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Kolumne: Brückenschlag zur europäischen Integration

Bischof Stäblein über das 30-jährige Bestehen der Viadrina

Das Viadrina-Portal. Foto: Ralf Lotys / Wikimedia

In der neuen Ausgabe seiner Kolumne in der "B.Z." schreibt Bischof Christian Stäblein:

"Manches geht in diesen Zeiten unter. Obwohl es wichtig ist. Die Viadrina in Frankfurt/Oder feiert derzeit ihr 30-jähriges Bestehen. 1991 wurde sie wieder gegründet, diese Universität in der Doppelstadt an der Grenze zur Polen. Bis 1811 gab es dort bereits eine Universität. Der Gedanke, am ehemaligen Grenzfluss neben den realen Brücken auch eine aus Wissenschaft und Forschung zu bauen, ist genial. Viadrina – dieser Name heißt übersetzt so viel wie: die am Weg der Oder gelegene. Sie sorgt mit dafür, dass gilt, was wir so gern beteuern: Grenzen trennen nicht. Diese Grenze verbindet. Man kann an der Europa-Universität deutsch-polnisches Recht studieren. Zweisprachig. International. Die ehemalige Grenzregion entwickelt sich zu einer neuen Mitte Europas.

Wie wichtig ein solcher nach Osten ausgerichteter Wissensspeicher ist, zeigt sich gerade jetzt. An der Viadrina lehren, arbeiten und forschen Expertinnen und Experten in Fragen der Ukraine. Und aus der Ukraine. Inzwischen studieren hier etliche, die durch den Krieg aus ihrem Heimatland vertrieben wurden. Der Auftrag dieser Universität war von Anfang an die europäische Integration. Ein Gedanke spielte eine zentrale Rolle: Integration – das Miteinander in Vielfalt – ist ein Prozess, der nie abgeschlossen sein wird. Man muss stets daran arbeiten. Ähnlich wie an Brücken: Schön, wenn man sie hat. Aber man muss sie auch beschreiten, zum Weg machen. Weg heißt auf Latein via. Die Viadrina ist ein sehr guter Weg. Ich wünsche der Viadrina zu ihrem Jubiläum Gottes reichen Segen. Segen ist auch so etwas: Im besten Fall ein Zustand von Frieden und Miteinander. Aber stets auch ein Prozess. Immer im Werden. Gottes ständiges, immer neues Hineinkommen in unser Leben. Diesen Segen und seinen Frieden brauchen wir."

16. Juni 2022