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Bischof Stäblein für Erinnerungsort an DDR-Demokratiebewegung

Bischof Christian Stäblein. Foto: Matthias Kauffmann
Bischof Christian Stäblein. Foto: Matthias Kauffmann

Bischof Christian Stäblein hat sich für einen offiziellen Erinnerungsort an die Demokratie- und Bürgerrechtsbewegung der DDR ausgesprochen. Gut 30 Jahre später sei ein solcher Ort notwendig, "auch um Menschen, die keine eigene lebendige Erinnerung daran haben, später Geborene oder auch Gäste aus aller Welt mit genau dieser Geschichte der Friedlichen Revolution in Kontakt zu bringen", sagte Stäblein dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Der Bau der Berliner Mauer, die 1989 von der DDR-Demokratiebewegung zu Fall gebracht wurde, jährt sich 2021 zum 60. Mal.

"Das Gedenken an die Opfer der Mauer findet an der Bernauer Straße statt, für die Einheit kommt die Einheitswippe in Schlossnähe", sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz: "Aber einen prominenten und öffentlichen Ort für die Erinnerung an die Menschen der Friedlichen Revolution gibt es in der Hauptstadt noch nicht. Das sollten wir ändern." Stäblein unterstützt damit einen Vorschlag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für einen neuen herausgehobenen Erinnerungsort.

Besonders geeignet wären die Gethsemane-Kirche oder die Zionskirche, sagte Stäblein: "Beides sind Orte, die zentral für die Bewegung der Friedlichen Revolution stehen."

Der Bischof rief zugleich zur Auseinandersetzung mit dem Verlauf der Wiedervereinigung auf. "Die problematischen Anteile des Zusammenwachsens gerade im ersten Jahrzehnt nach der Friedlichen Revolution sind noch nicht aufgearbeitet worden", sagte Stäblein: "Wir brauchen mehr offenes Gespräch und Austausch über eine Zeit, in der sich die Menschen in Ostdeutschland im Prozess der Vereinigung mehrheitlich nicht wahrgenommen erlebt haben."

Es gebe noch viele Ungerechtigkeiten in der Wahrnehmung und Aufarbeitung der Geschichte von Menschen aus Ostdeutschland, sagte Stäblein: "Dieses belastet den Zusammenhalt und ist auch eine Hypothek für die demokratische Weiterentwicklung des Landes."

Es sei "schockierend und abstoßend, wie Gruppen und insbesondere eine Partei am rechten Rand die Geschehnisse von 1989 gewissermaßen diametral gegen ihren eigenen Sinn ausnutzt und wendet", sagte Stäblein. Statt für Freiheit werde für Ausgrenzung und Abwertung plakatiert und dabei der Ruf "Wir sind das Volk" in sein Gegenteil verkehrt, sagte der Bischof: "Das ist perfide."

Dass es auch einstige DDR-Bürgerrechtler gebe, die sich heute am rechten Rand der Gesellschaft bewegen, "irritiert mich und bleibt mir ein Stück unverständlich", sagte Stäblein: "Darum würde ich gerne mit diesen Menschen ins Gespräch kommen."

epd-Gespräch: Yvonne Jennerjahn

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Das vollständige Interview gibt es hier.