen Erzbistum Berlin wollen ungeachtet der anderslautenden Bund-Länder-Empfehlungen an Ostergottesdiensten unter strengen Hygieneauflagen festhalten.

"Für mich wäre es sehr schmerzlich, Ostern nicht mit anderen in einer Kirche feiern zu können", sagte Stäblein. Gerade in der Pandemiezeit solle die Osterbotschaft der Hoffnung weitergetragen werden. "In den nächsten Tagen führen wir Gespräche und wägen das angemessene und verantwortbare Tun ab", kündigte der Bischof an. Die evangelische Kirche werde "präsent sein, in verschiedenen Formen": "Wir sind für die Menschen da. Ostern findet in jedem Fall statt."

Die Vorsitzende des katholischen Diözesanrates im Erzbistum Berlin, Karlies Abmeier, kritisierte den Bund-Länder-Beschluss, wonach Gottesdienste zu Ostern nach Möglichkeit nur digital gefeiert werden sollen. "Ostergottesdienste sind keine Veranstaltungen wie andere", betonte sie: "Sie bilden den liturgischen Höhepunkt des Kirchenjahres." Digitale Formate könnten dies nicht völlig ersetzen.

Seit Monaten fänden jeden Sonntag in vielen Kirchen des Erzbistums Präsenzgottesdienste statt. "In allen Gemeinden wurden aufwendige Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt: Maskenpflicht, begrenzte Teilnehmerzahl, kein Gesang und Registrierungspflicht gehören zum Standard", betonte Abmeier.

Sie sprach sich dafür aus, bei den bisherigen Planungen für verkürzte Gottesdienste unter strengen Hygieneauflagen zu bleiben. "In dieser Zeit ist die Kirche ein Ort, wo Menschen Kraft tanken können, die auch durch die Pandemie keine Perspektive für ihr Leben sehen", betonte Abmeier. Diesen Menschen sollte die Möglichkeit gegeben werden, "mit Präsenzgottesdiensten und digital Trost zu finden".

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte nach den Beratungen in der Nacht zu Dienstag gesagt: "Wir werden an die Religionsgemeinschaften - dabei werden Bund und Länder auf die Religionsgemeinschaften zugehen - mit der Bitte an sie herantreten, religiöse Versammlungen in dieser Zeit nur virtuell durchzuführen; ich betone 'mit der Bitte'."

Teil des Beschlusspakets ist eine "erweiterte Ruhezeit" zu Ostern. Der Gründonnerstag am 1. April und der Karsamstag am 3. April sollen zu einmaligen Ruhetagen erklärt werden, so dass das Land vom 1. April bis zum Ostermontag am 5. April komplett herunterfährt.

Karfreitag und Ostern sind zentrale christliche Feiertage, Christen gedenken an diesen Tagen der Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi.