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Stäblein: Gottesdienste dürfen nicht zu Spreader-Events werden

Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein hat die Privilegierung von Religionsgemeinschaften bei den aktuellen Corona-Beschränkungen verteidigt. Eine Konkurrenzdiskussion etwa zwischen Kultur und Kirche halte er für fehl am Platz, sagte der Bischof der EKBO dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Religionsfreiheit sei ein hohes Gut. Kirchen, Synagogen und Moscheen öffneten ihre Räume für Trost, Seelsorge und Klage, betonte Stäblein: "Das ist eine wichtige Aufgabe innerhalb der Gesellschaft."

Die Kirchen hätten eine starke Partnerschaft mit der Kulturbranche und stellten sich öffentlich an ihre Seite, betonte Stäblein. Die Kirche wünsche sich von der gesamten Gesellschaft Solidarität mit den Kulturschaffenden.

Der 53-Jährige ist seit einem Jahr Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Die Zeit seit der Amtsübernahme am 16. November 2019 war wegen der Corona-Pandemie außergewöhnlich. Die Gesellschaft erfahre im Moment, dass sie an die Grenzen von Planbarkeit und Machbarkeit gerate, sagte Stäblein: "Wir sind gewohnt, die Macher unseres Lebens und unserer Terminkalender zu sein. Das ist jetzt eine Herausforderung wahrzunehmen, dass man sich wichtige Projekte vorgenommen hat, die dann leider doch nicht realisiert werden können." Viele Menschen machten diese Erfahrung in der Corona-Zeit in geradezu existenzbedrohender Weise.

Stäblein versicherte, dass die Kirchen verantwortungsvoll mit ihren Rechten in der Corona-Pandemie umgehen: "Es geht nicht darum, die Eindämmungsregeln bis an die Grenzen auszureizen." Vielmehr müsse der Geist der Hygienevorschriften "in guter Weise umgesetzt werden". Der Schutz des Nächsten müsse im Mittelpunkt stehen, sagte der Bischof: "Gottesdienste dürfen nicht zu Spreader-Events werden."

Zu Weihnachten seien größere Gottesdienste unter freiem Himmel weiter eine Option, sagte Stäblein. Im Moment sei jedoch schwer abzusehen, was möglich sein werde. Vielleicht werde es auch "sehr viele kleine Veranstaltungen in großer Zahl geben, vielleicht auch draußen auf Straßenkreuzungen" oder an anderen Orten. "Wichtig ist, dass alle wissen, dass wir auch Heiligabend für die Menschen da sind", betonte der Theologe.

Versuche von Gegnern der Corona-Beschränkungen, Proteste zum Gottesdienst zu erklären, kritisierte Stäblein scharf. "Man kann nicht einfach sagen, weil wir vorn ein Gebet und hinten einen Segen haben, machen wir das Label 'Gottesdienst' drauf", sagte der Bischof: "Das können wir nicht akzeptieren."

epd-Gespräch: Yvonne Jennerjahn und Jens Büttner