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Kirchen in Hauptstadtregion verlieren deutlich Mitglieder

Beide großen Kirchen haben im vergangenen Jahr weiter Mitglieder verloren. Vor allem die Zahl der Kirchenaustritte erreicht neue Höchststände. Hinzu kommt die demografische Entwicklung.

Die Zahl der Protestanten und der Katholiken in der Hauptstadtregion nimmt weiter ab. Bei der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sank die Zahl der Mitglieder im vergangenen Jahr um 26.885 Personen beziehungsweise 2,9 Prozent auf 914.260. Die Zahl der Katholiken im Erzbistum Berlin nahm im selben Zeitraum um etwa 8.500 ab, von 408.723 in 2018 auf 400.277 in 2019. Berlins evangelischer Landesbischof Christian Stäblein führte die Zahlen auf gesamtgesellschaftliche Entwicklungen zurück. Erzbischof Heiner Koch sagte: "Es schmerzt mich sehr, dass es uns nicht gelingt, den anhaltenden Trend zu steigenden Austrittzahlen zu stoppen."

Wie die evangelische Landeskirche am Freitag in Berlin mitteilte, waren 2019 noch 914.260 Menschen Mitglieder der EKBO (2018: 940.419 Mitglieder). Grundlage der Mitgliederstatistik sind Daten der Meldebehörden der Bundesländer zum Stichtag am 31. Dezember.

Demnach hat sich die Zahl der Kirchenaustritte im Vergleich zum Vorjahr nochmals deutlich erhöht: 15.922 Menschen traten aus der Landeskirche aus, 16,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Im selben Zeitraum wurden 4.838 Kinder und Erwachsene getauft und 4.515 Jugendliche konfirmiert. Das waren jeweils weniger als im Jahre 2018. Annähernd stabil geblieben ist die Anzahl der Kircheneintritte: 1.012 Personen nach 1.046 im Vorjahr.

Bei den Taufen sei in den vergangenen zwei Jahren ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen, der auch demografische Gründe habe. So habe zu Beginn der 1990er Jahre ein erheblicher Geburtenrückgang in den ostdeutschen Bundesländern stattgefunden und viele Familien seien weggezogen. Dies sei in der aktuellen Elterngeneration erkennbar, hieß es.

Landesbischof Christian Stäblein sagte: "Es gibt eine generelle Kritik an großen Institutionen, die Gesellschaft wird säkularer und es gibt ein Unbehagen, sich langfristig zu binden." Diese Entwicklung betreffe nicht nur die Kirchen, sondern auch Gewerkschaften und Parteien. Gleichzeitig gebe es aber auch ein wachsendes Bedürfnis nach Spiritualität in der Gesellschaft: "Wir als Kirche wollen und müssen lernen, darauf noch flexibler einzugehen", sagte Stäblein.

Auch in der katholischen Kirche gingen die Mitgliederzahlen zurück. Allerdings verlief die Entwicklung hier unterschiedlich zwischen Stadt und Land, wie das Erzbistum Berlin am Freitag mitteilte. In Berlin ging die Zahl der Katholiken von 320.915 auf 312.561 zurück. Dagegen blieb sie in Brandenburg (72.825 nach 72.677), Vorpommern (14.755 nach 14.987) und den zum Erzbistum gehörenden Teilen Sachsen-Anhalts (136 nach 144) in etwa stabil. Dies geht nach den Worten von Erzbischof Koch auch auf viele Zuzüge in diese Regionen zurück.

Die Zahl der Taufen im katholischen Erzbistum Berlin sank von 2.059 (2018) auf 1.786 im vergangenen Jahr. Die Zahl der Erstkommunionen verringerte sich auf 2.016, nach zuvor 2.099. Deutlich zugenommen haben auch hier die Kirchenaustritte: 10.068 Menschen kehrten im vergangenen Jahr der katholischen Kirche in der Hauptstadtregion den Rücken. Im Jahr davor lag die Zahl der Kirchenaustritte noch bei 8.165.

Zum Erzbistum Berlin gehören neben der Hauptstadt der größere Teil Brandenburgs außer dem Spreewald und der Lausitz sowie Vorpommern.

(epd)

Interview mit Bischof Christian Stäblein und aktuelle Zahlen der Landeskirche unter: https://ekbo.de/mitgliederzahlen2019