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Berlin öffnet weitere Herbergen für Obdachlose

Berlin öffnet wegen der Corona-Pandemie weitere 24/7-Unterkünfte für Obdachlose. Ab Mai sollen dafür insgesamt rund 400 Plätze zur Verfügung stehen. Zudem werden jetzt Obdachlosenlotsen eingesetzt, um Menschen auf der Straße besser zu erreichen.

In Berlin werden wegen der Corona-Pandemie weitere ganztägige Unterkünfte für Obdachlose geöffnet. Von Freitag an werde die bisherige Notunterkunft der Kältehilfe mit 100 Plätzen in der Storkower Straße zu einer Unterkunft, die Obdachlosen sieben Tage die Woche rund um die Uhr zur Verfügung steht, kündigte Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) am Mittwoch in der Bundeshauptstadt an. Zudem werde noch im Mai bei der Berliner Stadtmission in der Lehrter Straße eine weitere Tag-und-Nacht-Beherbergungsstätte mit 110 Plätzen eröffnet. Acht der Plätze seien rollstuhlgerecht und 35 Plätze für Frauen reserviert. Zudem soll es drei Einzelzimmer für Corona-Verdachtsfälle geben.

Bereits seit Anfang April sind in der Jugendherberge in der Kluckstraße in Berlin-Tiergarten 200 Obdachlose untergebracht, die dort ganztägig versorgt werden. Die Kosten für die drei Unterkünfte trägt der Senat und werden laut Sozialsenatorin für Mai und Juni mit etwa zwei Millionen Euro veranschlagt. Die Herberge in der Kluckstraße kostet nach Angaben von Breitenbachs Sprecher Stefan Strauß monatlich 500.000 Euro, in der Storkower Straße 200.000 Euro und in der Lehrter Straße 205.000 Euro.

Eine Einzelzimmer-Lösung für Obdachlose während der Corona-Krise beispielsweise in Hostels oder Hotels, wie ursprünglich aus Infektionsschutzgründen geplant, "werden wir nicht hinbekommen", räumte Breitenbach ein. Dafür fehlten derzeit die Mittel, die nur vom Abgeordnetenhaus freigegeben werden könnten. Für die Unterbringung eines obdachlosen Menschen in einem Hotel würden etwa 2.000 Euro veranschlagt inklusive Vollverpflegung, Wachschutzbund und Sozialbetreuung.

Der Geschäftsführer der in der Obdachlosenarbeit aktiven Sozialgenossenschaft Karuna, Jörg Richert, kritisierte besonders das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) für seine Geschäftspolitik. Die Preise, die für die Unterbringung von Obdachlosen in den Berliner Jugendherbergen aufgerufen würden, seien mit einem Tagessatz von 42 Euro "schwindelerregend und unangebracht", sagte Richert: "Das Ganze ließe sich sicherlich auch mit 20 Euro realisieren." Der Jugendherbergsverband hatte zuletzt staatliche Hilfen für seine Häuser gefordert. Ohne diese stünden viele Jugendherbergen wegen der Corona-Krise vor dem endgültigen Aus.

Karuna, die seit Beginn der Corona-Krise täglich am Boxhagener Platz im Stadtteil Friedrichshain 500 Essenportionen und Geld an Obdachlose verteilen, setzt zudem die ersten zehn Obdachlosenlotsen ein. Die zumeist jungen Frauen und Männer werden über das Berliner Solidarische Grundeinkommen (SGE) bezahlt und haben häufig selbst mal als Wohnungslose auf der Straße gelebt. Dieses "Expertenwissen" sei von großem Vorteil, um die Menschen dort abholen zu können, wo sie sind, sagte Richert. Vorbild seien die Flüchtlingslotsen, mit denen man sehr gute Erfahrungen gemacht habe, betonte die Senatorin.

Breitenbach sagte auch, es werde ein "bitterer Moment" sein, wenn nach Ende der Krise die Corona-Hilfsmaßnahmen für die Obdachlosen zurückgefahren werden müssen und viele von ihnen wieder auf der Straße landen. Zugleich hoffe sie, dass viele von ihnen durch die Sozialbetreuung in den Unterkünften den Weg zur sozialen Wohnhilfe finden.
(epd)